Das Marktumfeld für InsurTechs im DACH-Raum hat sich drastisch gewandelt. Angesichts einer spürbaren Marktkonsolidierung, zurückhaltender Investoren und wachsendem internationalen Wettbewerb reicht technologische Innovation allein nicht mehr aus.
Das ist die zentrale Erkenntnis der zehnten InsurTech-Übersicht, die am Mittwoch vom New Players Network (NPN), einer Initiative der Versicherungsforen Leipzig, veröffentlicht wurde. Die Analyse von 177 Unternehmen zeigt: Während die Zahl der Neugründungen stark rückläufig ist, eröffnen sich etablierte InsurTechs neue Chancen, sich als strategische Partner für den kulturellen Wandel in der Versicherungsbranche zu positionieren.
Herausforderungen: Weniger Gründungen, kritischere Investoren
Das getrübte Wirtschaftsklima scheint deutliche Spuren in der InsurTech-Szene zu hinterlassen, so die Versicherungsforen Leipzig. Die Zahl der Neugründungen geht zurück: Das New Players Network hat für 2025 bislang nur eine Neugründung registriert, verglichen mit vier im Vorjahr und zwölf im Jahr 2023.
Gleichzeitig ist die Zeit der „Gießkannen-Finanzierung“ vorbei. Investoren agieren selektiver und legen den Fokus klar auf Profitabilität und stabile Geschäftsmodelle. „Der Markt wird insgesamt kleiner“, stellt Felix Sandt, Head of Network des New Players Network, fest. „Einige Start-ups sind vom Markt verschwunden, während sich andere erfolgreich etabliert haben und nun vor neuen strategischen Herausforderungen stehen.
Neue Chancen: Mehr als nur Technologie
Während künstliche Intelligenz immer mehr zur Basistechnologie wird, verliert die rein technische Überlegenheit von Start-ups an Differenzierungskraft. Erfolgreiche InsurTechs positionieren sich daher zunehmend als Impulsgeber und Gestalter des dringend benötigten kulturellen Wandels bei etablierten Versicherern. Sie bringen nicht nur neue Technologien, sondern auch agile Arbeitsweisen und eine kundenzentrierte Denkweise in die Unternehmen, schreiben die Versicherungsforen Leipzig.
„Diejenigen, die sich allein auf Technologie verlassen, riskieren, im Markt an Relevanz zu verlieren“, warnt Sandt. Der wahre Mehrwert liege in der Fähigkeit, etablierten Playern bei der Transformation ihrer internen Kultur und Prozesse zu helfen.
Internationaler Druck und strategische Kooperationen
Der Wettbewerb verschärft sich außerdem durch den Markteintritt finanzstarker internationaler Player aus den USA und Asien, wie Peak3 oder Resilience, die mit neuen Strategien auf den europäischen Markt drängen.
Laut Sandt erinnere die Situation an die Offensive der amerikanischen Big-Tech-Konzerne wie Google und Amazon im Jahr 2018 auf den heimischen Versicherungsmarkt. Das wecke zugleich Erwartungen und Unsicherheiten. Trotz hoher Markteintrittsbarrieren durch Regulatorik und Sprache sei der Druck spürbar.
Erfolg durch Kooperation
Die strategische Schlussfolgerung der Übersicht: Die Zukunft liegt in der intelligenten Kooperation. InsurTechs bieten die Agilität und die Innovationskultur, die etablierte Versicherer benötigen, während diese Fachwissen, Bestandskunden und finanzielle Schlagkraft einbringen, so die Mitteilung der Versicherungsforen Leipzig. Gemeinsam könnten sie neue, kundenzentrierte Geschäftsfelder erschließen und die digitale Transformation der Branche nachhaltig gestalten. (mki)
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