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28. Juli 2023
Alternative Wohnformen und flexiblere Raumnutzung gefragt

Alternative Wohnformen und flexiblere Raumnutzung gefragt

Soziodemografische Aspekte wie Einkommensverteilung, Altersstruktur und neue Lebensstile haben zur Folge, dass viele ihre Wohnsituation überdenken. Wie eine Studie zeigt, zeichnet sich ein Trend hin zu neuen Wohnformen und der wachsenden Bereitschaft für gemeinsam genutzten Wohnraum ab.

Die Präferenzen der Deutschen in Sachen Wohnen befinden sich in einem dynamischen Wandel. Ein wesentlicher Treiber dafür ist die soziodemografische Entwicklung. Dies geht aus der aktuellen Studie „So wohnen wir in Zukunft: Wie der soziodemografische Wandel unser Wohnen verändert“ der Technischen Universität Darmstadt in Kooperation mit dem Immobilienfinanzierungsvermittler Baufi24 hervor. Demnach machen sich die Bundesbürger vor allem wegen der ungleichen Einkommens- und Vermögensverteilung Sorgen. Für die Mehrheit der privaten Haushalte hat dieser Punkt erhebliche Auswirkungen auf ihre Wohnsituation. Aber auch das steigende Durchschnittsalter der Bevölkerung sowie der tiefgreifende Wandel der Lebensstile betrachten die meisten als Herausforderung.

„Die Studie zeigt, dass soziodemografische Aspekte wie Einkommensverteilung, Altersstruktur und Lebensmodelle die Wohnsituation privater Haushalte in erheblichem Maße beeinflussen“, erklärt Tomas Peeters, Vorstandschef der Baufi24 AG. Fast jeder zweite befragte Haushal wolle deshalb seine Wohnsituation überdenken. Bei der jüngeren Generation bis 25 Jahre liegt der Anteil sogar bei 60%.

Hohe Wohnkosten und mehr Wohnfläche als eigentlich benötigt

Insbesondere die Bezahlbarkeit des Wohnens stellt für die Befragten ein großes Problem dar. War vor zehn Jahren lediglich jeder zehnte Haushalt überbelastet, muss inzwischen fast jeder dritte Haushalt mehr als 40% des verfügbaren Haushaltseinkommens fürs Wohnen aufwenden. Auf der anderen Seite steht den Bundesbürgern in vielen Fällen mehr Wohnfläche zur Verfügung, als sie eigentlich benötigen. In der Studie gaben 37%t der Haushalte an, mehr Platz zu haben als gebraucht wird. Doch es fallen entsprechend hohen Wohnkosten an und es ergeben sich negative Umweltauswirkungen. Um den Kostendruck zu senken, wären 28% der befragten Haushalte bereit, künftig Individualfläche abzugeben.

Zunehmende Bereitschaft für gemeinsam genutzten Wohnraum

Wie die Studie weiter offenbart, zeichnet sich ein Trend hin zu neuen Wohnformen und der wachsenden Bereitschaft für gemeinsam genutzten Wohnraum ab. Teilen statt Besitzen lautet dabei die Devise. 25% der Befragten können sich vorstellen, bei ihrer künftigen Immobilie Räume zu teilen. Für 36% wäre es außerdem denkbar, Gegenstände wie Werkzeug oder Autos bei ihren Immobilien mit anderen gemeinsam zu nutzen. Die Bereitschaft dafür hängt jedoch vom Alter und Lebensabschnitt ab.

Von Microliving bis zur Pflegewohngruppe

Eine besondere Flexibilität legt der Umfrage zufolge die Generation Z an den Tag – Personen bis zu einem Alter von 25 Jahren. In dieser Gruppe können sich jeweils 38% das Wohnen in gemeinschaftlich genutzten Räumen oder das Wohnen auf kleinstem Raum, also Microliving, vorstellen. Für Menschen im fortgeschrittenen Alter bilden hingegen Pflegewohngruppen eine zukünftige Wohnalternative. Diese Wohneinheiten sind spezifisch auf pflegebedürftige Menschen ausgerichtet. Für immerhin 26% der über 55-Jährigen kommt diese Wohnform zukünftig in Betracht.

Flexibles und lebensabschnittsgerechtes Wohnen als Zukunftsmodell

„Der soziodemografische Wandel führt dazu, dass die Nutzungskonzepte des bestehenden Wohnraums zunehmend in Frage gestellt werden“, unterstreicht der Studienleiter Dr. Andreas Pfnür, Professor am Fachgebiet Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre an der Technischen Universität Darmstadt. Die Nutzungsmöglichkeiten, so Pfnür, würden von vielen Haushalten als zu starr empfunden. Gewünscht werde dagegen eine flexiblere, an die individuellen Lebensphase angepasste Nutzung.

Jeder Zweite hält es für wichtig, multifunktionale Räume zu haben. Flexibles Wohnen ist von großer Bedeutung, denn es ermöglicht es, auf kleinerem Raum zu leben, was wiederum Wohneigentum für mehr Menschen erschwinglicher macht. Die Umfrageteilnehmer sind sich der Bedeutung dieses Punkts sehr bewusst. So erwarten 61% der privaten Haushalte eine steigende Nachfrage nach flexiblen Wohnimmobilien.

Wohnraumversorgung an individuelle Lebenszyklen anpassen

Mit dem flexiblen und lebensabschnittsgerechtem Wohnen ist nicht vorrangig die ältere Generation gemeint, die in der medialen Wohnraumdiskussion aktuell im Mittelpunkt steht, wie die Studienautoren betonen. „Vielmehr geht es darum, dass die Wohnraumversorgung in Zukunft sehr viel konsequenter an die individuellen Lebenszyklen der privaten Haushalte angepasst werden muss“, so das Resümee von Baufi24-Chef Tomas Peeters und Studienleiter Dr. Andreas Pfnür. Das würde nicht nur dem Problem hinsichtlich der Bezahlbarkeit von Wohnraum und damit dem Trend einer rückläufigen Wohneigentumsbildung entgegenwirken, sondern könnte auch helfen, die aktuellen Engpässe bei der Wohnraumversorgung zu beseitigen.

Über die Studie

Bei der Studie handelt es sich um ein Teilprojekt des Forschungsprogramms „Transformation des Wohnens in Deutschland“ der Technischen Universität Darmstadt in Kooperation mit Baufi24. In insgesamt sechs Teilstudien wird beleuchtet, wie sich die fünf Megatrends Ökologische Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Soziodemografie, Urbanisierung und staatliche Intervention auf den Wohnungssektor auswirken. (tk)

Bild: © Hurca! – stock.adobe.com