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„Impact Investment markiert ein neues Zeitalter des Investierens“

Commerz Real hat mit dem klimaVest im vergangenen Jahr erstmals einen Impact-Sachwertefonds für Privatanleger aufgelegt. Er unterscheidet sich grundlegend von der Mehrheit der bisherigen nachhaltigen Fonds. Dennoch oder gerade deshalb hat die Fondsgesellschaft große Ziele für den Fonds.

<h5>Interview mit Tobias Huzarski, Head of Impact Investment von Commerz Real, und Timo Werner, Fondsmanager des Klimavest.</h5><h5>Herr Huzarski, mit klimaVest hat Commerz Real seinen ersten Impact-Sachwertefonds aufgelegt. Was ist ein Impactfonds?</h5><p>Tobias Huzarski: Impactfonds gehen einen Schritt weiter als klassische Nachhaltigkeitsfonds. Letztere umfassen eine ganze Reihe unterschiedlicher Philosophien, Ansätze und Methoden. Der größte Teil und auch der Ursprung liegt in Ausschlusskriterien. Das ist zwar ein absolut wichtiger und auch richtiger Ansatz, um bestimmte Themen wie die Atomkraft oder die Rüstungsindustrien aus­zuschließen, die gesellschaftlich nicht gewollt sind. Es führt aber oft zu einer Diskrepanz zwischen der Erwartung der Anleger und den tatsächlichen Inhalten. Ein Beispiel: In den zehn größten nachhaltigen US-Fonds die machen Tech-Riesen wie Facebook, Amazon, Netflix oder Google 17% der Portfolios aus. Das sind nicht unbedingt Unternehmen, an die Kunden bei Nachhaltigkeit den­ken. Impact verfolgt einen anderen Ansatz.</p><h5>Welchen?</h5><p>TH: Impact Investment markiert ein neues Zeitalter des Investierens, und zwar in mehrfacher Hinsicht: Erstens geht es beim Impact Investment nicht mehr nur darum, die negativen Auswirkungen von wirtschaftlichen Tätigkeiten abzumildern, sondern durch die Investitionen gezielt bestimmte Projekte und Unternehmen zu unterstützen, die nachweislich eine gesellschaftliche Verbesserung fördern, wie zum Beispiel in die Reduzierung des globalen CO2-Ausstoßes. Das tun wir mit dem klimaVest, indem wir zum Beispiel in Solar- und Windparks investieren. </p><p>Der zweite wichtige Punkt ist, dass man sich anschauen muss, was mit dem angelegten Geld passiert. Wenn ich eine Aktie kaufe, landet das Geld lediglich beim Verkäufer. Beim klimaVest fließt es stattdessen in bestimmte Projekte. Hinzu kommt ein dritter wich­tiger Punkt.</p><h5>Wie sieht dieser aus?</h5><p>TH: Messbar zur Abschwächung des Klimawandels beizutragen. Konkret wollen wir pro 10.000 Euro den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß um drei bis vier Tonnen reduzieren. Drei Viertel der menschengemachten Treibhausgabe sind CO2. Wir brauchen also dringend Maßnahmen, wie wir den CO2-Ausstoß verringern können. Und deswegen haben wir uns bei der Impact-Messung auf diesen Wert fokussiert. Sich konkrete Ziele zu setzen, ist aber nur die eine Seite der Medaille. Wichtig ist auch, transparent darüber zu informieren. Deswegen erhalten unsere Anleger regelmäßige Reportings über den vermiedenen CO2-Ausstoß. Auch bezüglich der ESG-Kriterien im Allgemeinen wird das Reporting deutlich ausführlicher ausfallen als bei anderen Fonds. </p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Warum hat Commerz Real sich für die Auflegung eines solchen Fonds entschieden?--><h5>Warum hat Commerz Real sich für die Auflegung eines solchen Fonds entschieden?</h5><p>Timo Werner: Wir wollten in erster Linie einen Fonds für Privatanleger auflegen, der in erneuerbare Energien investiert und der neben der klassischen Rendite einen aktiven, messbaren Beitrag zum Klimaschutz leistet. Doch es war gar nicht so einfach, ein Vehikel zu finden, das diese Art von Investment für Privatanleger überhaupt ermöglicht. Infra­strukturinvestments waren lange Zeit ein exklusiver Club für institutionelle Investoren. Das geeignete Vehikel haben wir mit dem European Long Term Investment Fund, kurz ELTIF, gefunden. ELTIF ermöglicht es Privatanlegern, flexibel und mit überschaubaren Summen in das Thema zu investieren. </p><h5>Worin genau investiert der Fonds?</h5><p>TW: Kern des Portfolios sind Investments in Solar- und Windparks. Das ist der primäre Fokus des klimaVest, denn es sind etablierte und gut berechenbare Technologien mit verlässlichen Track Records aus der Vergangenheit. Sie profitieren nicht nur von staatlichen Förderungen wie etwa festen Einspeisevergütungen, sondern zum Beispiel auch davon, dass große Unternehmen mittlerweile direkte Stromlieferverträge mit Energieparks abschließen, um ihre Server mit grünem Strom zu versorgen. Sekundär wollen wir mittel- bis langfristig auch in nachhaltige Infrastruktur und Mobilität investieren, etwa in moderne Stromnetze oder Stromspeicher. Auch der saubere öffentliche Schienen- und Nahverkehr sowie die Forstwirtschaft haben wir perspektivisch auf der Agenda.</p><h5>Inwieweit spielte die sogenannte EU-Taxonomie-Verordnung eine Rolle bei der Fondsauflage?</h5><p>TH: Die Taxonomie spielt eine zentrale Rolle. Sie definiert einheitliche Kriterien für Nachhaltigkeit und ist damit eine Art Lexikon für nachhaltiges Investieren. Deshalb orientieren wir uns an diesen Kriterien, statt einen eigenen Nachhaltigkeitsbegriff zu definieren. Zudem bezieht sich die Taxonomie auf Nachhaltigkeit in konkreten Investitionen wie Wind- oder Solarparks und nicht auf Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene. Das ist für uns als Impact-Fonds, der in konkrete Sachwertobjekte investiert, sehr relevant, weil die Taxonomie für uns eine sehr gute Guideline ist, um konsistent mit dem EU Green Deal zu agieren. Der klimaVest und die EU-Taxonomie bilden somit im Grunde eine Symbiose. </p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Sind nachhaltiges Investieren und Impact Investing mehr als nur ein Trend?--><h5>Sind nachhaltiges Investieren und Impact Investing mehr als nur ein Trend?</h5><p>TH: Ja, sind sie. Langfristig wäre es ideal, wenn Impact Investing sich überflüssig macht, indem gesellschaftliche Wirkung und finanzielle Rendite selbstverständlich, standard­mäßig Hand in Hand gehen. Impact Investing grenzt sich ja bisher nur deswegen von anderen Investments ab, weil es noch keine perfekte branchen- und europaweite Integration von ESG-Kriterien gibt. Allerdings geht die Entwicklung genau in diese Richtung. Die Offenlegungsverordnung hat dazu sicher ihren Teil beigetragen, und auch die MiFID-II-Reformen werden dazu beitragen. Berater müssen in Zukunft schließlich erklären, welche nachhaltigen Alternativen es zu nicht-nachhaltigen Produkten gibt. Gesellschaftliche Wirkung und finanzielle Rendite dürften sich somit in Zukunft deutlich stärker miteinander verzahnen.</p><h5>Welche Renditen sind mit solch einer Strategie möglich?</h5><p>TW: Zielrendite des Fonds sind 3 bis 4% pro Jahr nach Kosten. Diese soll sich aus einem Wachstum des Fondswertes und regelmäßigen Ausschüttungen an die Anleger zusammensetzen. Wir planen eine jährliche Ausschüttung von 1,5 bis 2%. Dass diese mittel- bis langfristig realistisch und machbar ist, zeigen nicht zuletzt unsere anderen Fonds, die wir schon seit Jahren im Management haben. Der Rest des Gewinns verbleibt im Fonds und wird für weitere Investitionen genutzt und soll so für einen Zinseszinseffekt beim Anleger sorgen. Natürlich können die Anleger auch ihre Ausschüttungen wieder in den Fonds reinvestieren. Und wenn ein Anleger das Geld kurzfristig doch brauchen sollte, kann er seine Anteile auch jederzeit zurückgeben, da der Fonds täglich handelbar ist.</p><h5>Der Fonds soll nicht nur in der Nische eingesetzt werden, sondern sich zu einem Flaggschiff mit einem Volumen von 25 Mrd. Euro entwickeln. Ist das nicht etwas ambitioniert?</h5><p>TW: Unser Ziel ist es, 10 Mrd. Euro Eigenkapital einzusammeln. Das wird nicht von heute auf morgen und auch nicht im ersten oder zweiten Jahr geschehen. Die erste Resonanz ist aber positiv. Seit Fondsstart im November haben wir über 250 Mio. Euro Eigenkapital eingesammelt – und das bisher ohne Drittvertrieb, sondern nur über die Commerzbank. Wenn man das hochskaliert und noch den Drittvertrieb hinzunimmt, ist das Ziel von 10 Mrd. Euro Eigenkapital in zehn Jahren durchaus realistisch. </p><p>Mit diesen 10 Mrd. Euro wollen wir durch den gezielten Einsatz von Fremdkapital Investitionen im Volumen von 25 Mrd. Euro tätigen, um so noch mehr Objekte finanzieren zu können und nicht nur höhere Renditen, sondern auch einen höheren Impact zu genieren. Wenn man bedenkt, wie stark das Thema Nachhaltigkeit in allen Gesellschaftsbereichen an Bedeutung gewinnt, dürfte das keineswegs zu ambitioniert sein.</p><p>Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 03/2021, Seite 60 f., und in unserem <a href="https://epaper.asscompact.de/asscompact-03–2021/65329687" target="_blank" >ePaper</a>. </p><p>Bild: © Stockwerk-Fotodesign – stock.adobe.com</p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/54379A77-153D-4943-87B7-F5774F57227A"></div>

