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„Themen-ETFs demokratisieren thematische Investitionen“

ETFs und thematische Investments sind 2021 zwei klare Anlagetrends. Rize ETF verbindet diese. Warum das britsche Start-up sich gezielt auf thematische ETFs konzentriert hat und welche Themen bei Rize ETF besonders gefragt sind, erläutert Mitgründer Rahul Bhushan im Interview mit AssCompact.

Herr Bhushan, Rize ETF setzt auf nachhaltige Megatrends im ETF-Mantel. Warum?

Für uns als Unternehmen liegt der Fokus in erster Linie darauf, ETFs zu schaffen, die langfristige, strukturelle Wachstumschancen, also Anlagethemen, erfolgreich abbilden können. Im Großen und Ganzen unterscheiden wir bei diesen Themen zwei Hauptkategorien: Zukunftsthemen wie Cybersicherheit und medizinisches Cannabis und nachhaltige Themen wie nachhaltige Ernährung und Bildung/Digitales Lernen. Entlang dieser beiden Überkategorien möchten wir unsere Plattform skalieren und weitere ETFs hinzufügen, auch wenn wir in Zukunft vielleicht Unterkategorien sehen werden.

Und warum ETFs für diese Themen?

Der Grund, warum wir unsere Fonds als ETFs verpacken, ist sehr einfach: ETFs sind die weltweit am besten regulierte, leicht zugängliche, transparente, liquide und kostengünstige Hülle. Seit der globalen Finanzkrise stehen diese fünf Aspekte ganz oben auf der Agenda eines jeden Anlegers. Und wir glauben, dass der ETF-Wrapper diese Anlegerbedürfnisse erfüllt wie kein anderer. Wir hoffen außerdem, dass wir mit unseren thematischen ETFs und insbesondere mit unserem hybriden passiv-aktiven Produktkonstruktionsprozess – den es vor zehn Jahren so noch nicht gab – zeigen können, dass es keinen Grund gibt, für den Zugang zu Anlagethemen Gebühren für „aktives Management“ zu zahlen, die über 100 Basispunkte betragen, wenn ETF-Anbieter wie wir ähnliche Engagements zur Hälfte der Kosten anbieten. Das vielleicht Bedeutendste an thematischen ETFs ist, dass sie den Zugang zu Investitionen in Themen wirklich demokratisieren.

Der ETF-Markt ist hart umkämpft. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass sich auch ein Start-up erfolgreich in diesem etablieren kann?

Richtig, der ETF-Markt ist in der Tat hart umkämpft. Genau aus diesem Grund haben wir uns spezialisiert. Wir glauben, dass wertvolle Produkte entstehen, wenn ihre Macher einen sehr klaren und begrenzten Fokus haben. Mit anderen Worten: Wir wollen lieber in einem bestimmten Thema großartig sein, als in allem durchschnittlich zu sein. Im Gegensatz zu vielen Vermögensverwaltern sind wir mit unserer Kernkompetenz, den thematischen ETFs, bestens vertraut. Wir haben 2014 Europas erste ETFs für Robotik, 2015 für Cybersecurity und 2018 für Batterie- und E-Commerce-Logistik aufgelegt und sind also seit den Anfängen des thematischen ETF-Investierens in Europa dabei. Wir haben diesen Markt wachsen und erwachsen werden sehen, und so setzen wir mit Rize ETF einfach den Weg fort, den wir 2014 eingeschlagen haben. Der einzige Unterschied ist, dass wir ihn jetzt als Teil unseres eigenen Unternehmens gehen.

Aktuell haben sie vier ETFs im Programm. Auf welche konkreten Trends setzen diese?

Unsere vier Investmentthemen sind, wie erwähnt, Cybersecurity, Medical Cannabis, Sustainable Food und Education/Digital Learning. Mit Cybersecurity und Medical Cannabis starteten wir im Februar 2020 auf dem deutschen Markt, die beiden ETFs für nachhaltige Ernährung und Bildungstechnologie lancierten wir Anfang September 2020 in Deutschland.

Welche der vier Rize-ETFs wurden bisher am besten angenommen?

Das Anlegerinteresse ist dieses Jahr an allen unseren ETFs groß. 2021 stellen wir aber definitiv ein erhöhtes Interesse an medizinischem Cannabis und nachhaltigen Lebensmitteln fest. Was medizinisches Cannabis anbelangt, glauben wir, uns in der Anfangsphase eines mehrjährigen, auf Wirksamkeit basierenden Bullenmarktes zu befinden, der Unternehmen des gesamten medizinischen Spektrums Auftrieb geben wird. Die kollektive Wahrnehmung verschiebt sich bereits weg von Cannabis als „Gelegenheitslaster“ hin zu einer Pflanze mit vielfältigen medizinischen Anwendungsmöglichkeiten. Die kürzliche Übernahme von GW Pharmaceuticals, einem in Großbritannien ansässigen pharmazeutischen Cannabisunternehmen, durch Jazz Pharmaceuticals ist ein typisches Beispiel dafür. Das CBD-abgeleitete Medikament von GW Pharmaceuticals, Epidiolex, ist seit seiner Zulassung durch die FDA (Food and Drung Administration, US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel) im Juni 2018 sehr erfolgreich und hat dazu beigetragen, die Grenzen der Neurowissenschaften zu erweitern.

Mehrere Biotechnologie-/Pharmaunternehmen treten nun in die Fußstapfen von GW und erforschen neue medizinische Anwendungen für die über 100 verschiedenen Arten von Cannabinoiden, die es da draußen gibt. Und nicht viele Leute wissen das, aber „Big Pharma“ ist bereits in den medizinischen Cannabisbereich involviert, vor allem Unternehmen wie AbbVie, Novartis und Teva. In der Zukunft wird Cannabis unseren Erwartungen nach in mehrere Segmente eingreifen. Insbesondere in die Bereiche Biotechnologie/Pharma, Wellness und Industriegüter. Auf der Makroebene gibt es heute in über 70 Ländern weltweit irgendeine Form eines legalisierten medizinischen Cannabisprogramms. In den USA ist medizinisches Cannabis nun in über 35 Staaten legal. Und mit einem neuen US-Präsidenten und neuer Vizepräsidentin sowie der breiteren Regierung, die die Cannabisreform unterstützen, sieht der Rückenwind für diesen Sektor unglaublich positiv aus. Und nicht nur, weil das Interesse zu Jahresbeginn erneut stieg, sondern auch, weil wir in den kommenden Monaten und Jahren auf eine Landschaft mit mehr Liberalisierung, Deregulierung und Globalisierung von medizinischem Cannabis zugehen.

Und wie erklären sie sich das derzeit große Interesse am Markt für nachhaltige Lebensmittel?

