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24. Februar 2023
Kunstversicherungsmarkt: „Bereit sein, Entwicklungen zu folgen“

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Kunstversicherungsmarkt: „Bereit sein, Entwicklungen zu folgen“

Seit über 35 Jahren versichert das Maklerhaus Zilkens Fine Art Kunst und begleitet den Kunstmarkt in all seinen Facetten. Die langfristigen Entwicklungen kennt das Unternehmen genauso gut wie Trends und Hypes und was diese für die Absicherung bedeuten.

Interview mit Dr. phil. Stephan Zilkens, Geschäftsführer der Zilkens Fine Art Insurance Broker GmbH
Herr Dr. Zilkens, wie sehr hat sich der Kunstmarkt in der Corona-Pandemie verändert?

Der Kunstmarkt hat sich letztlich in der Pandemie behauptet. Anfänglich versuchten die Galerien und Auktionshäuser verstärkt über soziale Medien und Internetangebote die Aufmerksamkeit hoch zu halten. Es fehlten ja plötzlich die Messen, um dort Kunden auf die Programme der einzelnen Galerien aufmerksam zu machen. Aber 2022 drehte sich die Situation wieder Richtung zurück zum Normalen. Es sind auch heute gerade im Auktionswesen vermehrt Internetangebote festzustellen. Aber der Handel und das Sammeln von Kunst braucht das Original in direkter Anschauung. Parallel zu den klassischen Kunstformen hat sich in der Pandemie ein kurzer NFT- (Non-Fungible-Token-)Kunsthype entwickelt. Das wird zwar bleiben, aber in dem Sektor haben einige Menschen viel Geld verbrannt.

Welche Folgen hatte das auf den Umsatz im Versicherungsgeschäft?

Im Bereich der Galerien gab es weniger Risiko, keine Messen, weniger Transporte – also wurden die Beiträge gesenkt – in dem Segment 2020 vielleicht 20%. Schlimmer hat es die Ausstellungen in Museen getroffen. Die wurden ja in Deutschland und anderen Ländern nicht als systemrelevant eingestuft und mussten monatelang schließen. Auf das Gesamt­portefeuille der Kunstversicherung dürfte das mit 15 bis 25% Beitragsrückgang im Jahr 2020 durchgeschlagen haben. Andererseits haben die Auk­tionsergebnisse 2021 und 2022 hervorragende Ergebnisse gebracht, was sich dann wiederum auf die Bewertung von Sammlungen überträgt und 2022 lief der Markt auch – von den Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine abgesehen – fast normal. Die Umsatzverluste sind ausgeglichen und neue Wettbewerber am Kunstversicherungsmarkt stabilisieren die niedrigen Beitragssätze der Branche.

Wo liegt Ihr Schwerpunkt – auf der Versicherung einzelner Kunststücke oder auf der Versicherung von Künstlern, Galerien und Museen?

Wir fokussieren uns auf alles, was mit Kunst zu tun hat: Künstler, Sammler, Galerien, Restauratoren, Kunsthistoriker, und das völlig unabhängig von deren geschlechtlicher Selbsteinschätzung. Auch Kunstspeditionen spielen bei unseren Kunden eine große Rolle. Aufgrund der gängigen Ausschreibungspraxis der öffentlichen Hand – „Wir wollen nur billig, die Qualität ist uns egal“ – halten wir uns in diesem Bereich der Kunstversicherung sehr zurück.

Wie hat sich Ihr Unternehmen auf den Bereich spezialisiert und wie sind Sie aufgestellt?

Am Anfang meines Berufs­lebens stand die Kunstabteilung der Nordstern Versicherung, bei deren Aufbau ich mithelfen durfte. Insofern war für mich das Thema Kunst und Versicherung immer präsent. Mit der Gründung meines Unternehmens habe ich dann den alten Fokus wieder aufgenommen, nachdem ich festgestellt habe, dass Sammler und Galerien Ansprechpartner wünschen, die etwas von ihrem Sammelgebiet und ihrem Geschäft verstehen. Unsere Schweizer Kunden und einige Kunden außerhalb der EU bedienen wir über unsere Tochtergesellschaft in der Schweiz. Neben Versicherungskauffrauen sind bei uns auch Kunsthistorikerinnen und Kulturmanagerinnen beschäftigt, die im Versicherungswesen eine Zusatzausbildung absolviert haben.

 
Ein Interview mit
Dr. phil. Stephan Zilkens