Interview mit Jan Esser, Vorstandsvorsitzender der Allianz Private Krankenversicherung
Herr Esser, Anfang April ist die Allianz Private Krankenversicherung mit neuen betrieblichen Krankenversicherungstarifen in den Markt gestartet. Aufgrund welcher Entwicklungen haben Sie sich für das Update entschieden?
Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) ist für uns seit Jahren ein starkes Wachstumsfeld, wir haben hier eine marktführende Rolle. Und natürlich wollen wir weiter Kunden hinzugewinnen. Dazu tauschen wir uns kontinuierlich eng mit Vertrieben und Arbeitgebern aus, um unsere Produkte weiter zu verbessern.
In vielen Gesprächen haben wir zum Beispiel festgestellt, dass Unternehmen großen Wert darauf legen, ihren Mitarbeitenden über die bKV möglichst vielfältige Gesundheitsleistungen zu bieten, und dafür sind die Budgettarife prädestiniert. Gleichzeitig möchten sie oft auch bestimmte Prioritäten setzen, zum Beispiel sicherstellen, dass die Vorsorge nicht zu kurz kommt. Unsere neue bKV entspricht diesem Wunsch nach noch mehr Gestaltungsfreiheit, indem sie die Individualisierungsmöglichkeiten der Bausteine mit der Budgetwelt verbindet.
Die Tarife ermöglichen laut den Aussagen des Unternehmens als einzige auf dem Markt unterschiedliche Leistungspakete für Sehhilfen sowie bis zu 100% Erstattung für Zahnersatz außerhalb der Budgettarife. Worin sehen Sie hier die Vorteile?
Zum einen bieten wir mit den unterschiedlichen Tarifvarianten Arbeitgebern noch mehr Flexibilität und Auswahl. Zum anderen kann unserer Erfahrung nach ein Budgettarif, gerade wenn es um Zahnarztleistungen und Sehhilfen geht, relativ schnell an seine Grenzen stoßen. Die gesetzliche Krankenversicherung hat hier große Lücken und die Versicherten müssen einen Großteil der Kosten selbst übernehmen: Denken Sie an Brillengestelle und -gläser, die schnell teuer werden können, oder an hochwertigen Zahnersatz. Wir haben deshalb Tarifvarianten entwickelt, bei denen diese Leistungen extra erstattet und über die bKV abgedeckt werden können, ohne das “Grundbudget” zu belasten. Den Mitarbeitenden steht dieses weiter für andere Gesundheitsleistungen, wie zum Beispiel Vorsorge oder Zuzahlungen bei Medikamenten, zur Verfügung.
Die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen nehmen in Deutschland immer mehr zu. Sie haben Leistungen in dem Bereich in die neuen Tarife integriert. Nimmt die Bedeutung von Leistungen im Bereich Psyche in der bKV zu?
Ich denke, dass Arbeitgeber hier mehr Handlungsbedarf sehen als noch vor einigen Jahren. Auf psychische Erkrankungen gehen inzwischen etwa 17% aller Fehltage zurück, Tendenz steigend. Viele Arbeitgeber wollen daher ihre Mitarbeitenden unterstützen, psychische Belastungssituationen gut zu bewältigen – oder durch Prävention und frühe Hilfsangebote verhindern, dass die Belastung zur Erkrankung wird. Entsprechende Leistungen in eine bKV zu integrieren, lag für uns also auf der Hand.
Unser neuer Service geht auf diesen Wunsch vieler Arbeitgeber ein: Im Rahmen eines psychologischen Telefon-Coachings begleiten geschulte Expertinnen und Experten Mitarbeitende in psychischen Belastungssituationen über drei Monate hinweg und stehen ihnen bei der Bewältigung ihres Alltags zur Seite, zum Beispiel bei beruflichem Stress oder auch privaten Problemen. Das hilft den Mitarbeitenden schon in einem frühen Stadium konkret in ihrer jeweiligen Situation und trägt zu einer verbesserten Gesundheit bei. Arbeitgeber wiederum können von niedrigeren Fehlzeiten profitieren.
Seite 1 Allianz-Kranken-Chef Esser über neues bKV-Angebot
Seite 2 Die bKV ist ein Wachstumsmarkt. Vor allem in kleineren Unternehmen ist die bKV aber noch nicht so verbreitet wie bei größeren Firmen. Wie arbeitet die Allianz daran, die bKV für KMU „schmackhaft“ zu machen?
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