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20. Januar 2022
Technische Versicherungen: „Solides Wissen unverzichtbar“

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Technische Versicherungen: „Solides Wissen unverzichtbar“

Gerade die Technischen Versicherungen müssen mit dem technologischen Wandel Schritt halten. Für Vermittler gilt es, auf dem neuesten Stand zu sein. Die Versicherungsexperten Andreas Knittel und Stephan Schmitz über diese Herausforderungen.

Herr Knittel, Herr Schmitz, wie gelingt es denn der Branche, in den Bedingungswerken der Technischen Versicherungen mit dem technologischen Wandel Schritt zu halten und auf Trends zu reagieren?

Andreas Knittel: Durch den Allrisk-Charakter der Bedingungen der Technischen Versicherungen (TV). Dadurch, dass zunächst alles als versichert gilt, was nicht ausgeschlossen wurde, wird auch der ständigen technologischen Erneuerung Rechnung getragen. Das ist in der TV-Sparte nichts Neues.

Ein Beispiel aus der Maschinenversicherung: Den Bedingungen für fahrbare Maschinen (ABMG) gemäß, sind die im Versicherungsschein genannten Maschinen versichert. Die Kalkulation erfolgt auf Basis von Tarifen, die alle möglichen Maschinen mit einem Beitragssatz auflisten. Eine Baumaschine, die heute mit einem Hybridantrieb oder in naher Zukunft mit einem Elektroantrieb versehen wird, kann schon heute analog der Maschinen mit einem konventionellen Antrieb versichert werden. Die Frage, die sich dann die Produktmanager oder Mathematiker stellen müssen, ist, ob Reparaturen durch die neuen Antriebe teurer oder vielleicht sogar billiger werden. Dies wird sich dann nach den Erfahrungen in den Beiträgen widerspiegeln. Ein anders Beispiel sind die Multiline-Policen und der Baustein Elektronik.

In modernen Policen wird heute auf die „dem Betrieb dienenden elektronischen Geräte“ abgestellt. Es werden hierbei nur vereinzelt bestimmte Geräte wie zum Beispiel Prototypen ausgeschlossen. Das heißt, neue erprobte elektronische Geräte wie Thin Client (Arbeitsplatzschnittstelle) sind somit automatisch mitversichert, wenn sie dem Betrieb eines Unternehmens dienen.

Stephan Schmitz: Versicherungen gelten ja nicht zu Unrecht als „Haus der tausend Berufe“. Das Fachwissen von Ingenieuren, Chemikern und Biologen fließt in die Bewertung neuartiger Technologien ein. Das Produktmanagement benötigt diese Experten, um sich beispielsweise bezüglich des Umgangs mit Wasserstoff oder der Schadenpotenziale durch Ladestationen beraten zu lassen.

Nun gibt es in der Industrieversicherung einen verhärteten Markt. Höhere Prämien, mehr Limits, kleinere Kapazitäten. Was bedeutet dies für die Technischen Versicherungen?

Stephan Schmitz: 2021 war bekanntermaßen das schlechteste Jahr seit GDV-Gedenken. Das versicherungstechnische Ergebnis der nicht-privaten Sachversicherung in Gänze wird vermutlich bei einer Combined Ratio (CR) von deutlich über 100% auslaufen, daher darf man den Versicherern nicht nachhaltig böse sein, wenn die Prämienverhandlungen anstehen.

Auch die Sparten der Technischen Versicherungen haben im Jahr 2021 arg gelitten. Auch wenn die CR hier noch nicht dreistellig ist, muss gegengesteuert werden. Jedoch ist der Druck hier ungleich geringer und kann mit organischen Maßnahmen erfolgen, die auch Vertriebspartnern und Endkunden gut vermittelbar sind.

Andreas Knittel: Das kann ich nur bestätigen. Wobei dies insbesondere für die TV-Industrieversicherung gilt. Denn im kleineren Gewerbesegment ist dies aufgrund der ungleich höheren Wettbewerbssituation nicht zu sehen. Hier gibt es weiterhin einen Preiskampf und immer weitergehende Deckungen. Dies liegt auch daran, dass die CR in dem Segment der kleineren Unternehmen sich besser entwickelt, auch wenn hier die Schadenlast kontinuierlich zunimmt. Daher ist es auch hier wichtig, die Situation zu beobachten und dann gegenzusteuern, um nicht in eine ähnliche Lage wie die Industrieversicherung zu geraten.