Lösungsansätze: Kooperationen, Beteiligungen und Prävention
Als Reaktion auf die zunehmenden Engpässe im Markt prüfen zahlreiche Makler neue strategische Ansätze. Knapp die Hälfte der Befragten kann sich Kooperationen vorstellen, während eine ebenso große Gruppe Beteiligungsmodelle als effektiven Weg zur Risikosteuerung favorisiert. Allerdings geht das Beteiligungsgeschäft mit einem deutlich erhöhten administrativen Aufwand einher, bedingt durch die steigende Anzahl beteiligter Versicherer/Policen. Die größte Herausforderung in diesem Kontext stellt dabei die Koordination der unterschiedlichen Prämiensätze der beteiligten Versicherer dar.
Die Risikoprävention avanciert zur Top-Priorität: 94% sehen Risikoprävention als entscheidenden Hebel zur Überwindung von Deckungsengpässen, wobei bereits 30% der Makler ihre Kunden dabei aktiv unterstützen. Versicherer werden in diesem Zusammenhang als wichtige Impulsgeber für Prävention wahrgenommen. Es besteht jedoch eine gewisse Skepsis hinsichtlich der Bereitschaft der Versicherer, die für Prävention notwendigen hohen Investitionen auch adäquat durch verbesserte Konditionen zu honorieren.
ESG-Anforderungen schaffen neue Herausforderungen
Ein weiteres Thema, das die Versicherbarkeit erschwert, sind die steigenden ESG-Anforderungen. Über die Hälfte der Befragten sieht hier einen klaren Konflikt. Technologische Neuerungen wie Photovoltaikanlagen oder Wallboxen zielen auf Nachhaltigkeit ab, werden von Versicherern aber als risikosteigernd wahrgenommen und führen häufig zu Ablehnungen bestimmter Branchen. Makler kritisieren, dass Versicherer oft nicht über die nötige Fachkompetenz oder Entscheidungsfreiheit verfügen, um individuelle Lösungen zu finden. Dies führt dazu, dass Unternehmen mit ESG- oder technologiegetriebenen Risiken Schwierigkeiten haben, angemessenen Versicherungsschutz zu erhalten. Nach Ansicht der Befragten könnten Lösungsansätze in einer stärkeren Differenzierung, klareren regulatorischen Vorgaben und einem ausgewogenen Interessenausgleich zwischen allen relevanten Stakeholdern – Versicherern, Maklern und Kunden – gefunden werden.
Fazit: Deckungsengpässe gefährden den Wirtschaftsstandort
Die Befragung zeigt deutlich: Der Deckungsnotstand in der Gewerbe- und Industrieversicherung ist kein vorübergehendes Problem. Er trifft zunehmend auch kleinere und mittlere Makler sowie zentrale Branchen wie Abfallwirtschaft, Recycling, Lagerhaltung, Lebensmittel und Immobilien. Ein stabiler Versicherungsmarkt ist ein wichtiger Standortfaktor für Deutschland. Fehlt ausreichender Versicherungsschutz, drohen Standortverlagerungen, Investitionsrückgänge und Wettbewerbsnachteile. Hier müssen alle Akteure gemeinsam Lösungen entwickeln, um diesen Trend zu stoppen.
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Seite 1 Gewerbe/Industrie: Warum Prävention jetzt unverzichtbar wird
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