 
Ein Interview mit
Tobias Huzarski
Timo Werner

Investmentfonds waren im ersten Quartal stark gefragt

Die Nachfrage nach Investmentfonds war in Deutschland im ersten Quartal sehr hoch. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des aktuellen Fondsbarometers von ebase. Vor allem an Aktienfonds, Mischfonds und ETFs war das Interesse zum Jahresauftakt groß.

Im ersten Quartal 2021 zeigte sich die Investmentfondsnachfrage der Kunden der ebase erneut auf einem hohen Niveau. Die Handelsaktivitäten lagen deutlich über dem bereits sehr handelsintensiven Vorjahr. „Die Fondsnachfrage hat im ersten Quartal nahtlos an das letzte Jahr angeschlossen und bewegt sich ebenso wie die weltweiten Börsen auf einem sehr erfreulichen Niveau“, kommentiert Kai Friedrich, CEO der ebase.

Aus Sparern werden Investoren

Der sich im letzten Jahr vorsichtig abzeichnende Trend, dass mehr und mehr Deutsche von Sparern zu Investoren werden, hat sich ebase zufolge somit in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres fortgesetzt. Dass die Handelsaktivität der ebase-Kunden im ersten Quartal 2021 deutlich über dem Durchschnitt des Vorjahres lag – sowohl was das gesamte Fondsgeschäft der ebase betrifft, als auch speziell den Handel mit ETFs – sei insbesondere vor dem Hintergrund des bereits sehr handelsintensiven Jahres 2020 eine beachtliche Entwicklung. Schließlich war aufgrund der coronabedingten massiven Markteinbrüche die Handelsaktivität zum Ende des ersten Quartals 2020 bereits auf sehr hohem Niveau.

Run auf Aktienfonds

Das ausgeprägte Interesse an Fondsinvestments sowie die offensivere Ausrichtung zahlreicher Kundendepots zeigte sich eindrücklich an der großen Nachfrage nach Aktienfonds. Der Kaufquotient von Aktienfonds belief sich im ersten Quartal 2021 auf 1,40. Damit übertrafen die Aktienfonds-Käufe die Verkäufe um 40%. Im Vordergrund standen hierbei Fonds, die in asiatische Aktien investieren (Kaufquotient: 2,16), sowie globale Fonds (Kaufquotient: 1,58). Fonds für deutsche bzw. europäische Aktien waren demgegenüber mit Kaufquotienten von 0,77 bzw. 0,89 weniger gefragt, bei ihnen überwogen die Anteilsverkäufe.

