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18. Juni 2020
„Die Märkte sind wie ein Junkie“

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„Die Märkte sind wie ein Junkie“

Was bedeuten diese neuen Rahmen­bedingungen für einen Investor bzw. Fondsmanager?

Alte Modelle wie Value at Risk funk­tionieren überhaupt nicht mehr. Geldanlage muss sich heute vor allem mit machtpolitischen Fragen beschäftigen. Ob Aktien nach klassischen Bewertungsmaßstäben völlig überteuert sind, ist mir mittlerweile komplett egal. Aktien sind in den vergangenen Jahren nicht wegen eines Kurs-Gewinn-Verhältnisses von A oder B gestiegen, sondern weil die finanzielle Repression gut für Unternehmen ist und weil alternative Anlageformen wie Anleihen an Attraktivität verloren haben.

Neben der politischen Machtkonzentration haben wir mittlerweile auch eine starke ökonomische Machtkonzentration. In vielen Branchen liegt die Macht in den Händen weniger Großunternehmen. Und diese kommen alle aus dem amerikanischen Raum. Amazon, Apple, Google, Facebook oder Microsoft haben Monopole oder zumindest Oligopole in ihren Bereichen. Wir leben somit in einer völlig neuen Welt, in der wir alles, was wir über Ordnungspolitik, Ökonomie und Marktwirtschaft gelernt haben, vergessen können.

Wie wollen Sie das Geld der Kunden in diesen Zeiten absichern?

Durch klare Anlageprinzipien. In einer Welt von 0% Zinsen kann das bestehende Fondsgeschäft nicht mehr funktionieren. Die Vertriebs- und Verwaltungskosten sind so exorbitant hoch, dass es mathematisch völlig unmöglich ist, dass sie sich für Kunden lohnen. Aus diesem Grund verzichten wir beim Zukunftsfonds komplett auf einen Ausgabeaufschlag und die laufenden Kosten liegen unter 1%. Das wichtigste Element unseres modernen Risikomanagements sind diese niedrigen Kosten.

In welchen Anlageklassen ist der Fonds aktuell investiert?

Breit gestreut in Aktien, Gold und aktuell eine relativ hohe Kasseposition von 25%. Ich war nie ein Fan von Gold, aber inzwischen hat es seine Berechtigung. Insgesamt legen wir sehr viel Wert auf hohe Qualität. Bei Anleihen investieren wir ausschließlich in einige mit der Hand ausgesuchte Einzeltitel mit kurzer Laufzeit. Fonds wären bei Anleihen wie gepanschter Wein – man weiß überhaupt nicht mehr, was drin ist. Die Gefahr des Etikettenschwindels ist groß.

Sie sind mit ihrem Ansatz als einer der wenigen Fonds gut durch die Corona-Krise gekommen. Wie war das möglich?

Wir benutzen wie gesagt keine klassischen Modelle des Risikomanagements mehr, weil sie in der heutigen Zeit der hochmanipulierten Märkte nicht mehr funktionieren. Wenn heute der Markt extrem volatil ist, wie in den ersten drei März-Wochen, nimmt die Volatilität nicht immer stärker zu, sondern verschwindet auf einmal.

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Ein Artikel von
Lenny Fischer