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15. Januar 2020
Baufinanzierung: Mehr als nur Niedrigzins

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Baufinanzierung: Mehr als nur Niedrigzins

Verkauf mit Gewinn ist ein Irrglaube

Der Gedanke, bei steigenden Zinsen verkaufe ich einfach und mache immer noch einen dicken Gewinn, ist leider ein Irrglaube. Denn jetzt wirkt wieder das Gesetz von Angebot und Nachfrage, sowohl für die heute junge Familie als auch für das gut situierte etwas ältere Ehepaar: Steigen die Zinsen, können sich weniger Menschen Wohneigentum leisten. Weniger Nachfrage sorgt für niedrigere Preise. Wenn jetzt auch noch mehr Menschen verkaufen müssen, gehen die Preise in den Keller und der erhoffte Gewinn schmilzt wie Schnee in der Sonne.

Entscheidend bei der Baufinanzierung ist weniger ein auf den ersten Blick billiger Zins als eine gute und langfristig ausgelegte Beratung. Ganz nebenbei: Alle Zinssätze im Internet sind genauso Werbung wie die Plakate in den Schaufenstern der Banken. Auch Creditfair kann nur mit Einkommen, Kaufpreis und Kreditbetrag kein nachhaltiges Angebot erstellen. Sonst könnte man auch beim Bäcker oder an der Tankstelle eine Finanzierung kaufen.

Populismus ist ein schlechter Ratgeber

Wie also all diese sehr unterschiedlichen Aufgaben bewältigen? Hierzu kursieren viele populäre Vorschläge, die aber in der Praxis nicht funktionieren. Insbesondere von sogenannten Verbraucherschützern wird immer wieder das Thema Sondertilgung in den Vordergrund gestellt. Man soll demnach darauf achten, dass man mindestens 5% kostenlose Sondertilgung leisten kann, besser 10%. Eine tolle Idee, die in der Praxis aber meist utopisch ist. Beim oben genannten Beispiel mit 240.000 Euro Darlehen wären 5% schon 12.000 Euro. Wer hat am Ende des Jahres schon regelmäßig 12.000 Euro übrig, um eine Sondertilgung in voller Höhe zu leisten – während er monatlich seine Rate bedient und den Lebensunterhalt finanziert? In der Praxis verfällt die Sondertilgungsoption für die komplette Kreditlaufzeit meist ungenutzt. Es sind eben immer auch andere Dinge wichtig, und man kann ja nächstes Jahr auch noch eine Sondertilgung machen, oder übernächstes Jahr. Genauso selten genutzt wird der Erbonkel aus Amerika oder der Lottogewinn.

Was kann wirklich eine Lösung sein?

Zinsbindungen müssen nicht immer zehn Jahre laufen. Längere Bindungen bedeuten längere Sicherheit und geringere Restschuld, kosten aber einen Zinsaufschlag. Manche Banken bieten 20, 30 oder sogar 40 Jahre Zinsbindung an. Manche bieten zudem an, die Tilgung zu erhöhen oder zu senken – also monatlich mehr oder weniger zu zahlen, so wie es zum aktuellen Einkommen passt. Auch ein Bausparvertrag kann eine Alternative sein. Dieser kann in die Finanzierung integriert werden, kostet dann also nicht mehr als die Tilgung, die sowieso gezahlt werden muss. Alternativ kann er als freier Vertrag neben der Finanzierung laufen. Eine pauschale Antwort auf die Frage nach der besten Finanzierungslösung gibt es also nicht. In jedem einzelnen Fall wird die Lösung anders aussehen und hängt von einer guten Beratung ab.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 01/2020, Seite 68 f. und in unserem ePaper.

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Ein Artikel von
Klaus Zilian
Benjamin Weidemann