Auch Mischfonds und ETFs stark nachgefragt

Bei Mischfonds zeigte sich mit einem Kaufquotienten von 1,64 ebenfalls ein klar überwiegendes Kaufinteresse. „Hier waren Fonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland bzw. Europa allerdings anders als bei Aktienfonds sehr viel stärker gefragt“, bestätigt Friedrich. Die Kaufquotienten lagen bei 1,60 bzw. 1,51. Auch die Nachfrage nach ETFs war erneut hoch. Das ETF-Handelsvolumen war in den ersten drei Monaten des Jahres knapp 40% höher als im Durchschnitt des Jahres 2020 – und das bei einem Kaufquotienten von 1,79. (mh)

Bild: © Monster Ztudio – stock.adobe.com

 

Umfrage sieht großes Potenzial für Crowdinvesting in Deutschland

Achtstein Invest hat bei Yougov eine Umfrage zu Crowdinvesting in Auftrag gegeben. Viele Befragte kennen Crowdinvesting demnach noch nicht, würden es nach einer Erklärung aber gerade bei Immobilieninvestments attraktiv finden. Somit bestehe noch großes Aufholpotenzial.

Obwohl der Markt für Crowdinvestments in Deutschland seit Jahren boomt, ist vielen Menschen die Anlageform noch gänzlich unbekannt. 53% der Deutschen haben von Crowdinvesting im Immobilienbereich noch nie gehört. Dies ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Achtstein Invest AG, einer neuen Crowdinvesting-Plattform für Privatanleger. Weitere 12% der Befragten kennen den Begriff, wissen jedoch nicht genau, was darunter zu verstehen ist.

Viele Befragte halten Crowdinvesting für attraktiv

Wird Verbrauchern die Anlageform erklärt, steigt deren Investitionsbereitschaft deutlich an. Nach einer kurzen Erläuterung des Investitionsmodells hielten 32% der Umfrageteilnehmer Crowdinvesting für eine attraktive Möglichkeit, um vom Wachstum der deutschen Immobilienmärkte zu profitieren. Nur 21% waren gegenteiliger Meinung. 47% wollten noch keine eindeutige Aussage treffen.

Riesiges ungenutztes Potenzial

„Anleger halten Crowdinvesting für hochattraktiv, vorausgesetzt sie werden von den Anbietern über die Details aufgeklärt. Gleichzeitig sehen wir in Deutschland noch ein riesiges ungenutztes Potenzial für alternative Investmentmöglichkeiten, welches es zu heben gilt“, kommentiert Jürgen Mertens, CEO von Achtstein Invest die Zahlen. Das Ergebnis der Befragung sei ein klarer Auftrag an die Branche. Achtstein Invest selbst will genau hier mit einer digitalen Vermarktungskampagne ansetzen. Private Kleinanleger, die aktuell kaum Zinsen auf ihr Erspartes bekommen, müssten über die Vorteile von Crowdinvesting stärker als bisher aufgeklärt werden. „Sie können auf diesem Weg in enorm renditestarke Immobilien investieren, was bisher hauptsächlich institutionellen Anlegern möglich war“, so Mertens.

Profiteur der Pandemie

Auch ein zweiter Befund deutet auf künftiges Wachstumspotenzial für Crowdinvesting hin. Immerhin 31% der Befragten glauben, dass im Zuge der Corona-Pandemie digitale Anlagemöglichkeiten wie Crowdinvesting gegenüber klassischen Investments bevorzugt genutzt werden. 25% sind diesbezüglich skeptisch. Laut der Umfrage sind viele Menschen bereit, größere Anlagesummen als die Mindestsummen von teilweise nur 100 Euro zu investieren. So kann sich von den investitionsbereiten Befragten eine relative Mehrheit von 43% vorstellen, Beträge von 1.001 bis 10.000 Euro in Crowdinvestments anzulegen. Weitere 32% würden zumindest bis zu 1.000 Euro investieren. (mh)

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ETFs: Die passive Revolution

Einst als Nische belächelt, erobern ETFs immer mehr Bereiche der Geldanlage, und das nicht nur wegen ihrer niedrigen Kosten. Ihre Einsatzgebiete gehen längst über Standardindizes hinaus – und so haben sie auch für Berater, Versicherungen und Vermittler großes Potenzial.

