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17. Dezember 2021
Nur ein Zahlenvergleich? Bewertung von Direktversicherungstarifen

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Nur ein Zahlenvergleich? Bewertung von Direktversicherungstarifen

Sichere Anlage

Um die Garantien erfüllen zu können, fließt ein Teil der Beiträge ins klassische Sicherungsvermögen des Versicherers und nicht in die kapitalmarktnahe Anlage. Dieser „Motor“ kann anhand der üblichen Kriterien bewertet werden: Versichererkennzahlen zur Einschätzung der Finanzkraft, deklarierte Überschüsse der letzten Jahre inkl. Bewertungsreserven und Schlussüberschüsse.

Fonds-/Kapitalmarktnahe Anlage

Beim Vergleich der Fonds – sowohl aktiv gemanagte als auch passive ETFs – bzw. kapitalmarktnahen Anlage wie zum Beispiel Sondervermögen innerhalb eines Fondstarifs eröffnet sich ein eigenes Vergleichsuniversum. So setzt eine Beurteilung von Fonds tiefer gehende Anlagekenntnisse voraus: Um welche Anlageklasse handelt es sich? Gibt es einen längerfristigen „Track Record“ zu Renditen und Volatilität bei konstantem Fondsmanagement? Handelt es sich um ein klar definiertes Anlagekonzept? Wie sehen die Fondskennzahlen aus wie etwa Sharpe Ratio, Information Ratio, griechische Buchstaben? Sind vergleichbare Fonds besser? Hier gilt es, in die einschlägigen Fondsdokumente einzutauchen. Zwar kann auch daraus nicht die zukünftige Wertentwicklung abgeleitet werden. Aber es geht auch mehr darum, sagen zu können, welche Wertentwicklung man – positiv wie negativ – mit ziemlicher Sicherheit nicht erwarten kann.

Kosten

Zwar mag die Wertentwicklung unbekannt sein, die Kosten sind es nicht! Je höher die Kosten – wie etwa Abschlusskosten in % der Beitragssumme, Verwaltungskosten in % der Beiträge bzw. des Deckungskapitals etc. –, desto höher muss die Wertentwicklung ausfallen, um diese Kosten zu rechtfertigen. Auch der Vergleich von Fondskosten fördert große Unterschiede zutage: So haben auch in fondsgebundenen Tarifen vielfach schon ETFs Einzug gehalten, die durch niedrige Kosten und transparente (Index-)Anlage punkten.

Gesamtleistungen

Schlussendlich ergeben sich aus angenommener Wertentwicklung und den Kosten auch bei fondsgebundenen Tarifen Gesamtleistungen, die unter sonst gleichen Bedingungen verglichen werden können. Dabei berücksichtigen Versicherer in der Regel mehrere Wertentwicklungsszenarien, zum Beispiel 1%, 3% oder 6% pro Jahr. Die banale Frage, die aber oft schwer zu beantworten ist: Macht die Angabe der Gesamtleistungen unter Berücksichtigung einer bestimmten Wertentwicklung Sinn? 6% per annum in Verbindung mit Geldmarkt- oder Rentenfonds beispielsweise darf man wohl getrost als unrealistisch bezeichnen und bei Vergleichen aussortieren. Und worauf bezieht sich die angegebene Verzinsung: auf beide Töpfe oder nur den kapitalmarktnahen? Rendite vor oder nach Kosten? Exakt vergleich­bare Angebote sind meist gar nicht zu bekommen.

 
Ein Artikel von
Markus Keller