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25. März 2024
„Versicherungsmakler zu sein, ist eine Vertrauensposition“

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„Versicherungsmakler zu sein, ist eine Vertrauensposition“

Inwiefern sehen sich Versicherungsmakler vom Gesetzgeber gut verstanden, was die Stärkung ihrer Rechtsposition angeht?

Leider lässt sich aus den Aktivitäten von Politik, Gesetzgeber und Verbraucherschutz deutlich erkennen, dass die Rechtsposition des Versicherungsmaklers sowie der Aufbau und Umfang seiner Tätigkeit nicht verstanden werden. Zu häufig werden die verschiedenen Vermittlertypen in einem Atemzug genannt und damit in einen Topf geworfen. Die Presse, teilweise sogar die Fachpresse, bildet hier leider keine Ausnahme. Immer wieder bekommt man als Rückmeldung auf kritische Ansprache zu hören: „Das können die Leute doch ohnehin nicht unterscheiden.“ Solange es regelmäßig unvollständig oder falsch dargestellt wird, wird sich daran auch nichts ändern.

Welche Entwicklungen in der Versicherungsbranche könnten sich in Zukunft auf die rechtliche Position von Versicherungsmaklern schwächend bzw. vielleicht sogar stärkend auswirken?

Die zunehmende Komplexität und Vielfalt von Versicherungslösungen macht es unwahrscheinlich, dass der Beruf des Versicherungsmaklers in den nächsten Jahren überflüssig wird. Richtig ist, dass die KI sehr viele Arbeitsprozesse nachhaltig verändert. Das wird auch das Tagesgeschäft von Versicherungsmaklern betreffen. Viele Prozesse werden sich deutlich beschleunigen und die Vernetzung von Informationen wird die Risikoeinschätzung und die Schadenbearbeitung beschleunigen und insgesamt verbessern.

Richtig ist aber auch, dass KI speziell in komplexeren Fallkonstellationen schnell an ihre Grenzen stößt. Eine KI-gestützte Produktempfehlung wird, das zeigen Studien im Bereich Investmentanlagen, eine hohe Fehleranfälligkeit haben. Hier wird zwingend der Versicherungsmakler mit seinem Überblick und seiner Erfahrung die letzte Entscheidung treffen müssen. Verbunden mit dem Umstand, dass sehr viele erfahrene Fachleute in den nächsten Jahren aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden werden, ergeben sich für qualifizierte Versicherungsmakler ausreichend Betätigungsfelder. Es wird zu einer weiteren Spezialisierung der Maklerbetriebe und zur verstärkten Bildung von Netzwerken kommen.

Welche Empfehlungen haben Sie für Makler, um ihre rechtliche Stellung zu stärken?

Zentrales Thema für die Versicherungsmakler in der Zukunft wird Aus- und Weiterbildung, die Konzentration auf Bereiche oder Zielgruppen sowie die Bildung von Netzwerken zur umfassenden Beratung der Mandanten sein. Der Markt wird weiter sehr dynamisch umgebaut werden. Sowohl Versicherer als auch Pools und Verbünde werden sich zusammenschließen. Bereits heute ist es schwierig, um nicht zu sagen unmöglich, unabhängige Vergleichssoftware für Versicherungslösungen am Markt zu finden.

Dieser Umstand eröffnet den verbliebenen freien Versicherungsmaklern eine klare Positionierung. Natürlich wird es Bereiche geben, die mit KI und Geld von Finanzinvestoren so weit automatisiert werden, dass persönliche Beratung entfallen kann und wird. Im Bereich von komplexen Firmenstrukturen, Gewerbeimmobilien oder persönlichen Besonderheiten wird der Ver­sicherungsmakler seinen Platz an der Seite des Mandanten behalten. Die Anforderungen an das Berufsbild werden allerdings weiter steigen.

Die Mitgliedschaft in einem Berufsverband kann ein wichtiger Schritt sein, um sich in diesem Umfeld zu behaupten. Die IGVM als reiner Versicherungsmaklerverband bietet hier eine Gemeinschaft, die den Berufsstand weiterentwickeln und in der öffentlichen Wahrnehmung sichtbarer machen will. Gleichzeitig werden wir auch in Zukunft ein konstruktiver und unabhängiger Ansprechpartner für Versicherer sein, die Versicherungsmakler als Sachwalter der Kunden verstehen und ernst nehmen.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 03/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Stefan Rumpp, IGVM