AssCompact suche
Home
Investment
16. Juli 2022
Aktive Fondsmanager werden nicht fürs Kuscheln bezahlt

2 / 2

Back view of thoughtful bearded young businessman sitting and woking with graph and charts on computer

Aktive Fondsmanager werden nicht fürs Kuscheln bezahlt

Wie sieht es denn mit weniger effizienten Märkten wie Emerging oder Frontier Markets aus?

Diese Kapitalmärkte sind nicht so effizient und viele dort aktive Unternehmen sind weithin unbekannt. Aktive Manager, die auf der Suche nach Aktien sind, die zwar nicht im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, aber dennoch sehr gute Arbeit abliefern, können in den Schwellenländern fündig werden. Das spiegelt sich auch in unserer Studie wider. In der Ostasien-Pazifik-Region ohne das Industrieland Japan haben aktive Strategien besonders gut abgeschnitten.

Meine Beobachtung ist die, dass sich gerade in multinationalen Kategorien ein aktiver Ansatz besonders lohnen kann.

Weshalb ist das so?

In einer Kategorie wie Ostasien-Pazifik geht es nicht nur um die Selektion der Unternehmen, sondern auch um die Allokation in einzelnen Regionen dieser Kategorie. Die Königsdisziplin dabei ist abzuschätzen, in welchen Ländern voraussichtlich besonders starkes Wachstum stattfinden wird, und dann auf diese Märkte zu setzen. Ein Fondsmanager, der beispielsweise bullish für Taiwan ist, entscheidet, den Taiwan-Anteil in seinem Portfolio zu erhöhen. Erst im Anschluss macht er sich dann an die Unternehmensselektion.

Was wiegt im Hinblick auf die Rendite schwerer: Allokation oder Unternehmensselektion?

Die Performance wird über die Allokation gemacht. Im letzten Jahr war es beispielsweise von Vorteil, China nicht überzugewichten. Da China im Vergleichsindex für Ostasien-Pazifik ein enormes Gewicht hat, konnte man den Index mit einem geringeren China-Anteil recht zuverlässig schlagen.

Genau das sollten Anleger auch von einem aktiven Management erwarten. Es ist die Aufgabe des Fondsmanagers, sich eine Meinung über den Markt zu bilden und dementsprechend auch die Ländergewichtung anzupassen – und zwar nicht nur ein bisschen. Die sogenannten Index-Hugger, die im Vergleich zum Index ein bisschen über- oder untergewichten und sich dadurch eine Outperformance versprechen, können sich kaum Hoffnung auf Erfolg machen. Und das ist auch nicht das, wofür ein aktiver Manager bezahlt wird.

Wie sieht es mit noch weniger entwickelten Märkten aus – den sogenannten Frontier Markets?

In unserer Studie wurde nicht zwischen Schwellenländern und Frontier Markets unterschieden. Aber es ist tatsächlich so, dass Länder, zu deren Märkten und Unternehmen weniger Analysen vorliegen, sowohl deutlich höhere Risiken als auch deutlich höhere Chancen bieten. Genau in solchen Szenarien können aktive Strategien ihre Vorzüge ausspielen.

Macht es auf solchen Märkten einen Unterschied, ob es sich um einen großen Fonds oder eher das Nischenprodukt einer Fonds-Boutique handelt?

Da gibt es definitiv eine Volumenbegrenzung. Milliardenfonds tun sich in solchen Märkten schwer. Die ausgewählten Papiere müssen schließlich auch in großem Umfang handelbar sein. Weniger entwickelte Märkte lassen sich nicht mit Handelsplätzen wie Deutschland oder den USA vergleichen. Kleinere Fonds haben oftmals unter solchen Umständen bessere Karten.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 06/2022 und in unserem ePaper.

Bild: © Drobot Dean – stock.adobe.com

Seite 1 Aktive Fondsmanager werden nicht fürs Kuscheln bezahlt

Seite 2 Wie sieht es denn mit weniger effizienten Märkten wie Emerging oder Frontier Markets aus?

 
Ein Interview mit
Florian Koch