Die Corona-Krise hat unser Lebensmittelsystem in ein ganz neues Licht gerückt. Die Welt hat die Schwachstellen in unseren Lebensmittelversorgungsketten erkannt. Nun wird versucht, viele dieser rückblickend betrachtet skandalösen Missstände zu beheben. Die Gesundheitskrise hat uns dazu gebracht, über die Sicherheit dessen, was wir unserem Körper zuführen, nachzudenken. Das gilt auch für die Realitäten in Bezug auf Lebensmittel, die ja nicht nur unsere Gesundheit und Ernährung betreffen, sondern auch die globalen Ökosysteme, die Artenvielfalt und die Abholzung der Wälder. Daraus resultiert ein Interesse an nachhaltigen Lebensmitteln, das sich im Jahr 2020 beschleunigt hat. Aus Investment-Sicht beginnen die Schlüsselbereiche des Ökosystems für nachhaltige Lebensmittel nun, sich zu beschleunigen und weiteres Wachstum in den kommenden Jahren in Angriff zu nehmen. Zu diesen Schlüsselbereichen gehören Unternehmen, die

  • flexitarische Lebensmitteloptionen anbieten, was ein sich schnell beschleunigender Trend ist,
  • daran arbeiten, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren (laut jüngsten UN-Statistiken wird weltweit mehr als ein Drittel aller Lebensmittel verschwendet),
  • den Mangel an nachhaltiger Verpackung angehen,
  • Alternativen zum kommerziellen Fischfang und zur Fischzucht im Meer, einschließlich landgestützter Fischzuchtunternehmen schaffen,
  • Innovationen im Bereich der intelligenten und präzisen Landwirtschaft entwickeln, um die Effizienz bei der Nutzung von Input-Ressourcen zu verbessern, die negativen Auswirkungen der Landwirtschaft auf Land/Böden zu reduzieren und bei der landwirtschaftlichen Expansion vertikal statt horizontal zu arbeiten. (mh)

Bild: © maxsim – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Rahul Bhushan

ETF-Sparpläne: Experten prognostizieren rasantes Wachstum

BlackRock hat zusammen mit extraETF eine neue Prognose für den Markt der ETF-Sparpläne in Deutschland veröffentlicht. Demnach dürfte das Wachstum bis 2025 noch stärker ausfallen als bisher angenommen und sich die Zahl der Verträge mehr als Vervierfachen.

Sparpläne auf ETFs werden bei deutschen Anlegern immer beliebter. Im Zuge dessen gewinnt das starke Wachstum von ETF-Sparplänen weiter an Dynamik, wie eine Prognose des Informationsdienstes extraETF im Auftrag des Vermögensverwalters BlackRock zeigt. Demnach dürfte die Zahl der ETF-Sparpläne in Deutschland bis zum Jahr 2025 auf rund neun Millionen Verträge steigen. Schon 2023 dürfte der neuen Prognose zufolge die Marke von fünf Millionen fallen. Zum Vergleich: Ende 2020 gelang erstmals der Sprung über zwei Millionen.

ETF-Sparpläne: Experten prognostizieren rasantes Wachstum
Jährliches Wachstum um mehr als ein Drittel

Sollten 2025 tatsächlich neun Millionen ETF-Sparpläne erreicht werden, würde das einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 35% im Vergleich zu Ende Dezember 2020 gleichkommen, als es zwei Millionen entsprechender Verträge gab. Im Mai 2020 waren die Experten anlässlich des 20-jährigen ETF-Jubiläums in Deutschland noch von 30% durchschnittlichem Wachstum und einem Anstieg auf sieben Millionen Verträge ausgegangen. Nun haben sie ihre Prognose auf Basis der kürzlich veröffentlichten Marktdaten für das Jahr 2020 angehoben.

15,7 statt 3,6 Mrd. Euro jährliches Sparvolumen

Der angehobenen Prognose liegt unter anderem zugrunde, dass die durchschnittliche Sparrate weiter steigt. Um dem gerecht zu werden, gehen die Experten nun von einer durchschnittlichen monatlichen Sparrate von 165 Euro aus, statt zuvor 150 Euro. Das jährliche Sparvolumen soll im gleichen Zeitraum von aktuell 3,6 auf 15,7 Mrd. Euro steigen. Pro Jahr würde somit das Volumen in ETF-Sparplänen um 34% wachsen.

Immer mehr Privatanleger werden sich der Vorteile bewusst

„ETF-Sparpläne sind intuitiv verständlich, kostengünstig, transparent und flexibel einsetzbar – ebenso wie börsengehandelte Indexfonds selbst. Verbraucherzentralen, Verbraucherportale, Finanzblogger und Fachmedien bestätigen dies schon seit geraumer Zeit. Nun werden sich auch immer mehr Privatanleger dieser Vorteile bewusst und nutzen ETF-Sparpläne im Rahmen ihrer Geldanlage und des langfristigen Vermögensaufbaus“, begründet Christian Bimüller, Co-Head Digital Distribution in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) bei BlackRock, das zunehmende Wachstum. „Wir haben unsere bisherigen Erwartungen nach oben angepasst, weil die Nachfrage nach ETF-Sparplänen anzieht und zudem die durchschnittliche Sparplanrate steigt“, ergänzt Markus Jordan, Betreiber des Anlegerportals extraETF.com sowie Gründer und Herausgeber des Fachmagazins Extra-Magazin. (mh)

Bild: © Tierney – stock.adobe.com

 

Wirecard-Skandal: So erklärt die BaFin das Leerverkaufsverbot

Im Februar 2019 hat die BaFin zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein Leerverkaufsverbot ausgesprochen – und damit reichlich Kritik auf sich gezogen. Schließlich ging es dabei um den Skandalkonzern Wirecard. Nun wurden die Verantwortlichen der BaFin dazu in den Untersuchungsausschuss geladen.

Mit dem Leerverkaufsverbot auf die Aktien von Wirecard wollte die BaFin im Februar 2019 ein Exempel statuieren. Damit zog die Finanzaufsicht schon damals Kritik auf sich. Damals war Wirecard noch der aufstrebende Star der deutschen Finanzwirtschaft. Heute steht der Name für einen der größten Finanzskandale der vergangenen Jahre. Und damit ist auch die Maßnahme der BaFin stärker in die Kritik geraten. Am vergangenen Freitag musste sich die Führungsspitze der Finanzaufsicht dem 3. Untersuchungsausschuss zu Wirecard stellen.

Staatsanwaltschaft schlug bei der BaFin auf

Geladen war zunächst die scheidende Exekutivdirektorin Wertpapieraufsicht, Elisabeth Roegele. Sie stand den Abgeordneten insgesamt sechs Stunden Rede und Antwort. Laut Roegele hat sich die Staatsanwaltschaft München am 15.02.2019 bei der BaFin mit Hinweisen des Wirecard-Anwalts gemeldet, dass Wirecard erpresst und eine Short-Attacke möglicherweise bevorstehen werde. „Erstmals in der Geschichte der BaFin haben wir von einer bevorstehenden Short-Attacke erfahren“, berichtete Roegele.

Übermittelten Informationen nicht weiter nachgegangen

Den von der Staatsanwaltschaft übermittelten Informationen sei die BaFin nicht weiter nachgegangen, so Roegele, sondern habe diese sehr ernst genommen und sich einem hohen Erwartungsdruck ausgesetzt gesehen. Dem Untersuchungsausschuss zufolge ist die Finanzaufsicht in einer bisher nicht dagewesenen Weise von der Staatsanwaltschaft dazu gedrängt worden, präventiv von dem Instrument des Leerverkaufsverbots Gebrauch zu machen.

Anlegerschutz statt Unternehmensschutz

Die Entscheidung für das umstrittene Leerverkaufsverbot habe Roegele getroffen, zuvor aber das Finanzministerium und die Bundesbank in Kenntnis gesetzt sowie die Meinung der europäischen ESMA abgewartet. Die scheidende Exekutivdirektorin widersprach vor dem Ausschuss vehement dem in der Öffentlichkeit verbreiteten Eindruck, dass die BaFin mit dem Leerverkaufsverbot das Unternehmen Wirecard habe schützen wollen. Ziel der Maßnahme sei allein gewesen, den Anlegerschutz und das Marktvertrauen zu gewährleisten. Um das sicherzustellen sei es darum gegangen, eine Marktmanipulation abzuwenden.

Kritische Medienberichterstattung sehr ernst genommen

Die kritische Medienberichterstattung über Wirecard habe man in der BaFin seinerzeit sehr ernst genommen. Diese habe einerseits glaubhaft das Bild komplettiert, dass es im Marktumfeld und am Markt gegen Wirecard gerichtete Aktivitäten gab, so die Zeugin. Andererseits habe ihr Haus bereits vor dem Leerverkaufsverbot eine Bilanzprüfung der Wirecard AG bei der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) beauftragt. Die beiden Tatorte – kriminelle Energie gegen Wirecard und kriminelle Energie bei Wirecard – schlössen einander ja nicht aus.