<p>John Bogle ist den meisten Deutschen wohl kaum ein Begriff. Dabei hat er 1976 eine Revolution losgetreten. Eine Revolution, die die Finanzwelt heute mehr denn je aufhorchen lässt. Bogle legte 1976 den ersten Fonds auf, der einen Börsenindex nachbildet. Was mit einem Produkt auf den S&P 500 begann, hat die Fondswelt wie kaum eine andere Neuentwicklung verändert. ETFs sind die größte Wachstumsgeschichte der vergangenen Jahrzehnte. Zuletzt lagen die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten bei 20%. Insgesamt haben ETFs rund ein Fünftel des gesamten Fondsmarktes erobert.</p><h5>Kosten, Kosten, Kosten</h5><p>ETFs punkten vor allem mit einem Argument: Kosten. Fallen für aktiv verwaltete Fonds in aller Regel über 1% und oft sogar über 2% pro Jahr an, fangen die Jahresgebühren für ETFs schon im Promillebereich an. Selbst exotische Investments oder smarte Portfoliolösungen kosten weniger als 1% pro Jahr. Dieses Argument überzeugt immer mehr Anleger und hat dadurch einen massiven Preiswettbewerb in der Fondsbranche ausgelöst. </p><h5>Mehr als nur Standardindizes</h5><p>Selbst komplexe Investmentansätze lassen sich über Indexinvestments abbilden. Smart Beta lautet hier oft das Zauberwort. Auch Nachhaltigkeit spielt bei ETFs natürlich eine immer wichtigere Rolle. Große Indexanbieter wie MSCI, S&P oder die Deutsche Börse arbeiten bei solchen speziellen Ansätzen oft direkter Zusammenarbeit mit den Fondsgesellschaften zusammen und entwickeln passgenaue Indizes. Dadurch lassen sich selbst recht enge thematische Investments wie etwa in Cannabis oder digitale Bildung realisieren. </p><h5>Wie gemacht für Versicherungen </h5><p>Doch nicht nur das Spektrum der abgebildeten Indizes hat sich deutlich erweitert, sondern auch die Einsatzgebiete. ETFs sind heute längst nicht mehr nur als Direktanlage oder Sparplan gefragt – wenngleich gerade letztere stark boomen. Auch in der Provisionsvermittlung haben sie noch immenses Aufholpotenzial. Zudem sind sie bereits ein fester Bestandteil vieler fondsgebundener Lebensversicherungen, denn gerade mit Versicherungslösungen sich die günstigen und breit gestreuten ETF-Investments clever kombinieren.</p><h5>Bereit für die nächste Evolutionsstufe</h5><p>Bei allen Vorzügen haben ETFs aber natürlich auch Nachteile. So nimmt der überwiegende Teil der passiven Produkte Abwärtsbewegungen eins zu eins mit. Das ist vor allem psychologisch problematisch, da viele Anleger dann in Panik im schlechtesten Moment aus ihren Investments aussteigen: wenn es an den Märkten kracht. Dieser Herdentrieb liegt in der Natur des Menschen. Er lässt sich daher nicht abschaffen. Er lässt sich aber begrenzen, wenn man den Auslöser der Panik eindämmt: die Verluste. Abhilfe können etwa Vermögensverwaltungen oder Dachfonds auf ETF-Basis leisten. Insbesondere bei den digitalen Vertretern sind die passiven Fonds beliebt. Kombiniert mit Algorithmen oder künstlicher Intelligenz wollen sie die Abwärtsrisiken der ETFs reduzieren. Gelingt das langfristig nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis, dürften ETF die nächste Evolutionsstufe zünden und der von John Bogle gestarteten Revolution zu noch deutlich höheren Marktanteilen verhelfen. (mh)</p><p><i class="font-twelve-italic" >© Tierney – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/58358F8C-3FCC-4C1A-9051-3D8B1315BFCD"></div>

 

Amundi baut den Deutschland-Vertrieb um

Amundi hat den Vertrieb über Vertriebspartner an Retailkunden in Deutschland umgebaut. Mehrere Positionen wurden neu besetzt oder gar neu geschaffen. Dadurch soll ein noch besserer Service in der Betreuung über alle Vertriebsbereiche hinweg geboten werden können.

Der größte europäische Asset Manager stellt seinen Vertrieb über Vertriebspartner an Retailkunden in Deutschland um. In der neuen Aufstellung übernimmt Hermann Pfeifer die Leitung für den Vertrieb von aktiven wie passiven Produkten über Vertriebspartner an Retailkunden von Amundi Deutschland. In dieser Funktion berichten Thomas Wiedenmann, Head of ETF, Indexing and Smart Beta Sales Germany, Austria and Eastern Europe, und Alexander Koch als Head of 3rd Party Distribution in neuen Positionen an ihn.

Neuer Geschäftsbereich ESG Business

Neu geschaffen hat Amundi Deutschland den Bereich ESG Business. Er wird geleitet von Dr. Andreas Steinert, der 2018 zu Amundi Deutschland wechselte und dort bis dato den Bereich 3rd Party Distribution verantwortete. Das institutionelle Geschäft bleibt derweil unter der Leitung von Tobias Löschmann. Als Head of Institutional Clients bei Amundi Deutschland berichtet er unverändert direkt an Christian Pellis, den CEO von Amundi Deutschland.

Noch besserer Service und weiteres Wachstum als Ziel

„Nach dem sehr erfolgreichen letzten Jahr mit 14,1 Mrd. Euro Nettomittelzuflüssen sowie der erfreulichen Entwicklung des Geschäfts seit Jahresbeginn, haben wir mit der jetzt vorgenommenen Veränderung eine Aufstellung, um unseren Kunden in Deutschland einen noch besseren Service in der Betreuung über alle Vertriebsbereiche hinweg bieten und weiter wachsen zu können“, sagt Christian Pellis, CEO Amundi Deutschland. (mh)

Bild: © wor_woot – stock.adobe.com

 

Robo Advisor gewinnen langsam an Bekanntheit

Digitale Vermögensverwaltungen beginnen sich in Deutschland zu etablieren. Jeder dritte Deutsche kann inzwischen mit dem Begriff Robo Advisor etwas anfangen. Das zeigt eine aktuelle Studie der B2B-Direktbank ebase.

Die Bedeutung des digitalen Vermögensmanagements hat in Deutschland in den letzten zwölf Monaten weiter zugenommen. Der aktuellen Studie „Robo Advice in Deutschland – Status quo und Entwicklungsperspektiven 2021“ zufolge, die das Marktforschungsinstitut Toluna zum dritten Mal im Auftrag der European Bank for Financial Services (kurz: ebase®) aus Aschheim bei München erstellt hat, sind inzwischen rund 31% der Deutschen mit dem Begriff Robo Advisor vertraut. „Die Umfrage zeigt, dass Robo Advice als moderne Anlageform zusehends an Bekanntheit gewinnt“, resümiert ebase-CEO Kai Friedrich.

Höhere Bekanntheit bei höher Gebildeten und höheren Einkommen

„Eine überdurchschnittlich große Bekanntheit besitzen Robo-Advisor-Angebote bei Personen mit höherer Schulbildung oder höherem Einkommen sowie auch Anlegern mit hoher Risikobereitschaft“, so Friedrich weiter. Diese Kundengruppen können sich auch in größerem Maß vorstellen, einen Robo Advisor für ihre eigene Geldanlage zu nutzen. „Dies trifft auf immerhin 75% derjenigen zu, die mit dem Begriff Robo Advisor vertraut sind“, präzisiert der ebase-CEO. Auch dies zeige, welches Wachstumspotenzial Robo Advice in Deutschland noch habe.

Corona-Lockdown als Beschleuniger

Die wachsende Bekanntheit und das gestiegene Interesse an Robo-Advisor-Angeboten sind nach Ansicht von Friedrich auch im Zusammenhang mit dem Corona-Lockdown zu sehen. Dieser habe dazu geführt, dass sich mehr Menschen – auch bei der Geldanlage – mit Online-Angeboten befasst hätten. „Die gewünschten Informationen zu Robo-Advisor-Angeboten sind online einfach zu finden und zumeist gut verständlich – zudem sind die Angebote bestenfalls relativ selbsterklärend abzuschließen“, erklärt Friedrich.

