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2. November 2025
NÜRNBERGER-Chef: Vergangene Fehler dürfen nicht mehr passieren

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NÜRNBERGER-Chef: Vergangene Fehler dürfen nicht mehr passieren

NÜRNBERGER-Chef: Vergangene Fehler dürfen nicht mehr passieren

Welche konkreten Projekte stehen oben auf der Agenda und wie bald sollen die Probleme gelöst sein?

Im Rahmen der Partnerschaft mit der VIG werden wir die Modernisierung unserer IT erheblich beschleunigen können. Dabei profitieren wir zum einen von den Investitionszusagen der VIG, zum anderen aber auch von der Expertise und dem Know-how der Gruppe. Geplant ist, in einem Großprojekt einige unserer derzeitigen Systeme schrittweise abzulösen und eine moderne, zukunftsfähige IT-Architektur aufzubauen. Diese Maßnahmen sind ein entscheidender Schritt, um eine leistungsfähige Plattform für unser künftiges Wachstum zu schaffen. Jeder, der sich mit dem Thema Informationstechnologie beschäftigt, weiß: Die Anpassung und Modernisierung von Systemen dieser Art ist ein Prozess, der Jahre dauert und nie ganz abgeschlossen sein wird.

Versicherungsmakler berichten, dass Wachstumsziele und Vertriebsstrategien der letzten Jahre teilweise zu Lasten einer sauberen Risikoprüfung gingen – insbesondere im Sachgeschäft. Ist dieses Problem heute behoben? Wie stellen Sie künftig sicher, dass Wachstum nicht zulasten der Bestandsqualität geht?

In der Tat haben ambitionierte Wachstumsziele in der Vergangenheit verbunden mit einer nicht erwarteten Inflation sowie ungewöhnlichen Großschäden und Naturkatastrophen dazu geführt, dass die Schadenquote und die Ergebnisse des Schaden-/Unfallgeschäfts zu einem hohen Verlust insbesondere 2024 geführt haben. Das darf und das wird uns nicht mehr passieren. Wir haben daher im vergangenen Jahr damit begonnen, unseren gesamten Bestand konsequent zu restrukturieren und zu sanieren. Dazu haben wir unseren Risikoappetit noch klarer gefasst. So haben wir uns aus einigen Sparten komplett zurückgezogen, wie beim internationalen Transportgeschäft. Zudem haben wir aufgrund der enormen Inflation und Kostensteigerungen bei der Schadenregulierung die Prämien erheblich angepasst, zum Beispiel bei den Kfz-Versicherungen. Wir sehen aktuell, dass sich inzwischen viele unserer Mitbewerber gezwungen sehen ähnliche Programme umzusetzen, ihre Prämien massiv erhöhen oder Bestände kündigen. Darüber hinaus haben wir unsere Partnerschaften mit Rückversicherern umfassender gestaltet. Um künftig unser Portfolio auf rein profitables Wachstum auszurichten, haben wir unter anderem Analysetools implementiert, mit deren Hilfe wir nun unsere Portfolien auf Basis von Projektionen nachhaltig und stabil aktiv steuern. Durch diese Investition in Produkt-Management und Underwriting-Exzellenz können wir inzwischen viel schneller auf Markttrends reagieren und sind heute bereits wesentlich widerstandsfähiger.

Wie haben Vertriebspartner auf diese teils einschneidenden Maßnahmen reagiert?

Bei all diesen Maßnahmen haben uns die meisten unserer Vertriebspartner trotz der schmerzhaften Einschnitte, die das für sie selbst und ihre Kunden bedeutete, maßgeblich unterstützt. Letztlich ist allen klar, dass dauerhaft zu hohe Schadenquoten für niemanden ein nachhaltiges Geschäftsmodell begründen. Die Sanierung und die Investitionen in unsere Underwriting-Exzellenz im Schaden- und Unfallsegment sind aber noch nicht abgeschlossen, schließlich geht es um mehr als nur um eine schwarze Null. Ziel ist es, dass wir spätestens ab 2027 auch in diesem Segment wieder nachhaltig und profitabel wachsen. Auch dabei wird uns die Partnerschaft mit der VIG zusätzlichen Rückenwind verleihen.

Auf der anderen Seite werden wir mit unserer Expertise in der Personenversicherung und dort insbesondere im Einkommensschutz als Kompetenzcenter wertvolle Impulse für die Gruppe setzen können und die Diversifizierungsstrategie der VIG unterstützen.

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