So erklärt Felix Hufeld das Wirecard-Leerverkaufsverbot

Auch der scheidende BaFin-Präsident Felix Hufeld musste im Ausschuss aussagen. Unter den damals gegebenen Umständen und unter Berücksichtigung der damaligen Informationen sei die Entscheidung richtig gewesen. Man habe sich keinesfalls nur auf die Hinweise der Staatsanwaltschaft München gestützt und schon gar nicht auf Zuruf der Strafverfolgungsbehörde gehandelt, sondern sich ein Gesamtbild gemacht. Die BaFin habe die Wirecard-Kursbewegungen beobachtet sowie eine hohe Volatilität und einen starken Anstieg von Short-Positionen im Vorfeld gesehen. Zudem haben man eine zustimmende Meinung der ESMA eingeholt.

Richtige Entscheidung zur damaligen Faktenlage …

Im Lichte all dieser Faktoren sei es richtig gewesen, diese Entscheidung zu treffen. „Hundertprozent ja: Wir hatten es mit aggressiven Short-Attacken zu tun. In den Wochen vor unserer Maßnahme haben sich Short-Positionen in dramatischer Weise aufgebaut“, so Hufeld. Die mit einem Grundton der Seriosität und Dringlichkeit übermittelten Hinweise der Staatsanwaltschaft habe man daher absolut glaubhaft entgegengenommen. Gegenüber der Staatsanwaltschaft schwinge man sich nicht als Ermittler auf, der den zugestellten Hinweisen noch nachspüre. Das sei eine Frage des Umgangs zwischen Behörden in Deutschland. Man müsse sich aufeinander verlassen können.

… und ein wenig Selbstkritik

Hufeld gestand aber zumindest eine gewisse operative Hast in seiner Behörde an jenem Wochenende vom 16. und 17.02.2019 zu. Zudem hätte man in der Verfügung der Maßnahme besser kommunizieren müssen, dass die BaFin mit dem Leerverkaufsverbot keinesfalls das Unternehmen Wirecard habe schützen wollen und dass dies keine Parteinahme gewesen sei. Vielmehr sagte er wie schon zuvor Roegele, dass die Gewährleistung des Marktvertrauens und des Anlegerschutzes für seine Behörde im Mittelpunkt gestanden sei.

Geforderter Kulturwandel

Nicht zuletzt die Politik habe ja von der BaFin immer wieder einen „Kulturwandel“ verlangt, in dem Sinne, bei Verstößen, die das Marktvertrauen gefährdeten, energischer, aggressiver und couragierter vorzugehen. Und dann habe sich plötzlich im Februar 2019 die Chance aufgetan, eine kriminelle Handlung sogar im Vorfeld vereiteln zu können. Man habe also gehandelt, um auf diese Weise einer Straftat im Bereich des Short-Selling vorzubeugen. „Aber das hat uns nicht blind gemacht. Die Kollegen haben sich Mühe gemacht, die Sache in alle Richtungen abzuklopfen“, schränkte Hufeld aber ein. Das ganze Wochenende sei in der BaFin an dieser Entscheidung gearbeitet worden. Auch Hufeld verwies zudem auf die Einschaltung der DPR zur Bilanzprüfung. Diese sei der Schlüssel dafür gewesen, um gegebenenfalls „auch mal eine Marktmanipulationsanzeige gegen Wirecard selbst stellen zu können“.

Opferrolle schon Anfang 2019 unrealistisch

An die Erzählung, die Wirecard in der Opferrolle gesehen hat, habe er bereits spätestens seit Anfang 2019 nicht mehr geglaubt. Seitdem habe die BaFin in alle Richtungen, auch gegen Wirecard, ermittelt. Es gehöre leider zur Tragik des Falls Wirecard, dass bestimmte Verfahren wie die gegen Insider und zwei Journalisten im April 2019 schneller vorwärtsgekommen seien als die Verfahren gegen Kriminelle bei Wirecard selbst. Von Gesetzes wegen habe die BaFin da Strafanzeige stellen müssen, während in anderen Fällen damals noch entscheidende rechtliche Bausteine fehlten. (mh)

Bild: © magann – stock.adobe.com

 

Wie Blockchain die Investmentwelt von morgen verändern wird

Die Blockchain-Technologie wird die Investmentwelt nicht nur verändern, sondern revolutionieren. Eigentlich passiert das bereits heute schon. In Zukunft werden auf der Blockchain sogar rein digitale Fonds abgebildet werden können. Von Daniel Andemeskel, Head of Innovation Management bei Universal-Investment.

