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4. Februar 2021
Die Deutschen sparen sich weiter arm

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Die Deutschen sparen sich weiter arm

Vor allem zwei Phänomene als Hindernis

Aus Sicht von Prof. Stolper zeigten sich bei der Lösung des Problems vor allem zwei Phänomene: Viele ältere Sparerinnen und Sparer hätten sich noch nicht ganz von der alten Welt verabschiedet und hofften immer noch auf „bessere Zeiten“ mit steigenden Zinsen. „Mit dieser Einstellung wird es schwer, den Tatsachen ins Auge zu sehen“, so Stolper.

Kapitulation bei jüngeren Sparern

Mindestens genauso herausfordernd sei das Bild bei jüngeren Sparern, die die „guten Zeiten“ nie erlebt hätten. „Insbesondere jüngere Sparer, denen nennenswerte Habenzinsen so fremd sind wie Bandsalat und Kännchenzwang dürfen sich nicht mit Geldablage zufriedengeben. Diese Kapitulation vor den Herausforderungen des modernen Sparens passt überhaupt nicht zu dem Anspruch vieler Menschen, immer mehr Lebensbereiche aktiv zu gestalten. Anstelle einer falschen Genügsamkeit muss deshalb das Verständnis treten, dass Finanzvermögen mehr zu leisten vermag, als nominal exakt um das Ersparte anzuwachsen“, ergänzt Prof. Stolper.

Aktienfondssparer müssen monatlich 180 Euro weniger für das Alter zurücklegen

Wie es anders gehen könnte, zeigt eine Beispielrechnung anhand eines langfristigen Sparvorhabens mit regelmäßigen Sparraten. Demnach kann eine durchschnittliche angestellt beschäftigte 35-jährige Person in Deutschland im Alter von 67 Jahren mit einer monatlichen Nettorente nach heutiger Kaufkraft von etwa 1.200 Euro rechnen. Dies entspricht ca. 60% des voraussichtlichen letzten Nettogehalts in Höhe von etwa 2.000 Euro. Nimmt man an, dass 80% des letzten Nettogehalts für die Versorgung im Alter ausreichen, fehlen für das Versorgungsziel jeden Monat rund 400 Euro. Das entspricht einer Rentenlücke von 72.000 Euro. Um diese zu schließen müssten Sparer aufgrund der negativen Realrenditen über 90.000 Euro auf Girokonten und Sichteinlagen einsparen. Monatlich wären das 237 Euro. Bei einem Aktienfonds mit einer Durchschnittsrendite von 6,2% vor Kosten und Steuern würden dagegen bereits 23.600 Euro ausreichen, um die Lücke zu schließen. Monatlich wären das nur 61 Euro und damit fast 180 Euro weniger als bei Sparen auf dem Girokonto. (mh)

Bild: © electriceye – stock.adobe.com

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