Darauf legen die Kunden wert

Bei der Wahl eines Robo Advisors legen die Kunden den Fokus vor allem auf geringe Gebühren (für 68% der Befragten wichtig bis sehr wichtig), Transparenz (66%), eine nachvollziehbare Anlagestrategie (64%) sowie gute Bewertungen durch neutrale Instanzen, beispielsweise die Stiftung Warentest oder Analysehäuser (63%). Daneben stehen eine mehrjährige Erfahrung des Anbieters am Markt (62%) sowie der bisherige Anlageerfolg (59%) im Fokus. Rein digitale Anlageangebote kommen, ungeachtet der guten Wachstumsperspektiven, aktuell nur für eine vergleichbar kleine Kundengruppe praktisch infrage. Die Mehrheit wünscht eine Kombination aus digitaler und persönlicher Betreuung, bei der es zu einer Konvergenz von digitalen Leistungen mit einer persönlichen Beratung kommt. (mh)

Bild: © wsf-f – stock.adobe.com

 

Das sagt Starinvestor Frank Thelen zu Bitcoin, Tech-Aktien und Neobrokern

Frank Thelen ist einer der bekanntesten Tech-Investoren in Deutschland. Im Gespräch mit AssCompact erläutert er, was er den Aktien von Tech-Riesen noch zutraut, warum Anleger sich mit disruptiven Technologien beschäftigen sollten, was er von Neobrokern wie Robinhood hält und warum er seine Meinung zu Bitcoin geändert hat.

Herr Thelen, Sie sind einer der bekanntesten Tech-Investoren in Deutschland. Was hält der Tech-Investor von Kryptowährungen?

Um den Wert von Kryptowährungen einschätzen zu können, muss man zunächst die Technologie verstehen, auf der sie beruhen. Die Blockchain oder genauer Distributed Ledger Technology ermöglicht es uns, sicher und ohne zentrale Instanz oder Mittelsmänner Assets zu verwalten und Transaktionen durchzuführen. In meinen Augen bietet das eine große Chance im Bereich Wertanlage. Daher habe ich sehr früh in Ether investiert. Hier entsteht eine aktive Plattform mit sogenannten Smart Contracts, auf der andere ihre Software aufbauen.

Lange Zeit war ich jedoch Bitcoin gegenüber skeptisch, da sie, anders als eine aktive Plattform, keinen echten Wert verkörpern, solange sie nicht als Wertespeicher akzeptiert werden. Dies scheint nun der Fall zu sein, die ersten Unternehmen haben bereits einen Teil ihres frei verfügbaren Kapitals ihres Balance Sheets in Bitcoin übertragen. In meinen Augen ein kluger Schritt – Bitcoin ist, ähnlich wie Gold, begrenzt und eignet sich somit sehr gut als Wertespeicher. Auch ich habe meine Position in Kryptowährungen inzwischen ausgebaut. Wer in Bitcoin und Co. investieren will, sollte sich dennoch über die Risiken und zu erwartenden Kursschwankungen im Klaren sein.

Wie blicken Sie auf die Rallye bei den Aktien der Tech-Riesen wie Amazon, Facebook, Tesla & Co?

Aktuell befinden wir uns ja wieder in einer Korrektur, dennoch glaube ich langfristig an den Erfolg und die Zukunftsfähigkeit dieser Unternehmen und habe deshalb meine Positionen in den letzten Tagen auch nochmal ausgebaut. Tesla wird volatil bleiben und ist deshalb nicht geeignet für Anleger mit kurzem Investmenthorizont, wird meiner Einschätzung nach aber langfristig weiter steigen. Amazon und Facebook passen nicht in meine persönliche Anlagestrategie, da ich nur noch Aktien halte, bei denen ich erwarte, meinen Einsatz in den kommenden zehn Jahren mindestens verdoppeln zu können. Das geht natürlich auch mit einem höheren Risiko einher, und jeder sollte für sich selbst entscheiden, welche Anlage­strategie er verfolgen kann und will. Ich investiere in Tech-Aktien, nicht weil ich die nächste Rallye mitnehmen will, sondern weil ich wirklich langfristig an den Erfolg und die Innovationskraft dieser Unternehmen glaube.

Werden solche Riesen aber nicht automatisch irgendwann zu träge?

Oft ist das leider so, aber ich denke, dass die aktuelle Gründergeneration in den USA das sogenannte Inno­vators-Dilemma und das damit verbundene Risiko, jederzeit von einem innovativen Start-up disruptiert werden zu können, sehr gut verinnerlicht hat. Amazon, Alphabet, Tesla und Co. setzen alles auf neue Techno­logien, investieren ihre Gewinne in Forschung und Entwicklung, anstatt eine Dividende an ihre Aktionäre auszuzahlen, und denken und handeln langfristig und nicht wie viele deutsche Unternehmen anhand von Quartalszahlen. Dieses Mindset sollten dringend auch unsere deutschen Vorstände entwickeln, wenn sie unsere Unternehmen zukunftsfähig machen wollen.

Wie wichtig sind Unternehmer- und Führungspersönlichkeiten wie etwa Jeff Bezos, Steve Jobs oder auch Elon Musk für den Erfolg solcher Unternehmen?

In meinen Augen sind solche Unternehmerper­sönlichkeiten essenziell für wirkliche Innovationen. Innovationen entstehen nicht in der Komfortzone oder auf vorgeschriebenen Wegen und es braucht mutige und entschlossene Gründerpersönlichkeiten, die ihre Visionen auch dann umsetzen, wenn sonst niemand daran glaubt. Steve Jobs, Jeff Bezos und Elon Musk waren und sind solche Persönlichkeiten. Ich hoffe, dass wir in Deutschland bald auch mehr von dieser 10xDNA und diesem Gründergeist sehen.

Welches Potenzial bieten disruptive Technologien generell für Investoren?