<p>Die Investmentwelt diskutiert seit längerer Zeit intensiv über die Blockchain/Distributed-Ledger-Technologie und ihr Potenzial. Auch Politik und Regulierer, in Deutschland wie international, zeigen sich interessiert und sind erfreulicherweise offen für neue Konzepte und Ideen. Im Dezember vergangenen Jahres hat das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz den Regierungsentwurf eines Gesetzes zur Einführung von elektronischen Wertpapieren veröffentlicht (kurz eWpG). Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sowie der steigende Druck der Digitalisierung fordern modernere Regelungen und Anpassungen des Rechtsrahmens an neue Technologien. </p><p>Mit der Modernisierung des deutschen Wertpapierrechts und der Etablierung digitaler Wertpapiere soll sichergestellt werden, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland weiterhin an vorderster Front mit anderen Ländern wie beispielsweise den USA oder der Schweiz mithält.</p><h5>Der Hype um die Blockchain</h5><p>Aber warum erhält die Blockchain-Technologie derzeit so viel Aufmerksamkeit? Es ist davon auszugehen, dass sie die Investmentwelt nicht nur verändern, sondern revolutionieren wird – und dass dies eigentlich heute schon passiert. Denn die Idee eines dezentralen, unveränderbaren Datenregisters birgt das Potenzial, die gesamte Finanzwelt auf den Kopf zu stellen. Der wesentliche Unterschied zu anderen Entwicklungen der vergangenen Jahre ist, dass die Technologie nicht nur an den Symptomen von In­effizienzen in der Finanzindustrie ansetzt, sondern vielmehr versucht, deren Ursachen zu eliminieren. Ihr volles Potenzial kann die Blockchain aber erst bei einer ganzheit­lichen Betrachtung entfalten, also durch eine Verknüpfung aller auf ihr basierenden Wertschöpfungs­teile zu einem gesamten und integrierten Ökosystem. </p><p>UI Enlyte, die Investmentplattform von Universal-Investment für digitale Assets, setzt daher auf ein ganzheitliches digitales Konzept, anstatt einzelne Ausschnitte aus der Wertschöpfungskette abzubilden. Sie bildet erstmals alle Hauptphasen des Anlageprozesses digital ab: vom Onboarding der Kunden über die Emission Token-basierter Strukturen und deren Administration bis zum Reporting – alles digital auf einer einzigen Plattform. Die Vision dahinter ist, das Kaufen von digitalen Assets einfach, sicher und effizient zu machen.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Security Token vs. Crypto Currencies--><h5>Security Token vs. Crypto Currencies</h5><p>Während das Investieren in Kryptowährungen wie Bitcoin bisher noch die Gemüter der Anleger spaltet, ziehen neue Trends wie die auf Smart Contracts basierende Tokenisierung immer mehr Aufmerksamkeit und Interesse auf sich. Im Rahmen der Tokenisierung werden Vermögenswerte digital über eine Blockchain, in Form von Security Tokens, abgebildet. Diese Security Tokens unterscheiden sich von sogenannten Crypto Currencies, die auch als alternative Zahlungsmittel vorgesehen sind. Gemäß der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sind Security Tokens, die mitglied­schaftliche oder schuldrechtliche Ansprüche mit vermögenswertem Inhalt vermitteln, beispielsweise mit den Rechten eines Aktionärs oder Schuldtitelinhabers vergleichbar. Security Tokens sind somit Wert­papiere auf Token-Basis. </p><p>Sowohl Security Tokens als auch Crypto Currencies werden von den Aufsichtsbehörden regulatorisch wie traditionelle Wertpapiere behandelt. UI Enlyte verfolgt einen ausgewogenen Ansatz: die eigenentwickelte, modulare Investmentplattform für digitale Assets ermöglicht Kunden einerseits einen sicheren Zugang zu Crypto Currencies wie Bitcoin, gibt ihnen darüber hinaus aber durch Tokenisierung von alternativen Assets wie beispielsweise Infrastrukturinvestments, Real Assets und Private Equity auch Zugang zu bekannten Anlageinstrumenten. </p><p>In der Theorie lassen sich alle Assets digital mithilfe der Blockchain-Technologie abbilden. So können regulierte Finanzprodukte wie Aktien, Anleihen oder Fonds, aber auch nichtfungible Vermögenswerte wie Immobilien oder Rohstoffe dargestellt werden. Eine Immobilie binnen zehn Minuten kaufen zu können, ist heute unmöglich und dauert stattdessen mehrere Wochen. In Zukunft wird es mitsamt erheblicher zeitlicher und finanzieller Einsparungen möglich sein. Die Blockchain wird die Fungibilität solcher Instrumente erheblich erhöhen. Die ersten Real Estate Security Tokens sind Mitte vergangenen Jahres schon in Deutschland von der BaFin genehmigt worden. Es ist zu erwarten, dass weitere Over-the-Counter-­Instrumente folgen werden.</p><p> Mit der erwarteten Erweiterung der regulatorischen Möglichkeiten werden auch normale Instrumente wie Aktien bald von Anbietern in digitaler Form emittiert.</p><h5>Mittelfristige Vision ist der digitale Fonds</h5><p>Das Kaufen und Verkaufen von digitalen Fonds gestaltet sich allerdings etwas komplexer. Solche Transaktionen involvieren verschiedene Marktteilnehmer: vom Investor über den Asset-Manager und die KVG bis hin zur depotführenden Stelle. Durch den Einsatz der Blockchain/Distributed-Ledger-Technologie und die damit einhergehende Desintermediation werden sich aber einige Funktionen fundamental verändern oder sogar ganz wegfallen. </p><p>Enlyte hat diesbezüglich ein klares Ziel: Sobald die regulatorischen Voraussetzungen geschaffen sind, wird das bestehende Produktangebot ausgebaut, um auch rein digitale Fonds auf der Blockchain abzubilden. Dazu setzen wir bereits heute darauf, ein integriertes Ökosystem durch Kooperation mit vertrauenswürdigen und etablierten Partnern aus den Bereichen Verwahrung, Handel sowie Strukturierung zu schaffen. Eine der entscheidendsten Herausforderungen der nächsten Jahre wird sein, verschiedene Spieler der Investmentwelt zu mobilisieren und zu motivieren, gemeinsam ein digitales Ökosystem zu schaffen, das es ermöglicht, Kunden umfassende End-to-End-Lösungen anzubieten. Die dahinter liegende Vision gibt einen Ausblick auf die Investmentwelt von morgen: Kundengruppen sollen zukünftig Investmentfonds wie Bücher bei Amazon erwerben können – einfacher, schneller und günstiger, als es bisher der Fall ist.</p><p>Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 03/2021, Seite 68 f., und in unserem <a href="https://epaper.asscompact.de/asscompact-03–2021/65329687" target="_blank" >ePaper</a>. </p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: ©Murrstock – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/93E29D29-BB54-4BC0-B478-6E88F0DEB1EF"></div>

 
Ein Artikel von
Daniel Andemeskel

Kunstmarkt bricht weltweit stark ein

Der Global Art Market Report von Art Basel und UBS analysiert jährlich den weltweiten Markt für Kunstinvestments. Die aktuelle Ausgabe wurde nun veröffentlicht. Demnach ist der Kunstmarkt im Corona-Jahr 2020 stark geschrumpft.

50,1 Mrd. US-Dollar wurden weltweit mit Investments in Kunst umgesetzt. Das geht aus dem „Global Art Market Report 2021“ von Art Basel und UBS hervor. Damit ist der Kunstmarkt im Corona-Jahr stark geschrumpft. 2019 wurden noch 64,4 Mrd. US-Dollar mit Kunstinvestments umgesetzt. Somit ist der weltweite Umsatz mit Kunst im vergangenen Jahr um 22% gesunken. Dabei hatte der Kunstmarkt schon im Vorjahr ein Minus von rund 5% hinnehmen müssen.

Niedrigster Wert seit 2009

Das bisherige Rekordjahr verbuchte der weltweite Kunstmarkt im Jahr 2018. Damals wurden 67,7 Mrd. US-Dollar in Kunst investiert. Niedriger als 2020 war das Volumen zuletzt vor über zehn Jahren. 2009 wurden im Zuge der Weltfinanzkrise lediglich 39,5 Mrd. US-Dollar umgesetzt. Mit Abstand wichtigster Markt bleiben die USA. Dort wurden 2020 insgesamt 42% aller Kunstinvestments registriert. Damit bleiben sie zum sechsten Mal in Folge über der Marke von 40%. Platz 2 teilen sich das Vereinigte Königreich und Greater China mit Marktanteilen von jeweils 20%. Deutschland hat dagegen nur einen Marktanteil von 2%.

Jede vierte Transaktion fand online statt

Ein Trend, der auch am Kunstmarkt nicht vorbeigeht, ist die Digitalisierung. Online-Verkäufe von Kunst und Antiquitäten erzielten 2020 ein Rekordvolumen von 12,4 Mrd. US-Dollar. Das entsprach mehr als einer Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr und einem Rekordmarktanteil am gesamten Kunstmarkt von 25%. (mh)

Bild: © LIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com

 

„Hochwertige Beratung sollte entsprechend entlohnt werden“

ETFs sind seit Jahren auf der Überholspur. apoAsset hat nun eine ETF-Dachfondslösung aufgelegt, mit der gezielt der Drittvertrieb über Makler gestärkt werden soll. Ein Interview mit Christian Hein, Portfoliomanager und Thomas Webers, Vertriebsdirektor Wholesale von Apo Asset Management.

Herr Webers, apoAsset ist vor allem auf Kunden aus Gesundheits­berufen spezialisiert. Im vergangenen Jahr haben Sie das Global ETFs Portfolio aber für weitere Kundengruppen geöffnet. Warum?

Thomas Webers: Wir werden in der Tat vor allem als Spezialist aus dem Bereich der Gesundheitsfonds wahrgenommen. Das haben wir uns über die Jahre erarbeitet. Wir bieten zudem heute das größte Netzwerk Deutschlands für Gesund­heitsinvestments. Wir besitzen aber auch ein zweites Standbein, dessen 20. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern: die Multi-Asset-Dachfonds apo Piano, apo Mezzo und apo Forte. Das Global ETFs Portfolio ist unser jüngster ETF-Dachfonds und wurde vor Kurzem drei Jahre alt. Das haben wir zum Anlass genommen, den Fonds für weitere Anlegergruppen zu öffnen und eine Anteilsklasse in Schweizer Franken aufzulegen.

Hat das auch Auswirkungen auf Ihre Vertriebsaufstellung?

TW: Ja, wir werden den Drittvertrieb ausbauen und haben unsere Vertriebsmannschaft vor allem im Wholesale-Bereich erweitert, damit wir noch intensiver mit Maklern und Vermögensverwaltern zusammenarbeiten können. Auch in diesem Jahr werden wir uns weiter verstärken.

