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22. April 2025
Teilverkauf: „So flexibel wie die Lebensumstände unserer Kunden“
Teilverkauf: „So flexibel wie die Lebensumstände unserer Kunden“

Teilverkauf: „So flexibel wie die Lebensumstände unserer Kunden“

Nach herausfordernden Zeiten für den Immobilienmarkt gab es 2024 erste Anzeichen für eine Erholung. Welche Entwicklung konkret im Bereich des Immobilien-Teilverkaufs zu beobachten war, dazu hat AssCompact bei dem Anbieter Engel & Völkers LiquidHome nachgefragt.

Interview mit Christian Kuppig, Geschäftsführer von Engel & Völkers LiquidHome
Herr Kuppig, der Immobilien-Teilverkauf ist ein noch relativ junges Konzept der Immobilienverrentung. Wie hat sich die Nachfrage denn entwickelt?

Die Nachfrage im Bereich des Immobilien-Teilverkaufs ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Viele Menschen aus der Zielgruppe sind mit den Möglichkeiten der Immobilienverrentung noch nicht vertraut, doch das Bewusstsein dafür nimmt stetig zu. Insbesondere der Immobilien-Teilverkauf hat sich dabei mehr und mehr durchsetzt. Der Wunsch, die Sicherheit des Eigenheims zu bewahren und auf der anderen Seite die gestiegenen Lebenshaltungskosten sowie finanzielle Herausforderungen im Alter zu bewältigen, sind die Hauptgründe für die Nachfragesteigerung. Viele Eigentümer möchten ihre Immobilie nicht veräußern und das gewohnte Zuhause verlassen, sondern haben den Wunsch nach einer Lösung, die sich ihren Umständen anpasst und nicht andersherum.

Was sind die Motive der Eigentümer, einen Teil ihrer Immobilie zu veräußern?

Die Beweggründe sind so vielfältig wie unsere Kunden selbst. Ein großer Teil unserer Kunden möchte ganz allgemein einen finanziellen Spielraum schaffen, ohne das gewohnte Umfeld aufgeben zu müssen. Andere benötigen Mittel für größere Investitionen, etwa in eine energetische Modernisierung. Auch die Vermögensplanung innerhalb der Familie ist ein häufiges Motiv, um zum Beispiel Kinder oder Enkel bereits zu Lebzeiten finanziell zu unterstützen. Und zu guter Letzt sind es Wünsche, die sich unsere Kunden erfüllen wollen, sei es ein Wohnmobil, ein Boot oder auch ein neues Auto.

Und was macht einen „typischen“ Immobilienbesitzer aus, der sich für den Teilverkauf entscheidet?

Es gibt tatsächlich kein einheitliches Profil eines typischen Kunden von Engel & Völkers LiquidHome. Aber es gibt einige Gemeinsamkeiten: Der Großteil unserer Kunden ist zwischen 55 und 75 Jahre alt, sie haben ihr Haus oder ihre Wohnung lange bewohnt und sehen darin nicht nur einen Vermögenswert, sondern vielmehr ihr Zuhause. Sie wollen dort weiterhin wohnen bleiben, aber gleichzeitig die finanziellen Möglichkeiten haben, ihre Lebensqualität zu verbessern oder zukünftige Vorhaben zu finanzieren. Viele unserer Kunden betrachten den Immobilien-Teilverkauf auch als Übergangslösung bis zu dem Zeitpunkt, wo ein Gesamtverkauf mehr Sinn macht. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn die Gartenpflege zu aufwendig wird oder einer der beiden Lebenspartner verstirbt und man nicht allein im Haus bleiben möchte. Der Immobilien-Teilverkauf ist so flexibel wie die unterschiedlichen Lebensumstände unserer Kunden.

Engel & Völkers LiquidHome feiert in diesem Jahr fünfjähriges operatives Jubiläum. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Wir blicken auf eine sehr erfolgreiche Entwicklung zurück. In den vergangenen fast fünf Jahren haben wir mehr als 2.000 Immobilien notariell teilangekauft, mit einem durchschnittlichen Teilankauf von rund 42% pro Immobilie und einem Investment von über 500 Mio. Euro. Unser Modell hat sich am Markt etabliert und Engel & Völkers LiquidHome ist Marktführer im Bereich des Immobilien-Teilverkaufs. Das Feedback unserer Kunden zeigt immer wieder aufs Neue, dass wir mit unserem transparenten und fairen Ansatz auf dem richtigen Weg sind und einen bestehenden Bedarf bedienen.

