Herr Prof. Dr. Brylka, wie darf man sich den Ansatz von THE GREEEN BRIDGE im Detail vorstellen?
Daten entfalten ihren wahren Wert im Kontext von Zeit und Raum. Deshalb befreien wir geobezogene Informationen aus statischen Karten, fragmentierten Systemen und komplizierten Datenstrukturen. Unser universelles Koordinatensystem basiert auf Open Area Seals: Das sind global eindeutige, virtuelle Rasterzellen, die jeden Ort der Erde in flexiblen Größenordnungen abbilden. Diese codierten Raumzellen machen Daten eindeutig verortbar, vergleichbar, zusammenführbar und maschinenlesbar.
In welche Art von Geschäftsprozessen werden die Geodaten dabei eingebunden?
Geodaten sind integraler Bestandteil datengetriebener Geschäftsprozesse nahezu aller Branchen, denn alles, was geschieht, geschieht irgendwo und zu einer bestimmten Zeit.
Wo liegen denn die Mehrwerte?
Die Mehrwerte liegen in Standardisierung, Clustering, Effizienz und Skalierbarkeit. Der universelle Referenzrahmen sprengt Systemgrenzen, Formatvorgaben oder Branchenlogiken. Die Kombination aus Datenmodell und KI-Mechanismen zeigt Muster, die Interpretation erlauben und Trends verdeutlichen. Durch die Quadratmillimeter genaue Struktur der Open Area Seals erreichen Analysen hohe Präzision. Die cloudbasierten Lösungen skalieren bei hundertprozentiger Rückverfolgbarkeit vom ersten Use Case auf unternehmensweite bis hin zu globalen Anwendungen.
Welche Branchen profitieren besonders stark von Geodaten in der täglichen Unternehmenspraxis?
Besonders stark profitieren Branchen, in denen physische Objekte, Bewegungen oder Zustände eine Rolle spielen. Als klassisches Beispiel dient die Logistik. Hier bewerten Anwender beispielsweise digital abgebildete Lieferketten in Bezug auf CO₂-Emissionen, Störungen oder alternative Szenarien.
Zu weiteren Anwendungsfeldern zählen das Versicherungswesen, Bau- und Infrastrukturwirtschaft, Umwelt- und Ressourcenmanagement, Smart Cities, Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Katastrophenschutz, Ver- und und Entsorgung sowie öffentliche Sicherheit.
Können Sie uns konkrete Anwendungsfälle oder Einsatzfelder im Assekuranz-Bereich nennen?
Im Versicherungswesen eröffnen geobezogene Daten neue Horizonte in puncto Risiko und Schaden, Marketing, Vertrieb und strategische Steuerung. Interne Bestandsdaten, externe Marktdaten und geobezogene Informationen verschmelzen zu einer automatisch auswertbaren Struktur. Das führt zu verbessertem Risikomanagement, gezielter Entwicklung von Kundenbeziehungen und intelligenter Ausrichtung des Vertriebs.
Vertriebsteams erhalten eine datenbasierte Sicht auf ihre Gebiete: Wo häufen sich Haushalte mit hoher Affinität für bestimmte Produkte? Wo ist das Risiko-Exposure hoch, aber die Durchdringung niedrig? Wo ergibt ein hybrider Vertriebsansatz Sinn? Mit Daten Dritter etwa zu Soziodemografie, Infrastruktur, Mobilitätsverhalten oder Wetterereignissen schneiden sie Kampagnen in Echtzeit auf bestimmte Wohnlagen, Altersgruppen oder Lebensstile zu. Sie erkennen Mikro-Märkte und nutzen sie. Punktgenau auf lokale Besonderheiten abgestimmte Angebote erhöhen den Erfolg.
Der stationäre Vertrieb ordnet aufgrund der eindeutig definierbaren Regionen Kunden automatisch zu, priorisiert Betreuungsbedarfe, spürt White Spots auf und adressiert sie.
Welche Herausforderungen treten bei der Standardisierung und Anbindung von Geoinformationen auf – und wie lassen sie sich lösen?
Die größte Herausforderung im Umgang mit Geoinformationen ist die Datenfragmentierung: Für räumliche Informationen herrschen unterschiedliche Formate und inkompatible Systeme. Standards und eine gemeinsame Sprache fehlen. Viele Unternehmen scheitern an der Integration von Geodaten in Bestands- oder CRM-Systeme, weil Prozesse manuell, fehleranfällig und komplex sind. Sind unterschiedliche Ebenen, etwa Adressdaten, GPS-Koordinaten oder Kartenausschnitte, nicht eindeutig und systematisch aufeinander abbildbar, artet jeder Versuch der Integration zum Kraftakt aus. Und je größer die Organisation, desto schwieriger das einheitliche Management von Datenstandards und Zugriffsrechten.
Wir lösen diese Herausforderung mit der sogenannten Across-Layer-Inkonsistenz. Governance begegnen wir mit einem modularen, rollenbasierten Systemansatz. Dazu zählen wir historisierbare Daten, dokumentierte Änderungen und dynamische Objektstrukturen.
Wie unterstützt die Technologie denn ESG-Ziele, zum Beispiel in Bezug auf Nachhaltigkeit oder soziale Verantwortung?
Wer den Energieverbrauch, Flächenversiegelung, Wasserbedarf oder CO₂-Ausstoß in puncto Zeit und Raum präzise erfasst, bewertet und optimiert, erzeugt Transparenz statt grober Schätzungen. In der Landwirtschaft lassen sich beispielsweise durch den Einsatz von Area Seals nachhaltige Bewirtschaftungsstrategien mit weniger Düngemittel, geringerer Erosion und höherer Effizienz entwickeln. In der Stadtentwicklung helfen unsere Tools, versiegelte Flächen zu analysieren, urbane Hitzeinseln zu erkennen und grüne Infrastruktur zu fördern. Unsere Plattform erlaubt eine objektive Bewertung von Risiken, Infrastrukturqualität und Zugangsmöglichkeiten. Beim Thema Governance bereiten wir durch standardisierte, dokumentierbare und rückverfolgbare Datenstruktur den Boden für transparente Berichterstattung, regelkonforme Nachweise und verlässliche ESG-Kennzahlen.
Zur Person
Prof. Dr. Roman Brylka ist Gründer und Geschäftsführer der THE GREEN BRIDGE GmbH. Der erfahrene Ingenieur und Professor für Management und Business überführt komplexe globale Herausforderungen in standardisierte, skalierbare Lösungen. Seine Arbeit verbindet fortschrittliche Geotechnologien mit Nachhaltigkeit und Business Intelligence. Sie fördert die Effizienz und Compliance von Organisationen weltweit.
Bild: © THE GREEN BRIDGE
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