Auf der Produktseite setzen Sie dabei unter anderem auf das Potenzial von ETFs, vor allem in Form des Dachfonds Global ETFs Portfolio. Was zeichnet diesen aus?

Christian Hein: Das Global ETFs Portfolio ist das jüngste Produkt unserer Dachfondsfamilie. Es wurde 2017 aufgelegt. Den Anstoß dafür gab uns die Deutsche Ärzteversicherung. Sie kam auf uns mit dem Wunsch zu, den Anlegern ein global diversifiziertes, günstiges und leicht verständliches Portfolio aus Aktien- und Renten-ETFs anzubieten.

Wie spiegeln sich diese im Global ETFs Portfolio wider?

CH: Der Fonds basiert auf dem 3×3-Prinzip. Er investiert zu zwei Dritteln in Aktien-ETFs und zu einem Drittel in Renten-ETFs. Diese teilen sich dann noch auf jeweils drei Regionen auf: Nordamerika, Europa und Asien, sodass der Fonds am Ende aus einem Portfolio von neun ETFs besteht. Damit sind die Punkte Diversifikation und einfache Verständlichkeit erfüllt.

Und der Kostenaspekt?

CH: Der Fonds investiert in hochwertige und dennoch kostengünstige ETFs. Ganz wichtig ist zudem, dass es sich um liquide Indizes handelt. Wir wägen bei der Auswahl der Produkte die Qualität und die Kosten sehr genau ab und haben hierfür einen erprobten und detaillierten Auswahlprozess entwickelt. Die laufenden Gesamtkosten des Global ETFs Portfolio betragen bei der Euro-Anteilsklasse weniger als 0,50% pro Jahr. Damit ist der Fonds günstiger als der eine oder andere Robo-Advisor.

Warum genau das beschriebene 3x3-Prinzip?

CH: Mit der Aufteilung nehmen Anleger zu einem großen Teil und global gut diversifiziert an den Chancen der Aktienmärkte teil. In Korrekturphasen können die Renten-­ETFs aber die Verluste mildern. Das haben wir auch im Frühjahr 2020 gesehen. Zusätzlich wurden die damals günstigen Aktienkurse genutzt, um mehrere aktive Rebalancings durchzuführen. Wir überprüfen die Strategie kontinuierlich und können eingreifen, sobald sich die Eigenschaften der Diversifikation spürbar verändern.

Was bedeutet das konkret?

CH: Einerseits könnten wir die Zusammensetzung des Portfolios anpassen, wenn sich zum Beispiel die Rahmenbedingungen für Staats­anleihen stark ändern. Hier sehen wir aber aktuell keinen Handlungsbedarf. Die gewählte Diversifikation ist sehr robust. Andererseits überprüfen wir die Auswahl der jeweiligen ETFs kontinuierlich. Seit Auflage haben wir zwei ETFs ausgetauscht.

Ist das Konzept nicht zu einfach?

CH: Es sieht nach außen in der Tat sehr einfach aus. Und genau das soll es ja auch. Allerdings steckt dahinter sehr viel Know-how in der konkreten Umsetzung, insbesondere im Hinblick auf die genaue Diversifikation und Zusammensetzung der ETFs. Diese haben wir bei der Entwicklung sehr ausgiebig analysiert und überprüfen die Zusammenhänge der verschiedenen Faktoren kontinuierlich.

Wie hat sich das Konzept bisher in der Praxis geschlagen, sprich, wie hat sich die Performance seit der Auflage entwickelt?

CH: Seit Auflage hat das Global ETFs Portfolio mit Stand 11.02.2021 eine Wertentwicklung von rund 22% erzielt. Das ist sehr erfreulich. Noch erfreulicher ist die Stabilität der Wertentwicklung. In über 60% der Monate hat sich der Fonds besser entwickelt als seine Vergleichsgruppe. Somit hat er die Outperformance sehr stabil aufgebaut und nicht etwa durch Einmaleffekte. Zudem hat er seine Outperformance nicht nur in Aufwärtsphasen, sondern auch in Abwärtsphasen gezeigt. Dies bestätigen auch Ratingagenturen mit Bestnoten wie etwa die fünf Sterne von Morningstar. Das hilft natürlich auch im Vertrieb.

Seit Juli 2020 besteht zusätzlich eine CHF-Tranche für Privatanleger und Finanzberater. Warum?

TW: Während sich die Euro-Tranche in erster Linie an Versicherungen und Honorarberater richtet, ist die CHF-Tranche ein Angebot für Makler, damit ihre hochwertige Beratung für Kunden honoriert wird. Mit der Tranche in Schweizer Franken partizipiert der Euro-Anleger nicht nur vom ausgereiften Grundkonzept des Global ETFs Portfolio, sondern auch vom sicheren Hafen des Schweizer Franken. Zudem ist durch die Währungskomponente ein zusätzliches Element der Diversifizierung vorhanden.

Und Berater erhalten dabei eine andere Vergütung?

TW: Richtig. Die laufenden Kosten bewegen sich bei dieser Tranche noch unter 1%, und auch diese Lösung ist natürlich sparplanfähig. Dennoch ermöglichen es uns diese etwas höheren Kosten, dass wir mit den Plattformen vereinbaren können, dass auch beim Berater etwas ankommt. Wenn sie qualitativ hochwertige Beratung anbieten, dann sollte dies entsprechend entlohnt werden.

Sie haben Sparpläne angesprochen. In Deutschland gibt es mittlerweile mehr als 2 Millionen ETF-Sparpläne. Innerhalb des ETF-Trends sind Sparpläne damit noch einmal ein zusätzlicher Trend. Bedienen Sie auch diesen ganz bewusst?

TW: Ja, uns war von Anfang an wichtig, dass das Produkt sparplanfähig ist. Teilweise ist es schon ab 25 Euro möglich. Gerade für ein so breit diversifiziertes Produkt ist ein Sparplan genau richtig als zusätzlicher Baustein für die private Altersvorsorge. Die jeweiligen Vertriebsplattformen entscheiden aber eigenständig, ob sie einen entsprechenden Sparplan auch anbieten.

Wie wird das Konzept von den Kunden bisher angenommen?

TW: Wir haben uns in der Vermarktung bisher noch stark zurückgenommen, weil das Global ETFs Portfolio bisher ausschließlich im Versicherungsmantel angeboten wurde. Das wollen wir jetzt aber ändern und die Vertriebsaktivitäten intensivieren.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 03/2021, Seite 70 f., und in unserem ePaper.

Bild: © itchaznong – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Christian Hein
Thomas Weber

UBS lanciert chinesischen Tech-ETF

Chinesische Tech-Aktien ziehen in diesem Jahr ein stark erhöhtes Interesse auf sich. Anleger können ab sofort mit einem ETF von UBS Asset Management (UBS AM) breit gestreut in diesen Trend investieren. Er ist der erste seiner Art, der eine Währungsabsicherung bietet.

UBS Asset Management (UBS AM) lanciert den ersten währungsgesicherten UCITS ETF, der einen Zugang zum schnell wachsenden chinesischen Technologiesektor bietet. Der UBS ETF (LU) Solactive China Technology UCITS ETF bietet Investoren die Möglichkeit, in die 100 größten technologieorientierten Unternehmen Chinas mit Hauptsitz auf dem chinesischen Festland zu investieren. Der UBS ETF (LU) Solactive China Technology UCITS ETF ist in zwei Anteilsklassen erhältlich. Neben einer auf US-Dollar lautenden Anteilsklasse ist auch eine auf Euro nominierte, währungsgesicherte Anteilsklasse erhältlich.