Welchen Ansatz verfolgen Sie?

Unser menschenzentrierter Ansatz ist es stets, den finanziellen Wert von Eigenheimen nutzbar zu machen und gleichzeitig den emotionalen Wert der Stabilität des Wohnens in den eigenen vier Wänden zu bewahren. Die letzten fünf Jahre haben gezeigt, dass die Verrentung der eigenen Immobilie ein fester Bestandteil der Altersvorsorge sein kann, da die Immobilie in den meisten Fällen auch den größten Vermögenswert darstellt.

An welche Zielgruppe wendet sich Ihr Angebot vorrangig?

Der Immobilien-Teilverkauf richtet sich vor allem an Personen, deren Vermögen zum größten Teil in der eigenen Immobilie gebunden ist. Dabei sprechen wir vor allem Senioren an, die einen Bedarf an zusätzlicher finanzieller Flexibilität im Alter haben.

Wie sieht Ihr Konzept konkret aus?

Immobilienbesitzer haben die Möglichkeit, bis zu 50% ihrer Immobilie zum aktuellen Verkehrswert zu veräußern. Für den an Engel & Völkers LiquidHome verkauften Anteil erhalten wir eine monatliche Nutzungsgebühr, die aktuell 4,95% per annum beträgt. Die Nutzungs­gebühr wird für das entgeltliche Nießbrauchrecht gezahlt und lässt sich mit einer anteiligen Miete vergleichen. Trotz des anteiligen Verkaufes der Immobilie, bleibt unser Kunde zu 100% wirtschaftlicher Eigentümer. Die monatlichen Kosten für den Nießbrauch sind für zehn Jahre festgelegt und werden im Anschluss analog der Zinsentwicklung angepasst.

Unser Modell bietet Eigentümern somit eine sichere, transparente und langfristig stabile Lösung für die Kapitalfreisetzung aus der eigen­genutzten Immobilie.

Verbraucherschützer gehen mit dem Modell des Teilverkaufs immer wieder hart ins Gericht. Merken Sie diesbezüglich Skepsis bei Kunden?

Der Immobilien-Teilverkauf ist in Deutschland wie eingangs erwähnt ein noch recht junges Modell der Immobilienverrentung. Natürlich werden neue Finanzprodukte besonders kritisch hinterfragt, was auch gut so ist. Wir bekommen durchaus auch von Kunden die Kritikpunkte von Verbraucherschützern zurückgespielt. Wir schätzen es sehr, wenn unsere Kunden sich vor dem Teilverkauf ihrer Immobilien intensiv mit dem Modell auseinandergesetzt haben. Der Immobilien-Teilverkauf ist eine Lösung zur Kapitalfreisetzung – aber auch nicht die einzige O Lösung für alle. Dies ist und war auch nie unser Ansatz. Grundsätzlich entsteht Skepsis häufig durch mangelnde Transparenz oder unzureichende Aufklärung. Unsere Erfahrung zeigt: Je besser Kunden informiert sind, desto größer ist das Vertrauen.

Sie setzen also auf Transparenz und Information?

Eine kontinuierliche Transparenz in allen Bereichen war von Beginn an ein entscheidender Motor unseres Handelns. Ebenso wie der Punkt einer umfangreichen Kommunikation. Diese umfasst nicht nur den Dialog mit Verbraucherschützern, sondern vor allem auch den direkten und intensiven Austausch mit unseren Kunden. Zusätzlich haben wir 2023 mit weiteren Unternehmen aus dem Bereich der Immobilienverrentung den Bundesverband Immobilienverrentung e. V. (BVIV) gegründet. Zu den wichtigsten Zielen des Verbandes gehört es, Transparenz weiter zu fördern und den Verbraucherschutz bestmöglich zu gewährleisten.

Und wie begegnen Sie der Kritik?

Uns ist es wichtig zu betonen, dass wir Kritik grundsätzlich nicht abweisen. Im Gegenteil: Wir sind offen für den Austausch mit verschiedenen Stakeholdern und schätzen konstruktives Feedback. Auch die Anliegen von Verbraucherschutzorganisationen nehmen wir ernst und stehen mit ihnen in regelmäßigem Dialog. Unser Ziel ist es, den Immobilien-Teilverkauf als ein attraktives, verlässliches und langfristig tragfähiges Modell zu gestalten.

