Herr Thomale, der Immobilienmarkt ist derzeit aufgrund von Energiekrise, Inflation und steigenden Zinsen angespannt: Welche Auswirkungen hat dies für den Markt für Ferienimmobilien?
Die steigenden Zinsen und höhere Lebenshaltungskosten führen generell dazu, dass Haushaltsbudgets schrumpfen und größere Investitionen stärker hinterfragt werden. Auf der anderen Seite lässt eine hohe Inflation jedoch Investitionen in Sachwerte generell attraktiv erscheinen. Die Auswirkungen auf den Markt für Ferienimmobilien werden daher unserer Einschätzung nach in den Marktsegmenten unterschiedlich sein: In den günstigeren Marktsegmenten mit kleineren Immobilien und B-Lagen erwarten wir Preise, die sich eher seitwärts bewegen oder sogar sinken, da die typische Nachfrage für diese Art von Immobilie stärker von den herausfordernden ökonomischen Rahmenbedingungen betroffen sind. Auf der anderen Seite werden jedoch höherwertige Ferienimmobilien in AAA-Lagen, zum Beispiel direkt am Wasser, aufgrund des sehr begrenzten Angebotes im Wert stabil bleiben und spätestens mittelfristig auch wieder steigen.
Für wie wahrscheinlich halten sie es, dass die Preise für Ferienimmobilien an begehrten Orten wie der deutschen Ost- und Nordsee sowie in Spanien fallen?
Auch hier muss man unserer Ansicht nach wieder zwischen den Marktsegmenten differenzieren, denn auch in den beliebtesten Feriendestinationen der Deutschen gibt es unterschiedliche Segmente. Günstigere Ferienimmobilien in B-Lagen könnten kurzfristig auch im Preis fallen. Rückläufige Preise bei Ferienimmobilien in den begehrten AAA-Lagen an der deutschen Ost- und Nordsee oder in Spanien sind eher unwahrscheinlich, da es zum Beispiel entlang der ersten Meereslinie ein sehr begrenztes Angebot gibt. Zusätzlich sind hier kaum noch freie Grundstücke verfügbar und durch gestiegene Baukosten wird weniger neu gebaut bzw. dürften Neubauten deutlich teurer werden. Zugleich steigt die Nachfrage weiterhin, unter anderem aufgrund hybrider Lebensmodelle und Remote Work.
Welche Standards muss eine Ferienimmobilie denn erfüllen, um eine hohe Nachfrage unter Interessenten zu erzeugen?
Grundsätzlich ist es hier mit Ferienimmobilien so, wie auch bei anderen Immobilienklassen. Entscheidend ist sicherlich eine sehr gute Lage, zum Beispiel nahe am Wasser oder am Ski-Lift. Aufwertende Elemente sind andere Standortmerkmale wie der Ausblick etwa zum Meer oder Bergpanorama oder eine gute lokale Infrastruktur mit kurzen Wegen zu Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf. Hinzu kommen eine hochwertige Grundsubstanz, ein attraktives Interieur mit hochwertiger Ausstattung – gerade im Bad und in der Küche – sowie schnelles Internet oder auch ein Wellnessbereich etc.
Seite 1 Ferienimmobilien: „Preisrückgang in Top-Lagen eher unwahrscheinlich“
Seite 2 Sie erwähnten bereits, dass die Nachfrage weiterhin steigt. Hält dieser Trend trotz Geldentwertung und steigender Zinsen an?
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