Breites Tech-Universum

Neben der Auswahl von Unternehmen aus dem traditionellen Technologiesektor und dem Subsektor Gesundheitstechnologie umfasst der zugrunde liegende Index auch Unternehmen, die den Großteil ihrer Umsätze bei verschiedenen innovativen, technologiebezogenen Geschäftsaktivitäten erzielen, darunter Genomik, Robotik und Automatisierung, Cybersicherheit, digitale Unterhaltung, Cloud Computing, Autos der Zukunft, Blockchain und soziale Medien. Er umfasst damit auch Aktien jenseits der traditionellen Tech-Aktien.

Onshore-, Offshore- und ausländische Notierungen

Um eine umfassende Marktabdeckung zu erreichen, beinhaltet der Solactive China Technology Index sowohl Onshore- und Offshore- als auch ausländische Notierungen von Unternehmen, die ihren Hauptsitz in China haben oder dort gegründet wurden. Um den Index replizierbar zu halten, sind nur A-Aktien, die über Stock Connect gehandelt werden, zugelassen. Zudem werden sie mit 20% ihrer Streubesitz-Marktkapitalisierung berücksichtigt, um Beschränkungen für ausländische Beteiligungen widerzuspiegeln.

Einer der wichtigsten Wachstumstreiber Chinas

Der Technologiesektor gilt mittlerweile als einer der wichtigsten Wachstumstreiber Chinas. Die digitale Wirtschaft macht laut UBS AM rund 30% des chinesischen Bruttoinlandsprodukts aus und hat sich seit 2008 mehr als verdoppelt. „Das Innovationspotenzial Chinas wird durch den Ehrgeiz des Landes angetrieben, in praktisch jeder Disziplin die Nummer eins zu werden“, sagt Timo Pfeiffer, Chief Markets Officer beim Indexspezialisten Solactive. „Dieses Bestreben birgt ein immenses Wachstumspotenzial, das Anlegern nun durch den neuen China Technology ETF von UBS Asset Management leicht zugänglich gemacht wird.“ UBS AM habe die Nachfrage der Anleger in diesem Bereich erkannt und der entsprechende Solactive-Index trage zu dieser vielversprechenden Fondsauflage maßgeblich bei. (mh)

Bild: © Igor – stock.adobe.com

 

Das ist Privatanlegern bei nachhaltigen Anlagen wichtig

Die Degussa Bank hat 1.300 Privatanleger zum Thema ESG und Geldanlage befragt. Ziel der Umfrage war es, ein möglichst genaues Bild der persönlichen Nachhaltigkeitspräferenzen von bestehenden und potenziellen Kunden zu gewinnen. Ein Kriterium hat demnach klar die höchste Priorität.

Mithilfe einer Onlineumfrage wollte die Degussa Bank herausfinden, wie es um das Verhältnis der deutschen Privatanleger zum Thema ESG und Geldanlage bestellt ist. Im Kern stand die Frage nach der Gewichtung der verschiedenen Aspekte des Themas Nachhaltigkeit. Das Ergebnis: Die Teilnehmer gewichten die ökologische Nachhaltigkeit (E = Ecology) mit Abstand am stärksten. Die E-Kriterien erhielten eine Gewichtung von 55,0%. Die soziale Nachhaltigkeit (S) bekommt von den Teilnehmern eine Gewichtung von 31,7% zugewiesen. Die verbleibenden 13,3% entfallen auf die Governance-Kriterien.

Ökologische Kriterien haben höchstes Gewicht

„Für viele Privatinvestoren haben Umwelt- und Klimaschutz, Ressourcenschonung und eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen eine sehr hohe Priorität. Dies spiegelt sich in der hohen Gewichtung der ökologischen Nachhaltigkeit wider. Die Menschen wollen investieren, aber die Berücksichtigung von ökologischen Kriterien hat dabei höchstes Gewicht“, kommentiert Michael Horf, Vorstandsmitglied der Degussa Bank AG, die Zahlen. „Für uns ist es wichtig, ein möglichst genaues Bild der Nachhaltigkeitspräferenzen von Kapitalanlegern zu haben. Dies erlaubt es uns, zukünftige Anlageprodukte passend nach den Präferenzen unser Anleger anzubieten.“

Die Ergebnisse im Detail

Die Befragten konnten insgesamt 20 Punkte auf sechs ESG-Kategorien verteilen. Von den sechs Kategorien sind drei dem Bereich E zuzuordnen (Umweltmanagement, Produkte & Dienstleistungen, Öko-Effizienz). Zwei Kategorien sind dem Bereich S zugeordnet (Mitarbeiter & Zulieferer, Gesellschaft & Produktverantwortung) und eine Kategorie dem Bereich G (Corporate Governance & Wirtschaftsethik). Die Kategorien orientieren sich an den ESG-Ratings der Agentur ISS (Institutional Shareholder Services Germany), eine der etablierten Rating-Agenturen im Bereich ESG.

Umweltmanagement und Öko-Effizienz am gefragtesten

Mit 19,7% erreichte die Kategorie „Umweltmanagement“ die höchste Gewichtung. Hierunter fallen alle Maßnahmen, die ein Unternehmen zum Schutz von Natur und Umwelt ergreift. Dazu zählen die Reduktion von Emissionen und die Nutzung erneuerbarer Energien. Direkt danach folgt die Kategorie „Öko-Effizienz“, die ebenfalls in den Bereich E fällt, mit 19,4%. Hierunter fallen verschiedene quantitative Faktoren wie der Energieverbrauch, der Wasserverbrauch, die Treibhausgasintensität, aber auch die Abfalleffizienz. Die dritte E-Kategorie ist „Produkte & Dienstleistungen“, die mit 15,8% gewichtet wurde. In Summe erhalten die drei E-Kriterien ein Gewicht von 55,0%.

Diese sozialen und Governance-Kriterien sind Anlegern wichtig

Im Bereich Soziales wird die Kategorie „Gesellschaft & Produktverantwortung“ mit 16,9% gewichtet. Darunter fallen die strikte Achtung der Menschenrechte im eigenen Umfeld und bei Zulieferern sowie die Beachtung der gesellschaftlichen Auswirkungen der eigenen Produkte und Leistungen. Die Kategorie „Mitarbeiter & Zulieferer“ wird von den Teilnehmern mit 14,8% gewichtet. Im Bereich Governance stand nur eine Kategorie namens „Corporate Governance & Wirtschaftsethik“ zur Auswahl. Hier werden beispielsweise die Compliance-Regeln im Unternehmen und die Transparenz im Unternehmen für Mitarbeiter, Shareholder und Anleger bewertet. Insgesamt erreichte das Governance-Kriterium eine Gewichtung von 13,3%. (mh)

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Renditechancen von Aktien der Hidden Champions aktiv nutzen

Viele Anleger konzentrieren sich bei Aktien auf große Unternehmen. Dabei bieten gerade Hidden Champions besonderes Ertragspotenzial. Spezialisierte Fonds bieten effizienten Zugang zu diesen. Von Scott Woods, Portfoliomanager des Threadneedle (Lux) Global Smaller Companies.

In den vergangenen Monaten sind Aktien kleinerer Unternehmen – sogenannte Nebenwerte – weltweit betrachtet deutlich besser gelaufen als Standardwerte, beflügelt unter anderem durch die politische Entwicklung in den USA, finanzielle Hilfspakete und die Fortschritte bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen. Dies ist keinesfalls nur eine Momentaufnahme. Denn auch lang­fristig betrachtet können Small und Mid Caps vielfach bessere Risiko-Rendite-Profile bieten als Aktien großer Unternehmen. Eine geringere Unternehmensgröße kann einen günstigen Einfluss auf die Wertentwicklung von Aktienportfolios haben. So legte der globale Nebenwerte-Aktienindex MSCI World Small Cap in den vergangenen 20 Jahren um 552% zu. Der MSCI World kam im gleichen Zeitraum nur auf 258%. Trotz des deutlich höheren Wert­zuwachses schwankten die Aktien der kleinen und mittleren Unternehmen nur unwesentlich stärker.