Wir stehen kurz vor der zweiten Welle an disruptiven Technologien. Die erste Welle hat mit der Entwicklung von Mikrochips, dem Internet, Smartphones und der Cloud die aktu­ell wertvollsten Unternehmen der Welt entstehen lassen: Google, Apple, Facebook, Amazon, Microsoft und Co. Die Technologien, die als Nächstes Marktreife erreichen – künstliche Intelligenz, 3D-Druck, Blockchain, 5G, Roboter, Edge-Computing, synthetische Biologie und Grüne-Energie-Technologien bringen eine noch größere Disruptionskraft mit sich und werden nicht nur bestehende Märkte umwälzen, sondern auch komplett neue Märkte entstehen lassen. Ein gutes Beispiel ist der gerade entstehende Markt für Urban Air Mobility, der Schätzungen zufolge bis 2030 auf 7,9 Mrd. Dollar wachsen könnte.

Sehen Sie auch in der Finanz- und Versicherungswelt spannende disruptive Geschäftsmodelle?

Auch die Finanz- und Versicherungswelt steht vorm Wandel, denn durch Schlüsseltechnologien wie künstliche Intelligenz und Blockchain werden sich auch hier neue Möglichkeiten auftun. Kryptowährungen als Wertspeicher, Smart Contracts auf der Blockchain als Form von Asset-Management und KI-Algorithmen, die speziell für die Auswertung in der Versicherungsbranche trainiert sind, zählen hier für mich aktuell zu den spannendsten Möglichkeiten.

Was halten Sie von Neobrokern wie Trade Republic oder Robinhood?

Ich finde es gut, dass es nun auch Anbieter gibt, die sich an kleinere Anleger richten. In meinen Augen sollte jeder von uns ein Depot haben, der am Ende des Monats mindestens 50 Euro übrig hat. Fakt ist, dass unser Geld auf der Bank allein durch die Inflation bedingt an Wert verliert. Um nicht immer weiter in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu laufen, müssen wir die Vorteile und Chancen der Geldanlage also allen ermöglichen. Hierbei muss man sich den Broker aber genau anschauen, Robinhood würde ich zum Beispiel aufgrund der Intransparenz nicht empfehlen.

Die Neobroker spielten auch beim spektakulären GameStop-Zock eine wichtige Rolle. Wie haben Sie diesen verfolgt?

Mit der zunehmenden Anzahl an Retail-Investoren und durch die zentrale Rolle von Social Media werden natürlich auch immer mal wieder unvorhergesehene Ereignisse am Markt passieren, was im Fall von GameStop für einige Hedgefonds fatale Folgen hatte. Ich finde das Konzept von Shortsellern nicht gut und habe das Geschehen daher interessiert verfolgt – allerdings von der Seitenlinie, denn diese kurzfristigen Hypes passen nicht zu meiner Anlagestrategie.

Was halten Sie generell davon, dass sich junge Leute plötzlich online zusammenschließen, um mit Aktien zu handeln?

Ich finde es grundsätzlich erst mal gut, dass junge Leute sich mit dem Thema Geldanlage beschäftigen und so hoffentlich etwas für ihre Altersvorsorge tun. Aber die Idee sollte natürlich nicht sein, den Kurs durch Internet-Hypes oder Aufrufe beeinflussen zu wollen. Stattdessen sollten wir eine bessere Aufklärung schaffen, damit jeder mit Substanz und Geduld in die Unternehmen investiert, an die er oder sie langfristig glaubt.

Braucht es für diesen Bereich eine stärkere Finanzaufsicht?

Es braucht keine stärkere, sondern eine klügere Finanz­aufsicht. Es sollte nur das reguliert werden, was wirklich nötig ist. Obwohl ich kein Freund von Shortselling bin, finde ich, dass es weiterhin erlaubt sein sollte. Der Markt regelt das in fast allen Fällen fair. Was wir brauchen, ist mehr Bildung und volle Transparenz. Wie verdient zum Beispiel ein Robinhood? Das sollte reguliert werden.

Bei der Höhle der Löwen haben Sie eine überraschende Liebe zu Food-Unternehmen entwickelt. Ist die auch auf den Aktienanleger Frank Thelen übergeschwappt?

Nein, bei meinem Aktiendepot konzentriere ich mich auf Technologie-Aktien, die das Potenzial haben, ihren Wert innerhalb von fünf bis sieben Jahren zu verzehn­fachen. Diese exponenzielle Entwicklung durch technologische Vorteile gibt es sehr selten im Food-Bereich. (mh)

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 04/2021, Seite 56 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Goodvibes Photo – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Frank Thelen

Amundi verhandelt über Lyxor-Übernahme

Die Fusions- und Übernahmewelle in der europäischen Fondslandschaft geht weiter. So hat Amundi bekanntgegeben, dass die Gesellschaft exklusive Verhandlungen mit Société Générale über die Tochter Lyxor begonnen hat.

Société Générale und Amundi haben mitgeteilt, dass die beiden Gesellschaften exklusive Gespräche über den Verkauf von Asset-Management-Aktivitäten der französischen Bank führen. Demnach konzentrieren sich die Gespräche auf die Geschäftsbereiche ihrer Tochtergesellschaft Lyxor. Der Deal mit Amundi soll die 2018 begonnene Konzentration auf die Kerngeschäfte von Société Générale zum Abschluss bringen.

Europäischer ETF-Pionier

Die Übernahme soll bis Februar 2022 abgeschlossen sein und rund 124 Mrd. Euro der von Lyxor insgesamt verwalteten 140 Mrd. Euro umfassen. Lyxor wurde 1998 gegründet und ist einer der Pioniere auf dem europäischen ETF-Markt. Noch heute ist die Gesellschaft der drittgrößte ETF-Anbieter in Europa. ETFs stehen für rund zwei Drittel des insgesamt von Lyxor verwalteten Vermögens.

