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3. November 2016
Mr. Dax: „Das ist eine feuergefährliche Situation“

Mr. Dax: „Das ist eine feuergefährliche Situation“

Dem Ruf der DKM ist 2016 auch wieder Dirk Müller gefolgt. In der Speakers Corner fasste er die geopolitischen Rahmenbedingungen für Anleger zusammen. Trotz zahlreicher brandgefährlicher Risikoherde warnte Mr. Dax vor Schwarzmalerei. Mit Sachwerten wie Edelmetallen, Immobilien und Aktien könne man nach wie vor erfolgreich Geld anlegen.

Dirk Müller ist in den Vorjahren stets einer der beliebtesten Redner der DKM gewesen. Und auch 2016 sorgte er mit seinem Vortrag „Perfekter Sturm oder Jahrhundertchance!?“ für eine prall gefüllte Speakers Corner. Der Börsenexperte verwies auf die überall vorhandene, aber schwer greifbare Skepsis. „Da braut sich etwas zusammen, aber man kann es nicht definieren“, so Müller. Er selbst sieht sich nicht als Schwarzmaler. Sonst hätte er auch im vergangenen Jahr keinen Aktienfonds aufgelegt. Dennoch dürfe man die Risiken nicht ignorieren, so wie man an einer Kreuzung einen auf sich zukommenden Lkw nicht ignorieren sollte.

Niedrigzinsen eher Kopfproblem für Sparer

Das Dauerthema Niedrigzinsen müsse man differenziert betrachten. Realverzinsung habe es seit den 70er-Jahren nicht wirklich gegeben. Aufgrund der absoluten Zinsen sei das aber nie als großes Problem wahrgenommen worden. Die Niedrigzinsen sind laut Müller daher auch weniger für den Sparer problematisch als für Langfristanleger von Anleihen, wie etwa Versicherer. Solche Anleihen kaufe derzeit nur, wer hoffe, dass sich morgen ein noch dümmerer Käufer finden lasse. Ohne Verwerfungen werde man aus diesem Dilemma nicht herauskommen. Die Problematik sei schließlich weit größer als 2008. Die Frage ist laut Müller lediglich wann der Knall kommen und wie laut er sein wird.

Krisenherd Eurasien

Eurasien ist dem Börsenexperten zufolge der große Krisenherd der Welt. Der Brexit werde allerdings nur zum Problem, wenn Großbritannien damit Erfolg haben sollte. Denn dann drohen Nachahmereffekte in Italien, Spanien oder Portugal das Konstrukt Europa zu gefährden. Die Flüchtlingskrise wird nach Meinung Müllers weiter zunehmen. Schließlich sei das Problem bereits seit den 90er-Jahren vorhersehbar gewesen und man habe bis heute keine Lösung dafür gefunden. „Die Gesellschaft wird sich drastisch verändern – und das mit vollkommen offenem Ausgang“, meint Müller.

Gefährlich wie zuletzt die Kuba-Krise

Zwischen dem Westen und dem Osten herrsche darüber hinaus gerade ein Propagandakrieg um die Lage im Nahen Osten. Insgesamt sei die Situation seit der Kuba-Krise noch nie so gefährlich gewesen. „Das ist eine feuergefährliche Situation zweier Atommächte“, so Mr. Dax. Auch der Ölpreisverfall bietet laut Müller Konfliktpotenzial. Die Welt befinde sich am Ende des Ölzeitalters. Bis 2050 werde der schrittweise Ausstieg aus Öl und Gas abgeschlossen sein. Deshalb würde etwa Saudi-Arabien auf Teufel komm raus fördern, da „der Dreck sonst im Boden bleibt“. Und deshalb werde es auch keine Erholung des Ölpreises geben, was wiederum die ganze Region in Probleme bringt. Saudi-Arabiens Währungsreserven dürften etwa schon 2018 zu Ende gehen.

Katastrophe in China vorprogrammiert

Auch in China kriselt es nach Ansicht Müllers. Der Immobilien-Wahnsinn dort sei mehr als nur eine Blase. „Es wurden ein Dutzend Millionenstädte für 70.000 Einwohner gebaut“, erläutert Müller. Zugleich sind die Preise in den echten Megastädten wie Peking rasant gestiegen. Zudem würden zahlreiche Zombiefirmen komplett am Markt vorbei produzieren, nur um Schließungen zu verhindern. Das Resultat seien auch dort einbrechende Währungsreserven. Auch in China sei somit eine Katastrophe vorprogrammiert.

Trump-Sieg nicht ausgeschlossen

In der Schlammschlacht des US-Wahlkampfs sieht Müller ein Spiegelbild des Zustands der amerikanischen Gesellschaft. Die Wahl sei dabei weiter offen, da sich in Umfragen ähnlich wie beim Brexit viele nicht trauen würden für Trump zu stimmen. Doch egal wie die Wahl ausgehe, an der Situation der Welt werde sich dadurch nichts ändern. Auch unter Clinton würden die Konflikte nicht geklärt und die Welt friedlicher. Zudem gebe es in den USA mittlerweile mehr Schrottkredite als vor Lehman.

Chancen nicht aus dem Blick verlieren

Doch bei all den Hinweisen auf die möglichen Probleme und Krisenherde darf man Müller zufolge nicht die Chancen aus dem Blick verlieren. So baue China mit der neuen Seidenstraße gerade etwas auf, das ähnlich wie einst die Highways und Eisenbahnlinien in den USA einen jahrzehntelangen Boom in Eurasien ausläsen könnte. Davon höre man allerdings nur wenig, weil der Westen daran kein Interesse habe.

Sachwerte statt Geldwerte

Anleger sollten in diesem Umfeld auf Sachwerte statt auf Geldwerte setzen, insbesondere auf Edelmetalle, Immobilien und Aktien. Börse ist laut Müller Casino und seriöse Geldanlage zugleich. Beides sei in Ordnung, aber um Geld anzulegen, würde niemand es ins Casino tragen. Wichtig sei es daher, Unternehmen zu kaufen, die bewiesen haben, dass sie in der Champions League spielen und bestenfalls die Nestlés von morgen werden, sprich über Jahrzehnte hinweg solide und stabile Renditen einbringen. (mh)

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Anton Mailinger am 04. November 2016 - 12:32

Interessante Aussagen - beobachten!

Gespeichert von Jan Lanc am 07. November 2016 - 11:38

Mit Sachwerten lassen sich immer gute Gewinne machen, deshalb ist auch die aktuelle Zinsperiode nicht schlimm!