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1. Juni 2021
Sprunghafter Anstieg der Privatinsolvenzen in Deutschland

Sprunghafter Anstieg der Privatinsolvenzen in Deutschland

Die Zahl der Privatinsolvenzen war in den vergangenen Jahren klar rückläufig. Das hat sich nun geändert. Im ersten Quartal ist sie laut aktuellen Zahlen von CRIFBÜRGEL sprunghaft angestiegen. Im Gesamtjahr dürfte es sogar noch schlimmer kommen.

Die Privatinsolvenzen sind in Deutschland im ersten Quartal 2021 sprunghaft angestiegen. In den ersten drei Monaten des Jahres gab es 31.821 private Insolvenzen. Das waren 56,5% mehr als im Vorjahreszeitraum. Das geht aus dem „Schuldenbarometer 1. Quartal 2021“ des Informationsdienstleisters CRIFBÜRGEL hervor.

Verdoppelung im Gesamtjahr zu erwarten

Nach zehn Jahren sinkender Fallzahlen werden die Privatinsolvenzen laut CRIFBÜRGEL auch im Gesamtjahr 2021 wieder deutlich steigen. „Aktuell gehen wir von bis zu 110.000 Privatinsolvenzen und damit von einer Verdopplung der Zahlen in diesem Jahr aus“, sagt CRIFBÜRGEL-Geschäftsführer Dr. Frank Schlein. 2020 gab es insgesamt 56.324 private Insolvenzen in Deutschland.

Neues Gesetz zur Restschuldbefreiung als Hauptursache

„Der deutliche Anstieg an Insolvenzen ist derzeit vor allem darauf zurückzuführen, dass viele Privatpersonen letztes Jahr entsprechende Anträge zurückgehalten haben. Sie wollten von einer Gesetzesreform profitieren, die Betroffenen von Privatinsolvenzen künftig, statt wie bisher nach sechs, schon nach drei Jahren eine Restschuldbefreiung ermöglicht. Da diese Reform ein großer Vorteil ist, haben viele Antragsteller auf den entsprechenden Beschluss des Bundestages gewartet“, erklärt Dr. Schlein. Die Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens auf drei Jahre wird rückwirkend auch für alle Insolvenzverfahren gelten, die ab dem 01.10.2020 beantragt wurden. Damit können auch diejenigen Schuldnerinnen und Schuldner bei einem wirtschaftlichen Neuanfang unterstützt werden, die durch die Covid-19-Pandemie in die Insolvenz geraten sind.

Corona-Insolvenzwelle erst ab dem zweiten Halbjahr

Die unmittelbar von der Corona-Pandemie verursachte Insolvenzwelle wird CRIFBÜRGEL zufolge ab dem zweiten Halbjahr 2021 einsetzen und bis in das Jahr 2022 hineinreichen. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie seien nicht nur für Beschäftigte im Niedriglohnbereich existenzbedrohend, sondern auch im mittleren Einkommensbereich, zum Beispiel durch Kurzarbeit, deutlich spürbar. Zudem werde die höhere Arbeitslosigkeit wieder zu mehr Privatinsolvenzen führen, da die betroffenen Verbraucher bei weiterhin hohen Kosten über weniger Geld verfügen.

Nord-Süd-Gefälle

Die nördlichen Bundesländer sind auch im ersten Quartal 2021 stärker von Privatinsolvenzen betroffen als der Süden Deutschlands. So führt Bremen die Statistik mit 76 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner an. Es folgt Hamburg mit 57 Insolvenzfällen je 100.000 Einwohner. Der Bundesdurchschnitt lag in den ersten drei Monaten des Jahres bei 38 Privatpleiten je 100.000 Einwohner. Am wenigsten Privatinsolvenzen verzeichneten im ersten Quartal 2021 Bayern (26 Fälle je 100.000 Einwohner), Hessen (29) und Thüringen (30). Die Privatinsolvenzen sind in allen Bundesländern angestiegen. Die höchsten Steigerungen gab es in Mecklenburg-Vorpommern (+86,7%), Nordrhein-Westfalen (+81,1%), Hamburg (+77,5%) und Thüringen (+75,3%). Einen sehr geringen Anstieg meldete Sachsen-Anhalt mit einem Plus von lediglich 0,3%. (mh)

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