Starke Hebelwirkung in schnell wachsendem Markt

Amundi gibt die Kosten für die Übernahme mit 825 Mio. Euro an. Mit dem Lyxor-Zukauf steigt die Gesellschaft nach eigener Aussage zum führenden ETF-Anbieter in Europa auf. Zusammen mit dem eigenen ETF-Volumen würde Europas größte Fondsgesellschaft dann 142 Mrd. Euro in ETFs verwalten. Das entspreche einem Marktanteil von 14%. Amundi erhofft sich von der Übernahme zudem eine starke Hebelwirkung des eigenen Wachstums im schnell wachsenden ETF-Markt. (mh)

Bild: © Worawut – stock.adobe.com

 

Deutschlands Fondsbranche blickt optimistisch auf 2021

Der deutschen Fondsbranche ist der Sprung ins neue Jahr offenbar gelungen. Der Großteil der Anbieter rechnet 2021 erneut mit einem Wachstumsjahr. Vor allem nachhaltige Fonds dürften sich als Wachstumstreiber etablieren. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Fondsverbands BVI.

Die Fondsbranche in Deutschland ist mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr 2020 zufrieden gewesen. Für 75% war die Geschäftslage besser als noch zu Beginn der Pandemie im März 2020 erwartet. Für lediglich 8% der Befragten schnitt das Geschäftsjahr schlechter ab. Das ergab eine BVI-Umfrage im Dezember unter Führungskräften aller BVI-Mitglieder. Insgesamt nahmen 179 Entscheider an der Umfrage teil. Sie repräsentieren rund 3 Bio. Euro Fondsvermögen.

Deutliche Mehrheit optimistisch für 2021

Die Fondsgesellschaften haben sich auf die veränderten Rahmenbedingungen aufgrund des Lockdowns gut eingestellt. Die Umstellung auf Heimarbeit, auch bei den Handelsaktivitäten, verlief bei fast zwei Drittel der Gesellschaften schnell und reibungslos. Befragt nach ihren Geschäftsaussichten 2021 erwarten 83% der Fondsgesellschaften, dass sich die Geschäftslage genauso gut oder sogar besser als 2020 entwickeln wird. Nur 16% gehen davon aus, dass sich ihre Ertragslage verschlechtern wird.

Nachhaltige Fonds als Treiber

Die stärksten Geschäftsimpulse erwarten 73% der Befragten von der Nachfrage nach nachhaltigen Fonds. Mehr als neun von zehn Befragten halten es zudem für wichtig, dass Fondsgesellschaften Klimaneutralität anstreben. Im vergangenen Jahr flossen nachhaltigen Publikumsfonds netto 20,6 Mrd. Euro zu. „Deutschland hat sich damit zu einem der größten Absatzmärkte für nachhaltige Fonds in Europa entwickelt“, sagt Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI. „Diese Dynamik sollten die Regulatoren durch eine sinnvolle und praxisnahe Nachhaltigkeitsregulierung fördern und nicht durch Überregulierung gefährden.“

Nachhaltigkeit verändert das Portfoliomanagement

Die Fondswirtschaft erwartet durch das Thema Nachhaltigkeit eine starke Veränderung für das Portfoliomanagement (72%). Von Big Data (48%) und künstlicher Intelligenz (41%) erwarten die Befragten ebenfalls einen großen Einfluss. Die Fondsgesellschaften verfolgen differenziert je nach Fonds unterschiedliche Nachhaltigkeitsstrategien (48%) im Portfoliomanagement. Dabei dominieren die Ausschlusskriterien (53%), gefolgt vom aktiven Management (43%) und dem Best-in-class-Ansatz (38%). (mh)

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„Wenn es brennt, ist es in der Regel zu spät für eine Absicherung“

2020 war für Fondsmanager eine besondere Herausforderung. Einem historischen Crash folgte eine ähnlich historische Aufholjagd. Das hat viele Experten auf dem falschen Fuß erwischt. Robert Beer hat mit dem Mischfonds LuxTopic Flex das Jahr ein Plus von 50% erzielt – und das noch dazu mit einer eher konservativen Strategie.