Somit gehen wir auch aktiv auf die Vorwürfe ein, die in der Vergangenheit von verschiedenen Seiten geäußert wurden. Im Rahmen der Prüfung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Jahr 2023 wurden verschiedene Aspekte unseres Geschäftsmodells diskutiert. Unter anderem die Fragen, ob der Immobilien-Teilverkauf einem kreditähnlichen Geschäft gleicht oder ob der Mindestrückfluss von 117% Kunden benachteilige. Unser Modell basiert jedoch nicht auf einer Darlehensstruktur, sondern stellt einen eigenständigen abgeschlossenen Vertragstyp dar. Unabhängig von dieser Prüfung haben wir in den letzten Jahren kontinuierlich an der Weiterentwicklung unseres Angebots gearbeitet und dabei insbesondere die Transparenz in der Vertragsgestaltung, die Sicherheit des Nießbrauchrechts und die Klarheit unserer Kostenstruktur weiter optimiert. Unser Ziel bleibt es, unseren Kunden eine verlässliche, verständliche und faire Lösung zu bieten.

Verbraucherschützern sind mangelnde Transparenz verschiedener Modelle und die Durchführungsentgelte ein Dorn im Auge. Wie sehen Sie sich hier gegenüber dem Wettbewerb aufgestellt?

Die Kritik an mangelnder Transparenz und den Kostenmodellen betrifft die gesamte Branche. Verbraucherschützer bemängeln teilweise die Komplexität der Vertrags- und Kostenstruktur. Besonders im Fokus stehen dabei die Nutzungsgebühr und der Mindestrückfluss.

Bei Engel & Völkers LiquidHome haben wir in den letzten Jahren Maßnahmen umgesetzt, um die relevanten Vertragsinhalte noch klarer und nachvollziehbarer zu gestalten. Wir haben beispielsweise eine feste Nutzungsgebühr etabliert, die für zehn Jahre garantiert ist, um den Kunden eine verlässliche Kalkulation zu ermöglichen. Zudem haben wir die Vertragsgestaltung dahingehend angepasst, dass alle Kunden unabhängig vom Alter ein lebenslanges Nießbrauchrecht erhalten. Unterschiedliche Beispielrechnungen sind nicht nur in den Kundenbroschüren vorhanden, sondern auch Bestandteil des Vertragswerkes.

Gleichzeitig zeigt der Vergleich innerhalb der Branche, dass unterschiedliche Anbieter unterschiedliche Ansätze verfolgen. Die Herausforderung bleibt es, Kunden eine einfache Vergleichbarkeit der verschiedenen Modelle zu ermöglichen, damit sie eine fundierte Entscheidung treffen können.

Nicht zuletzt haben wir über den BVIV kürzlich den Lehrgang zum „Experten für Immobilienverrentung“ ins Leben gerufen. Er soll Beratern einen fundierten Einblick in die Immobilienverrentung ermöglichen, damit sie ihre Kunden bestmöglich begleiten können.

Was würden Sie sich allgemein für den Immobilienverrentungsmarkt wünschen?

Ich würde mir wünschen, dass Immobilienverrentung ganzheitlich weiter an Transparenz gewinnt und gesellschaftlich als selbstverständliche Option zur Altersfinanzierung anerkannt wird. Viele Immobilieneigentümer wissen noch nicht, welche Möglichkeiten sie haben, um das in ihrer Immobilie gebundene Kapital sinnvoll zu nutzen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass klare, verständliche und faire Vertragsmodelle den Standard setzen, damit Verbraucher fundierte Entscheidungen treffen können.

Ein weiterer Wunsch ist eine konstruktive Diskussion mit Verbraucherschützern und politischen Entscheidern. Ich glaube, dass eine objektive und faktenbasierte Auseinandersetzung dazu beitragen kann, Vorurteile abzubauen und für mehr Vertrauen zu sorgen.

Letztlich sollte das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass Immobilieneigentum mehr als ein Zuhause ist. Es ist auch eine wertvolle finanzielle Ressource, die sich individuell als Altersvorsorge nutzen lässt. Genau dafür steht der Immobilien-Teilverkauf.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 04/2025 und in unserem ePaper.

Porträtfoto: © Engel & Völkers LiquidHome