Kaum Transparenz um Neugeschäft in der Vollversicherung
Kritisch sieht das Analysehaus die fehlende Transparenz bei der Entwicklung des Neugeschäfts in der Vollversicherung. „In den Geschäftsberichten sind diesbezüglich nach wie vor kaum Angaben zu finden“, schreiben die Analysten. Bei der Mehrheit der Versicherer bleibe hier nur der Umweg über die Bestandsentwicklung. Positive Ausnahmen seien beispielsweise die Allianz, Debeka und Generali.
Bestandsabrieb bleibt Herausforderung für Branche
Insgesamt waren Ende 2024 8.739.206 Personen vollversichert. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Plus 0,34%, beziehungsweise von 29.563 Versicherten. Das sei „nicht besonders spektakulär“, aber immerhin der zweite Zuwachs in Folge und der höchste seit dem Jahr 2011, wird Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg, zitiert. „Da es der Branche weiterhin schwer fällt den natürlichen Bestandsabrieb zu kompensieren und einige Versicherer seit Jahren schrumpfen, stellt sich zwangsläufig die Frage, wie lange dieser Trend zu verkraften ist“, so Franke weiter.
Seit dem Jahr 2011 hat die Branche 230.000 Vollversicherte verloren. Dieser Umstand und die schwierige Situation der Versicherer sei auch politisch forciert, heißt es in dem Report. Die immer weiter steigende Versicherungspflicht-Grenze mache es den Unternehmen schwerer, Neukunden zu akquirieren. Insgesamt konnten 14 der 30 Anbieter mit Vollversicherten im Jahr 2024 ihre Bestände ausbauen, so Franke und Bornberg, wobei die Analysten anmerken, dass Vigo und Ottonova wegen fehlender Geschäftsberichte nicht berücksichtigt werden konnten.
Wechselaktivität als Wettbewerbsmerkmal
Ein Problem stellen für die Versicherer auch Wechselaktivitäten dar. Haben Versicherte ihren Vertrag am oder nach dem 01.01.2009 abgeschlossen, dürfen sie bei einem Tarif- oder Anbieterwechsel einen Teil ihrer Altersrückstellungen mitnehmen. „Was als Schutzmechanismus für die Versicherten gedacht war, entwickelt sich zunehmend zu einem zentralen Schalthebel für Marktbewegungen in der Vollversicherung“, erklärt Reinhard Klages, Verantwortlicher des map-report. Für Versicherer wird dies vor allem zum Problem, wenn „gute Risiken“ abwandern und weniger attraktive Risiken zurückbleiben.
Der Teil, den wechselwillige Versicherte mitnehmen dürfen, die sogenannten „Übertragungswerte“, sind laut den Analysten längst zum harten Wettbewerbsfaktor geworden. Den größten Nettozufluss im Jahr 2024 verzeichnete die HanseMerkur mit 41,1 Mio. Euro, die ARAG ist mit einem Nettozufluss von 24,7 Mio. Euro ebenfalls ein Gewinner bei den Übertragungswerten (siehe Grafik; © Franke und Bornberg).
Branche im Wandel
Neben steigenden Leistungsausgaben sehen sich Versicherer zudem auch mit wandelnden Erwartungen vonseiten der Versicherten konfrontiert. „Wer als Anbieter bestehen will, muss Innovationen nicht nur ankündigen, sondern tatsächlich in marktreife Lösungen umsetzen“, heißt es in dem Report.
Digitale Anwendungen können einerseits Kosten senken, Abläufe beschleunigen und Kundenzufriedenheit erhöhen. Andererseits können neue Technologien und innovative Diagnostik- und Behandlungsmethoden sich durch ihre hohen Kosten auf die Bilanzen der Unternehmen niederschlagen.
Die Zukunft der PKV hängt entscheidend davon ab, wie konsequent Anbieter auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren, resümieren die Experten. (js)
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