<h5>Herr Beer, mit dem Mischfonds LuxTopic Flex haben Sie das Jahr 2020 mit einem Plus von 50% abgeschlossen. Wie war eine solche Performance möglich?</h5><p>Wir haben ein sehr breites internationales Portfolio mit ca. 80 Werten internationaler Großkonzerne. Small und Mid Caps sind zwar spannend, aber das ist nicht mein Metier. Wir setzen daher lieber auf ein breites Spektrum großer und namhafter Werte. Ein Algorithmus filtert aus einem Auswahlpool aus rund 200 Unternehmen die tendenziell stärkeren heraus – also die Unternehmen mit einer guten Substanz, starken Zukunftsaussichten, und die im Idealfall Marktführer in ihrem Bereich sind und ordentlich Cash generieren. Das Kapital streuen wir sehr breit über diese Werte, um Klumpenrisiken zu vermeiden. Mit dieser Basis sind wir in das Jahr gestartet. Dieses Portfolio könnte man auch zehn Jahre liegen lassen und nicht beachten, da es sich um hervorragende Werte handelt, die langfristig überdurchschnittliche Renditen liefern dürften. </p><h5>Dennoch werden auch solche Aktien in Crash-Phasen wie dem letzten Frühjahr abgestraft. Allein die Aktienauswahl kann ein Plus von 50% im vergangenen Jahr also nicht erklären …</h5><p>Das ist richtig. Im LuxTopic Flex fahren wir darüber hinaus eine permanente Absicherung.</p><h5>Wie sieht diese aus?</h5><p>Wir verwenden eine sogenannte Optionsstrategie. Auch dabei nutzen wir einen Algorithmus. Er steuert, wie intensiv wir die Ab­sicherung fahren. Sie besteht zu jeder Zeit, aber nicht immer gleich stark. Wenn etwas an den Märkten passiert und die Volatilität steigt, dann steigt auch das Sicherungs­level. Das alles läuft ganz automatisch. Dadurch, dass wir die Absicherung immer fahren, hatten wir sie bereits vor dem Crash im Frühjahr 2020 drin. Das ist ganz wichtig, denn wenn etwas an den Märkten schon brennt, ist es schließlich in der Regel schon zu spät. Eine Brandversicherung für ein Haus schließt man schließlich auch nicht erst ab, wenn es schon brennt. Die braucht man vorher. Wenn die Sicherung rechtzeitig drin ist, ist sie zudem auch günstiger. </p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Wie wichtig ist eine Systematik bei der Absicherung?--><h5>Wie wichtig ist eine Systematik bei der Absicherung?</h5><p>Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Niemand weiß, wann der richtige Zeitpunkt für eine Absicherung ist. Speziell bei Corona wusste man zu Beginn überhaupt nicht, inwieweit die Krise auf die Kurse durchschlagen wird. Das war schließlich etwas ganz Neues. Nach einer ersten Korrektur ist der Markt so richtig abgetaucht und dann hat unsere Sicherung so richtig gegriffen. Während der Markt 35% ver­loren hat, haben unsere Aktien zwar auch verloren, unsere Sicherung hat im Gegenzug aber gewonnen. So waren wir selbst in der Spitze des Crashs im Frühjahr 2020 gerade einmal um die 2% im Minus. </p><p>Für solche Phasen haben wir auch ein System, wann wir bei der Sicherung auch mal Gewinne mitnehmen und diese Gewinne direkt in Aktien reinvestieren, die zu diesem Zeitpunkt relativ günstig sind. Ganz geben wir die Sicherung aber auch in diesen Phasen nicht auf. Irgendwann dreht der Markt aber wieder und dann wollen wir dabei sein. Das war auch 2020 der Fall, als es nach dem Crash ein Dreivierteljahr nach oben ging. Weil die Aktien danach so gut nach oben gegangen sind, kamen am Schluss über 50% heraus. Die Basis dafür hat die Absicherung gelegt. Sie hat in der Crashphase das Minus drastisch reduziert und in der Erholungsphase fiel sie angesichts der massiven Kursgewinne nicht stark ins Gewicht. </p><h5>Also waren die 50% nicht das Ergebnis einer sehr spekulativen Strategie?</h5><p>Nein, dafür waren keineswegs riskante Spekulationen verantwortlich. Im Gegenteil. Der Clou war, dass wir den Rückschlag abgefangen haben. Bei der Aufwärtsbewegung haben wir nur mehr oder weniger das mitgemacht, was die Märkte gewonnen haben. Nur dass wir die Gewinne von einem deutlich höheren Ausgangsniveau mitgenommen haben. </p><p>Viele Aktien haben im vergangenen Jahr von ihren Tiefständen aus 50% oder teilweise gar 70% zugelegt. Die Absicherung hat uns etwas gekostet, aber das, was man nicht verliert, muss man danach nicht wieder aufholen. Wer 50% verliert, muss danach 100% gewinnen, um die Verluste wieder auszugleichen. Entscheidend ist langfristig also vor allem, die Verlustphasen abzufedern.</p><h5>Wie wichtig sind gerade in solchen Marktphasen neben klaren Regeln auch Freiheiten im Management?</h5><p>Man braucht ein System, an das man sich diszipliniert hält. Ohne diese Leitplanken hängt man zu sehr am Tagesgeschehen und lässt sich beeinflussen. Bei all den Systemen für die Aktienauswahl wie auch für die Sicherungssysteme entscheiden wir am Ende aber schon noch selbst. </p><p>Der Computer gibt vor und wir wägen dann noch ab und haben einen gewissen Entscheidungsspielraum. Wir sind kein starrer Robo Advisor. Und das ist auch ganz gut so. Computer sind gut, aber es hilft auch, mit dem Blick einer über 30-jährigen Börsenerfahrung und gesundem Menschenverstand über das System zu schauen. </p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Wie herausfordernd war das Umfeld im Vergleich zu anderen Krisenjahren?--><h5>Wie herausfordernd war das Umfeld im Vergleich zu anderen Krisenjahren?</h5><p>Man hat im Laufe der Jahre natürlich ein großes Vertrauen in sein System aufgebaut. Das hilft besonders in solchen Phasen. Die Corona-Krise war aber schon eine besondere Herausforderung. Sie kam so plötzlich und hat fast alle vor den Kopf gestoßen. Das war anders als bei der letzten großen Finanzkrise, die sich mit etwas Vorlauf abzeichnete. Auch die Folgen waren besser abzuschätzen. Die Folgen der Corona-Krise sind dagegen noch immer nicht konkret vorhersehbar. Zudem hat sie menschlich eine ganz andere Dimension, weil jeder in seinem alltäglichen Leben davon betroffen ist. Maßnahmen wie Quarantäne oder Ausgangsbeschränkungen haben die meisten Menschen vorher vermutlich als Sciene Fiction eingestuft. Jetzt sind sie Realität.</p><h5>Wie sind Sie persönlich mit dieser emotional aufwühlenden Phase umgegangen?</h5><p>Gerade in solchen Phasen ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und das Drumherum aus­zublenden. Und gerade in solchen Phasen hilft es auch, dass man sich in der Oberpfalz und nicht an den hektischen Finanzzentren bewegt. Ich habe zu der Zeit auch nicht in den Fernseher geschaut, um mich nicht von den emotionalen Berichten verleiten zu lassen. Stattdessen bin ich spazieren gegangen, um den Kopf frei zu bekommen. In diesen Phasen ist es das A und O, die Situation ganz nüchtern zu analysieren und alles andere auszublenden.</p><h5>Und wie blicken Sie mit diesem ruhigen Blick auf 2021?</h5><p>Es wird sicher auch in diesem Jahr wieder hin- und hergehen. Ich hoffe aber, dass sich auch diese Krise zügig, sprich in einem halben Jahr, legt. Irgendwann wird es mit dem Impfen klappen und dann wird es sich legen. Und dann wird Normalität einkehren. Ich bin daher vorsichtig optimistisch für das laufende Jahr. Allerdings dürfte es auch in diesem Jahr wieder Störfeuer geben. Wenn die Wirtschaft zum Beispiel wieder zu gut anläuft, wird die Diskussion losgehen, ob steigende Zinsen notwendig sind, denn auf Dauer kann die massive Staatsverschuldung mit geschenktem Geld in Form von Staatsanleihen nicht gesund sein. Die damit verbundene Zinsdiskus­sion wird dann wieder die Märkte ausbremsen. Und das wäre für uns nicht einmal schlecht. Denn dann können wir mit unserem System wieder Outperformance erzielen.</p><p>Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 03/2021, Seite 56 f., und in unserem <a href="https://epaper.asscompact.de/asscompact-03–2021/65329687" target="_blank" >ePaper</a>. </p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Sergey Nivens – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/BE5050A3-3CFC-4E99-B754-A9A731F56382"></div>

 
Ein Interview mit
Robert Beer