Auf dem Immobilienmarkt spielt die Energieeffizienz von Gebäuden eine immer größere Rolle. „Hohe Energiepreise, regulatorische Vorgaben und der Wunsch, den persönlichen CO2-Fußabdruck zu minimieren, rücken die Energieeffizienzklasse einer Immobilie zunehmend ins Blickfeld“, betont Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe. Der Baufinanzierungsvermittler Interhyp hat sein Portfolio vom Immobilienbewerter Sprengnetter analysieren lassen. Dabei wurde für mehr als 100.000 von Interhyp vermittelten Finanzierungen aus den Jahren 2020 und 2021 die Energieeffizienzklasse (EEK) in einem anonymisierten Vergleichsverfahren ermittelt.
Energieeffizienzklassen-Screening
Durch regulatorische Vorgaben werden Immobilienfinanzierer verpflichtet, nachhaltigkeitsbezogene Informationen der von ihnen finanzierten Immobilien regelmäßig offenzulegen. „Den wenigsten Finanzdienstleistern liegen allerdings solche Informationen in aktueller Form vor“, erklärt Jan Sprengnetter, CEO der Sprengnetter-Gruppe. Deshalb hat Sprengnetter 2021 eine energetische Bewertung wohnwirtschaftlicher Immobilien gelauncht, das Sprengnetter-Energieeffizienzklassen-Screening (EEK-Screening). „Das EEK-Screening unterstützt Immobilienfinanzierer in ihrem Streben nach ESG-Konformität“, so Sprengnetter weiter.
Das EEK-Screening ermöglicht es, für jede einzelne Finanzierung und damit für das gesamte Portfolio die Energieeffizienzklasse der finanzierten Immobilien im Vergleichsverfahren zu ermitteln. Zudem werden auch die CO2-Emissionen sowie die beiden Energiekennwerte End- und Primärenergiebedarf/-verbrauch je finanziertem Objekt festgestellt.
Hälfte der von Interhyp finanzierten Immobilien in der EEK F, G und H
Wie Interhyp mitteilt, wurde das EEK-Screening von Sprengnetter im vergangenen Jahr durchgeführt, um einen Überblick über die Verteilung der EEK bei den finanzierten Objekten zu erhalten und damit auch das Potenzial für Sanierungen besser einschätzen zu können.
„Mit dem von Sprengnetter entwickelten Energieeffizienzklassen-Screening haben wir unser Portfolio durchleuchtet und wertvolle Erkenntnisse gewonnen“, betont Utecht. Rund ein Fünftel der von Interhyp finanzierten Immobilien haben die EEK A+, A und B. „Verhältnismäßig viele unserer Kundinnen und Kunden bauen ihr Eigenheim noch selbst“, so Utecht weiter. Der heutige Neubaubestand sei deutlich ökologischer als früher.
Doch fast die Hälfte (48 %) der von Interhyp in den vergangenen zwei Jahren finanzierten Immobilien ist in der EEK F, G und H und müsste in den nächsten Jahren saniert werden.
EU-Parlament für Sanierungspflicht alter Gebäude
Vor Kurzem hat das EU-Parlament für strengere Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden gestimmt (AssCompact berichtete). Auch wenn die konkrete Ausgestaltung der novellierten EU-Gebäuderichtlinie noch nicht feststeht, ist ein Nullemissionsgebäudebestand bis 2050 das erklärte Ziel. Bis 2033 soll der Primärenergieverbrauch des gesamten Wohnimmobilienbestands schon mindestens der Gesamtenergieeffizienzklasse D entsprechen. Der Handlungsdruck bleibe laut Utecht hoch.
Interhyp: Fast drei Viertel der Immobilien älter als 20 Jahre
Neben der EU-Gebäuderichtlinie wäre da noch das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das Käufer einer Bestandsimmobilie zur energetischen Sanierung verpflichtet. „Unsere Daten zeigen, dass 73% der von uns finanzierten Immobilien zwar älter als 20 Jahre sind“, so Utecht. 7% von ihnen würden jedoch bereits in den Energieeffizienzklassen A bis C liegen, seien also bereits energetisch saniert worden. (tk)
Bild: © Andrey Popov – stock.adobe.com
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