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7. Dezember 2021
D&O-Versicherung im Mittelstand: „Wir zeichnen weiter“

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DandO. Directors and officers liability Insurance concept. Director's office with a large table and skyscrapers outside the window. 3d illustration

D&O-Versicherung im Mittelstand: „Wir zeichnen weiter“

Trotzdem kommen Sie nicht mit allen Unternehmen zusammen. Was schreckt Sie?

Grundsätzlich teilen wir Maklern sehr schnell mit, wenn eine Anfrage überhaupt nicht in unserem Risiko-Appetit liegt. Banken oder Finanzdienstleister versichert Hiscox nicht. Es schreckt uns hier nichts, das ist eine zeichnungspolitische Angelegenheit. Wir sind eben der Versicherer des Mittelstands.

Wirecard wäre für Sie also gar nicht infrage gekommen. Zuletzt gab es ein paar Urteile, die aufhorchen ließen: Ein D&O-Versicherer muss vorläufig Strafrechtskosten und PR-Kosten des ehemaligen Wirecard-CEOs übernehmen. Wie schätzen Sie das ein: Einzelfall oder verallgemeinernd?

Es gibt dabei einige Punkte, die vielleicht verallgemeinerungswürdig sind. Aber ich habe keine große Sorge. Natürlich besteht immer eine Restgefahr, dass bei Kunden etwas im Hintergrund passiert, was sie vorne gar nicht sehen oder vielleicht auch in der Risikoprüfung gar nicht erfassen können. Und wir sehen, dass Aspekte, die den Kern der D&O bisher nicht betroffen haben, immer wichtiger werden, wie zum Beispiel der Strafrechtsschutz. Das ist schon etwas, was man in der Produktentwicklung, in der Risikoprüfung, auch in der Portfoliosteuerung berücksichtigen muss. Das haben wir im Blick.

Mit welcher Wirkung beispielsweise für neue Abschlüsse?

Wir haben an der Stelle keine Maßnahmen definiert. Ich würde sagen, wir analysieren. Was aber auch passieren wird, ist, dass dieser Fall dazu führen wird, dass das Risiko-Bewusstsein in den Unternehmen und bei Geschäftsführern steigt. Durch diese Berichte wird das Interesse an D&O-Versicherungen steigen.

Das gilt auch im Zusammenhang mit Cybergefahren. Welchen Link gibt es zwischen Cyber und D&O?

Cybergefahren lassen das Haftungsrisiko von Führungskräften steigen. Von daher sehen wir diese Verknüpfung. Ich habe unseren Antrag schon ausführlich erwähnt. Jeder mittelständische Kunde bekommt bei uns einen Nachlass auf die Versicherungsprämie gewährt, wenn er eine Cyberversicherung hat. Wir rabattieren – wenn auch zugegebenermaßen etwas weniger – unseren D&O-Vertrag selbst dann, wenn die Cyberversicherung nicht bei Hiscox besteht. Was ich ziemlich innovativ, aber auf der anderen Seite auch risikoangemessen finde.

Wird es eine D&O irgendwann nur noch dann geben, wenn eine Cyberversicherung vorhanden ist?

Das sehe ich nicht. Es gab zwar auch schon mal Stimmen, dass, wenn keine Cyberversicherung abgeschlossen wurde, im Cyberschadenfall sofort die Haftung da wäre. Aber ich finde, ein Unternehmenslenker muss die Möglichkeiten haben, die Cyberrisiken individuell zu kontrollieren und zu beherrschen. Jedoch auch wenn man intensiv in Prävention investiert, kann man damit nicht alle Cyberrisiken ausschließen. D&O- und Cyberversicherung haben daher heute und in Zukunft beide absolut ihre Daseinsberechtigung und stellen gerade in Kombination ein wichtiges Modul im Risikomanagement der Unternehmen und ihrer Manager dar.

Bild: © kwarkot – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Mario Hartmann