Langfristige Mehrertragsgründe

Für die langfristigen Mehrerträge der Nebenwerte gibt es vor allem zwei Gründe: Zum einen bedienen sie häufig aufkommende Trends beziehungsweise Nischen, in denen sie Weltmarktführer sind. Daher kann sich die Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen unabhängig vom Marktumfeld entwickeln. Small und Mid Caps lassen sich also nicht so leicht von Makrothemen beeindrucken – etwa von der Frage, wie lange und tiefgreifend die makroökonomischen Auswirkungen der Corona-Pandemie sein werden. Daher sollten sie in der Lage sein, auch in einem schwierigen Marktumfeld kontinuierlich zu wachsen – wie etwa das US-Unternehmen Freshpet, das qualitativ hochwertiges Frischfutter für Hunde und Katzen herstellt. In den USA geben die Verbraucher jedes Jahr 4 bis 5% mehr für ihre Haustiere aus. Die Herausforderung dabei ist, dass kleinere Unternehmen mitunter weniger bekannt sind. Auch bei Analysten stehen sie nur bedingt auf dem Radar. Beispielsweise wird die Microsoft-Aktie von über 40 Analysten abgedeckt. Im Gegensatz dazu haben nur zwei das kalifornische Unternehmen WD-40 auf dem Radar, das Haushaltsartikel herstellt, zu denen eine äußerst erfolgreiche Schmiermittelmarke gehört.

Ideale Voraussetzungen für aktives Portfoliomanagement

Gleichzeitig ist das Universum der kleineren Unternehmen mit rund 4.500 Werten weltweit sehr groß und die Renditen können weiter auseinandergehen als bei Standardaktien. Wer über entsprechende Analyse-Ressourcen verfügt, kann das als Vorteil nutzen – und durch aktives Portfoliomanagement Mehrrenditen erzielen. Denn es lassen sich Portfolios aufbauen, deren Zusammensetzung deutlich vom jeweiligen Vergleichsindex abweicht. Nicht viele Anlageklassen bzw. Marktsegmente ermöglichen ein derartiges Ausmaß aktiver Positionen. Grundsätzlich empfiehlt sich ein globaler Ansatz, um Chancen weltweit wahrzunehmen. Denn die Erfahrung zeigt, dass die Kurse von Nebenwerten weltweit je nach Region stark schwanken können. Daher sollte sich ein globaler Ansatz wesentlich schwankungsärmer verhalten als ein regionaler. Wer die Chancen von Small und Mid Caps nicht verpassen möchte, kann einen Blick auf aktiv gemanagte Investmentfonds mit entsprechendem Fokus werfen. Denn erfahrene Portfoliomanager, die auf globale Investment- und Research-Ressourcen zurückgreifen, können Marktineffizienzen nutzen, die sich zum Beispiel aus der geringeren Abdeckung durch Analysten ergeben.

Strukturelle Vorteile und Porters fünf Kräfte

Bei der Aktienauswahl für den Threadneedle (Lux) Global Smaller Companies zum Beispiel stehen fünf strukturelle Aspekte im Fokus. Dazu gehören erstens immaterielle Vermögenswerte wie Marken oder Patente, die verhindern, dass neue Wettbewerber in den Markt eintreten. Zweitens spielen Kostenvorteile eine Rolle, denn der kostengünstigste Produzent kann seine Konkurrenten verdrängen. Günstig wirkt drittens der Netzwerkeffekt, indem der Wert einer Dienstleistung steigt, je mehr Menschen diese nutzen. Viertens ist eine optimale Betriebsgröße vorteilhaft. Und fünftens wirken Kosten günstig, die mit dem Wechsel des Anbieters verbunden sind. Neben diesen firmenspezifischen Wettbewerbsvorteilen analysiert das Portfoliomanagement auch, welche Unternehmen in ihren Branchen erstklassig positioniert sind. Dafür nutzt es das Fünf-Kräfte-Modell von Harvard-Professor Michael Porter, das die Rivalität eines Unternehmens zu seinen Wettbewerbern, Eintrittsbarrieren für den entsprechenden Markt, die Austauschbarkeit der Produkte des Unternehmens, die Anbieterstärke und die Nachfragestärke umfasst. Ein gutes Beispiel hierfür ist Trex. Das US-­Unternehmen stellt Verbundbeläge her und bezieht seinen gesamten Kunststoff in Form von Granulat, das nur wenige Kilometer entfernt in einer Sortieranlage verarbeitet wird, in der Plastiktüten amerikanischer Einzelhändler recycelt werden. Es ist schwierig, dieses Verfahren genauso günstig nachzuahmen. Dasselbe gilt für die Herstellung der Verbundbeläge selbst. Das verschafft Trex auf einem Markt mit hauchdünnen Margen langfristig enorme Kostenvorteile.

Nachhaltigkeitskriterien zunehmend bedeutsam

Zudem sind für den langfristigen Anlageerfolg gute Profile im Hinblick auf Umwelt- und soziale Kriterien sowie Unternehmensführung (ESG) entscheidend. Columbia Threadneedle ist davon überzeugt, dass gut geführte, zukunftsorientierte Unternehmen besser aufgestellt sind, um geschäftliche Risiken und Herausforderungen erfolgreich zu adressieren sowie eine nachhaltige Performance und langfristige Wertsteigerungen zu erzielen. Darüber hinaus lassen sich durch die Kombination von finanziellen Kennzahlen mit nachhaltigen Faktoren bei der Titelauswahl weitergehende Informationsvorsprünge gewinnen, die zu einer noch besseren Wertentwicklung des Portfolios führen können. Daher legt Columbia Threadneedle großen Wert auf verantwortungsvolles Investieren. Um dem gerecht zu werden, hat die Fondsgesellschaft eigene Instrumente entwickelt, die eine robuste RI-Rahmenstruktur bereitstellen und fundiertere Analysen als Grundlage für bessere Anlage­entscheidungen durch die Portfolio­manager ermöglichen.

Angesichts dieser Vorzüge sind Investmentfonds mit Schwerpunkt auf Small und Mid Caps einen Blick wert. Nach dem Motto „Klein, aber oho“ können sie dazu beitragen, die Risiko-Rendite-Profile von Gesamtportfolios zu optimieren – und das aus der zweiten Reihe heraus.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 03/2021, Seite 58 f., und in unserem ePaper.

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Ein Artikel von
Scott Woods

„Das ist die nächste Stufe und Innovation der Investmentwelt“

Der Fondsvertrieb war immer stark geprägt vom Produktverkauf. Das ändert sich gerade aber. Nicht bei allen Pools und Vermittlern ist das schon angekommen. Oliver Lang, CIO von blau direkt, prophezeit diesen Dinosauriern das Aussterben und will beim Aufbau des Investmentgeschäfts von blau direkt einen anderen Weg einschlagen.

Herr Lang, Sie sind im Juli 2020 zu blau direkt gewechselt, um dort den Investmentbereich neu aufzubauen. Warum der Wechsel zu blau direkt?

Wann hat man schon mal die Möglichkeit, bei dem wachstumsstärksten Pool einen komplett neuen Geschäftsbereich aufzubauen? blau direkt wächst im Versicherungs­bereich Jahr für Jahr mit über 40%, und das obwohl die Zahl der Vermittler nur um 3% wächst. Daraus resultiert die faszinierende Frage: Wie schafft es dieser Pool, seinen Partnern so viel mehr Möglichkeiten für Vertragsabschlüsse zu verschaffen? Das habe ich zuvor mit großem Interesse aus der Ferne beobachtet. Das war das eine Spannende am Wechsel zu blau direkt.

Und das andere?

