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21. Dezember 2022
Lebensversicherer: Die zwei Seiten der Zinswende

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Lebensversicherer: Die zwei Seiten der Zinswende

Die zweite Seite der Zinswende

Doch die gestiegenen Zinsen haben laut Assekurata auch eine Schattenseite für die Lebensversicherer. Das höhere Zinsniveau zieht nämlich die Kurse der niedrig verzinsten Anleihen im Bestand nach unten. Während die zur Finanzierung der Zinszusatzreserve benötigten Bewertungsreserven Ende 2021 aufgrund des Niedrigzinsumfelds noch ein Niveau von rund 150 Mrd. Euro aufwiesen, geht Assekurata nun aufgrund des Zinsanstiegs davon aus, dass die Branche im Saldo derzeit stille Lasten von etwa 50 Mrd. Euro aufweist. Die Versicherer sehen sich also zunächst mit einem deutlichen Marktwertverlust bei ihren Zinsanlagen in ihren Büchern konfrontiert.

Buy and Hold schützt vor Abschreibungen

Allerdings ergeben sich daraus keine unmittelbar negativen Effekte für die Lebensversicherer. Lebensversicherer gelten als Langfristinvestoren und agieren üblicherweise mit Buy-and-Hold-Strategien. Das bedeutet, dass bei rein zinsinduzierten Wertveränderungen keine Abschreibungen bei den Kapitalanlagen notwendig sind. Der Buchwert in der Bilanz bleibt also trotz des gesunkenen Marktwerts erhalten. Grundsätzlich bestehe aber das Risiko, dass die stillen Lasten realisiert werden müssten. Nämlich dann, so die Analysten, wenn Kunden im großen Stil Verträge kündigten oder aufgrund von Bonitätsverschlechterungen der Emittenten Abschreibungen nötig seien. Außerdem minderten die stillen Lasten die Ertragsflexibilität.

Versicherer mit diversifizierter Kapitalanlage sind im Vorteil

Allerdings werde auch die Nettoverzinsung noch weiter zurückgehen. Nachdem sie 2021 noch bei 3,58% gelegen hat, kalkulieren die Assekurata-Analysten für 2022 nur noch mit durchschnittlich 2,40%. „Auf lange Sicht dürften die Versicherer durch den Zinsanstieg jedoch in der Lage sein, in der Neu- und Wiederanlage wieder stärker in rentablere Papiere zu investieren“, prognostiziert Heermann.

Abgesehen von den Folgen der Zinswende für die Gesamtbranche ist die Ausgangslage mit Blick auf einzelne Anbieter laut Assekurata sehr unterschiedlich. Versicherer mit einem zinsunabhängigeren Geschäftsprofil und einer stärker diversifizierten Kapitalanlage weisen im EKG in der Regel höhere Kennzahlenwerte auf als traditionelle kapitalbildende Anbieter. „Bereits 2021 sind durch den Rückgang der Bewertungsreserven die EKG-Quoten vieler Unternehmen zurückgegangen“, fasst Lars Heermann die Studienergebnisse zusammen. (as)

Die komplette Studie kann hier bestellt werden.

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Bild: © fidaolga – stock.adobe.com

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