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11. März 2024
Chancen und Herausforderungen der Unternehmensnachfolge

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Chancen und Herausforderungen der Unternehmensnachfolge

Dr. Adams & Associates begleitet seit über 23 Jahren Nachfolgeregelungen im Versicherungsmaklermarkt. Nun ist Maxine Adams selbst Nachfolgerin und spricht im Interview mit AssCompact darüber, was bei der Unternehmensnachfolge wichtig ist.

Interview mit Maxine Adams, Geschäftsleitung von Dr. Adams & Associates
Frau Adams, Ihr tägliches Geschäft ist die Unternehmensnachfolge – ein hochaktuelles Thema in der Maklerschaft. Wie würden Sie die aktuelle Situation in der Branche beschreiben?

Wir analysieren in unserem Marktmonitor regelmäßig den Markt für Bestands- und Unternehmensverkäufe im Maklersegment. Aktuell zeigt sich hier: Die Top-100-Maklerunternehmen mit einem Courtagevolumen von über 5 Mio. Euro haben bereits einen hohen Grad der Konsolidierung erreicht. 70 bis 80% sind hier verkauft oder gehören bereits zu Gruppen. Die restlichen sind familiengeführte Unternehmen, die ohne besondere Notlagen nicht zum Verkauf stehen.

Im Bereich von 1 bis 5 Mio. Euro Courtagevolumen steigen die Kaufpreise mit zunehmender Größe kontinuierlich an. Dies liegt zum Teil daran, dass die Private-Equity-finanzierten Unternehmen in diesem Segment sukzessive zukaufen. Bei der vorliegenden Marktaktivität gehen wir in unseren Analysen davon aus, dass dieser Markt noch mindestens drei Jahre hinreichend Potenzial bietet.

Interessanterweise ist das Segment mit einem jährlichen Courtagevolumen von 250.000 bis 1 Mio. Euro von Private-Equity-finanzierten Unternehmen noch nicht systematisch erschlossen worden. Das bedeutet, dass Maklerfirmen in diesem Bereich bisher kaum von den gestiegenen Multiplikatoren profitiert haben. Allerdings haben größere Marktteilnehmer bereits signalisiert, dieses Segment zukünftig professionell zu bearbeiten.

Für Unternehmen mit jährlichen Courtageein­nahmen unter 250.000 Euro, meistens inhabergeführte Personengesellschaften, nimmt die Anzahl der Trans­aktionen nur sehr langsam zu. Die Entwicklung wird sich mit dem Ausstieg der Babyboomer-Generation aus dem Berufsleben beschleunigen.

Ein Hauptanliegen der meisten Unternehmen dürfte eine geregelte Übernahme sein. Welche Nachfolge­regelungen erachten Sie als wichtig?

Die im Markt weitaus wichtigste Variante bei Nachfolgeregelungen ist der Verkauf aller oder eines Großteils der Unternehmensanteile (Share Deal). Bei kleineren Transaktionen bietet sich gelegentlich auch der Verkauf des Bestandes (Asset Deal) an. Leibrenten oder allgemeine Rentenmodelle werden viel beworben, belassen aber bei genauer Analyse das unternehmerische Risiko beim Verkäufer. Genau das, was von diesem normalerweise nicht gewünscht ist.

In einer Studie des ifo Instituts kam heraus, dass in Deutschland 42% der Unternehmen noch keinen Nachfolger für die Geschäfts­leitung aus der eigenen Familie haben. Beobachten Sie das auch für Ihre Branche im Speziellen?

Absolut. Und auch die Zahlen der IHK sprechen für sich: Lediglich 40% der Nachfolgen sind familienintern, 40% extern, 17% Management-­Buy-outs und 3% Liquidationen. Ganz unabhängig davon ist die heutige Käuferschicht schlichtweg deutlich kleiner als die Anzahl der Verkäufer. 1,4 Millionen Babyboomer-­Geburten im Jahr 1964 stehen 765.000 Geburten im Jahr 1995 gegenüber. Dazu kommt, dass die Branche für viele junge Leute nicht attraktiv und inspirierend genug ist, sie suchen aktiv nach offensichtlich dynamischen und flexiblen Jobs und selbst als angestellte Mitarbeiter bevorzugt laut einer PwC- Studie beispielsweise die Gen Z Start-ups vor Familien­unternehmen.

 
Ein Interview mit
Maxine Adams