Anders als andere große Pools schafft blau direkt sein Wachstum allein mit Versicherungen. Viele der angeschlossenen Makler haben aber auch die Zulassung für das Investmentgeschäft. Unsere Partner haben weit über 1 Mrd. Euro Investmentbestand, die sie aktuell noch woanders haben. Und das wollen wir zu blau direkt holen.

Wie wollen Sie das schaffen?

Ein ganz wichtiger Punkt für uns ist immer die Technologie. Im Versicherungsbereich sind wir marktführend. Das war auch der Anspruch für den Investment­bereich. Wir haben uns alle Systeme am Markt angeschaut. Regulatorische Themen spielten dabei genauso eine Rolle wie die Softwarearchitektur der Systeme. Manche sind zwar für die Makler funktional, aber völlig überladen und technisch völlig veraltet. Wir wollen aber auch beim Investmentgeschäft nicht auf einen alten Vier-Zylinder-Diesel, sondern auf die neuesten Technologien setzen, und die bietet uns Fondsnet.

Und neben der reinen Technologie?

blau direkt geht Prozesse und Themen seit jeher in allererster Linie aus der Sicht des Endkunden an. Begeistere deinen Endkunden so, dass er deine Services und Dienstleistungen liebt. Wenn der Kunde begeistert ist, ist es der Vermittler auch. Wenn der Endkunde bei Amazon das schönste Shopping-Erlebnis hat, wird er keine andere Plattform mehr nehmen. Diese stark auf den Endkunden zentrierte Denkweise ist der entscheidende Unterschied von blau direkt zu allen anderen Systemen. Es geht immer um Innovation. Es geht immer um marktführende Technologien. Und das wird auch im Investmentgeschäft der Fall sein. Wir werden zum Beispiel in der simplr-App, wo der Kunde heute schon seine ganzen Versicherungen einsehen und verwalten kann, auch die Erlebniswelt seiner Investments bieten.

Welche Vorteile bringt das in der Praxis?

Bei Versicherungen muss man oft zig Informationen eingeben, um zu prüfen, ob der Schutz preislich oder qualitativ noch passt. Unser System erledigt dies automatisch für den Kunden im Namen seines Maklers. Diesen Service erhält er serienmäßig. Die meisten Kunden sind davon eh begeistert, weil sie jedes Jahr mit wenig Aufwand durch einen Wechsel Geld sparen können. Etwas Ähnliches ist auch für den Investmentbereich in Planung. Kunden sollen auf Basis ihrer Risikoneigung automatisiert passende Portfolioempfehlungen erhalten.

Was läuft im bisherigen Investmentgeschäft falsch?

Anlageberatung ist stark geprägt von Trends. Es heißt nicht umsonst: Zeig mir dein Depot, und ich sag dir, wann du beraten wurdest. Die meisten Vermittler machen keine kontinuierliche Betreuung, sondern verkaufen einmalig aktuelle Bestseller. Das gilt übrigens auch für die ganzen Fondspolicen. Da wird meist zu Beginn irgendein Fonds angekreuzt und danach nie mehr etwas geändert. Da müssen wir ran, denn das sind Services, die Endkunden schätzen. Es darf nicht der Anspruch eines Vermittlers sein, den Kunden auf einem ehemaligen Flaggschiff versauern zu lassen. Ein moderner Maklerpool organisiert ein Prozesssystem, das optimierte Portfolios für den Kunden ermittelt und im Namen des Maklers an­bietet. Alles andere ist analoge Welt, und wir wissen doch alle: Dinosaurier sterben.

Warum?

Weil sie nicht verstanden haben, was das Bedürfnis des Kunden ist. Wir sind jung, wild und digital. Und nicht alt, analog und langweilig wie die anderen. Wer das Gestern lebt, erreicht nicht, was heute möglich ist. Es kann doch nicht der Anspruch eines Pools sein, nur den Bestand von gestern zu verwalten. Die 20 erfolgreichsten Kunden bei blau direkt sind im Durchschnitt 32 und nicht 55plus wie bei manchem Konkurrenten. Das ist ein erheblicher Unterschied, weil es mit ganz anderen Ansprüchen und Verhaltensweisen einhergeht. Ein 60-jähriger Makler macht keine Instastory. Unsere erfolg­reichsten Partner nutzen Instagram oder Facebook täglich, um Fahrradversicherungen oder Ähnliches an ihre Kunden zu bringen. Und warum sollte das nicht auch im Investmentbereich möglich und sinnvoll sein?

Was genau machen die Dinosaurier aus Ihrer Sicht falsch?

Das Problem der Dinosaurier ist, dass sie nicht richtig mit den Daten arbeiten und die Endkunden nicht verstehen. Wenn man die richtigen Daten hat, kann man sehr proaktiv mit dem Kunden arbeiten. Das ist auch auf den Investmentbereich übertragbar. Wenn man das genaue Kundenprofil hat, ist die Ableitung eines passenden Zielportfolios viel einfacher und zielgerichtet möglich. Man kann nicht mehr nur warten, bis der Kunde auf einen zukommt. Der Makler muss für sein Geld etwas tun. Und auch wir als Pool müssen etwas dafür tun. Digitalisierung und Kundennutzen, da führen wir.

Wie verändern Digitalisierung und die neuen Kundenansprüche die Produktwelten?

Die Anlagewelt wird sich auf der Produktseite stark verändern. Die Entwicklung wird weg von vielen Einzelfonds hin zu vermögensverwaltenden Lösungen gehen. Wir werden in Zukunft über vielleicht 50 vermögensverwaltende Lösungen mit unterschiedlicher Risikocharakteristik sprechen. Aus diesen bekommt jeder Kunde von seinem Berater wie von einer Art Family Office Light 4 oder 5 passende Empfehlungen zu seinen Zielen, die er dann in seinem Portfolio miteinander mischt. Das Ganze schaut man sich im Anschluss einmal im Jahr an und prüft, ob es noch passt oder ob es Optimierungsbedarf gibt.

Das verändert auch die Rolle des Vermittlers grundlegend …

Richtig. Aus dem Verkäufer von Einzelfonds zu einem bestimmten Zeitpunkt wird ein dauerhafter Begleiter des Kunden. Das ist die Zukunft. Das geht aber nur mit moderner Technik. Nur mit ihrer Hilfe lässt sich das im Beratungsalltag umsetzen. Die jungen Kunden fragen schon heute nicht mehr nach dem besten Fonds in der Fünfjahres­wertung. Sie fragen ganz gezielt nach vermögensverwaltenden Lösungen, und zwar nach aktiven wie auch nach passiven Strategien – alles, was der Markt hergibt. Das ist die nächste Stufe und die nächste Innovation der Investmentwelt. Wir gestalten sie.

Ist das auch schon bei den Vermittlern angekommen?

Nein, in den Köpfen vieler Vermittler ist das leider noch nicht präsent. Der Markt ist noch klassisch auf Produktverkauf ausgerichtet. Vermittler haben in der Vergangenheit schließlich vor allem zwei Dinge propagiert. Erstens: Ich bin unabhängig. Zweitens: Ich bin immer an deiner Seite, lieber Kunde. Zu Beginn waren sie das in der Regel auch. Wer dann aber mal 200 bis 300 Endkunden hat, ruft die mit Sicherheit nicht mehr alle regelmäßig an. Man hat dann immer seine 10 bis 20 Top-Kunden, denen man das Versprechen von früher offeriert. All die anderen bleiben außen vor. Proaktive Tools ermöglichen es aber, auch bei diesen Kunden den Versprechen dauerhaft gerecht zu werden, und die wollen wir ihm in Zukunft auch im Investmentgeschäft bieten. Wir führen sie hin.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 03/2021, Seite 74f. und in unserem ePaper.

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Ein Interview mit
Oliver Lang