Die Anleger sind immer weniger an nachhaltigen Fonds interessiert. Das zeigt eine Studie des Analysehauses Morningstar. Im ersten Quartal 2025 mussten offene und börsengehandelte globale Nachhaltigkeitsfonds demnach Rekordabflüsse verbuchen. Gründe dafür seien geopolitische Unsicherheiten und eine wachsende Ablehnung von ESG-Investments.
In den ersten drei Monaten zogen Anleger Morningstar zufolge schätzungsweise 8,6 Mrd. US-Dollar aus jenen Fonds ab – eine deutliche Kehrtwende im Vergleich zu den Zuflüssen in Höhe von 18,1 Mrd. US-Dollar im Quartal davor.
Erstmalig Abflüsse seit Analysestart
„Für Europa war es das erste Quartal mit Nettoabflüssen, seit wir dieses Fondsuniversum beobachten, wobei sich die Rücknahmen auf insgesamt rund 1,2 Mrd. US-Dollar beliefen“, sagt Hortense Bioy, Leiterin des Sustainable Investment Research bei Morningstar Sustainalytics. „In den USA dagegen war es das zehnte Quartal in Folge, dass Investoren Kapital aus diesen Fonds abzogen. Asien verzeichnete ebenfalls Nettoabflüsse, während sich Kanada, Australien und Neuseeland über Nettomittelzuflüsse freuen konnten.“
Alles in allem ging Ende März laut Morningstar das weltweite Vermögen nachhaltiger Fonds leicht auf 3,16 Bio. US-Dollar zurück, was die Schwäche des US-Aktienmarktes widerspiegle. „Der Backlash in den USA beeinflusst nun auch die Stimmung in Europa, und wir erwarten, dass der Appetit der Anleger auf ESG-Fonds in den nächsten Monaten durch das strengere regulatorische Umfeld und die wachsenden geopolitischen Spannungen weiter auf die Probe gestellt wird“, so Bioy.
Zudem beobachte die Expertin Anzeichen für eine Konsolidierung, zunehmende Rebranding-Aktivitäten und eine vorsichtigere Produktentwicklung. Weltweit wurden im ersten Quartal nur 54 neue nachhaltige Fonds aufgelegt, gleichzeitig nahm die Umbenennung der Fonds zu. „In Europa änderten 535 nachhaltige Produkte ihren Namen, 116 davon ließen ESG-bezogene Formulierungen weg. Darüber hinaus wurden 94 Produkte liquidiert oder fusioniert. In den USA wurden 20 Fonds geschlossen, so viele wie noch nie in einem einzigen Quartal“, sagt Bioy.
Ein Ende der Entwicklung ist nach Ansicht von Morningstar nicht in Sicht. Für weitere Veränderungen sorgen insbesondere die sich verschärfenden EU-Vorschriften zur Namensgebung von Fonds und zur Bekämpfung von Greenwashing. (mki)
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