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2. November 2020
Trump vs. Biden: So blickt die Finanzbranche auf die US-Wahl

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Trump vs. Biden: So blickt die Finanzbranche auf die US-Wahl

Eminente Bedeutung für den Rest der Welt

Den Loys-Experten zufolge besitzt die US-Wahl insbesondere für den Rest der Welt eine eminente Bedeutung besitzen. Unter Donald Trump wurden die Beziehungen zu den Verbündeten schließlich einigermaßen zerrüttet. Ob die Staaten Westeuropas Zeit haben, weitere vier Amtsjahre Trumps auszusitzen sei fraglich. Auch die asiatischen Bündnispartner der USA würden mit Sorge auf den anstehenden Urnengang. Niemand werde die Wahl aufmerksamer verfolgen als China. Durch Trumps unilateralen Handelskrieg mit dem Reich der Mitte ist das Verhältnis beider Rivalen auf einen Tiefpunkt gefallen. Für die Welt werd es in den kommenden Jahren sehr bedeutsam sein, wie sich diese beiden Supermächte ins Benehmen setzen.

Ausgang der Wahl irrelevant

Philipp Vorndran und Thomas Lehr von der Kölner Fondsboutique Flossbach von Storch blicken zwar gespannt auf die US-Wahl. Für langfristige Anleger sei der Wahlausgang aber irrelevant. „Weder Donald Trump noch Joe Biden werden als US-Präsidenten an den wesentlichen Kapitalmarkttreibern etwas verändern (können)“, so das Expertenduo in einem Marktkommentar. Das gelte weder für die Notenbankpolitik, die lange Zeit, womöglich sogar dauerhaft expansiv bleiben werden. Auch die fiskalpolitischen Stimuli dürften angesichts der Corona-Folgen für die US-Wirtschaft nicht verschwinden. Gleiches gelte für den Konflikt mit China. „Joe Biden mag weniger martialische Töne anschlagen, deutlich seltener twittern; aber von der „America-First“-Doktrin, die unter ihm zwar anders heißen würde, wird auch er nicht abweichen. Von daher steht die US-Wahl nicht ganz weit oben auf unserer anlagestrategischen Agenda“, prognostizieren Vorndran und Lehr.

Trumps Wahlsieg als Musterbeispiel für falsche Erwartungen

Dass langfristige Investoren sich vom kurzfristigen Blick auf Wahlen lösen sollten, habe aber nicht zuletzt die Wahl Donald Trumps vor vier Jahren gezeigt. Fast alle Marktbeobachter seien damals davon ausgegangen, dass bei einem möglichen Wahlsieg Trumps großes Ungemach drohe, möglicherweise Panik ausbrechen werde. Nichts von alledem ist geschehen. Stattdessen begann der US-Markt kräftig zu steigen. In den ersten 15 Monaten der Trump’schen Amtszeit legte der S&P 500-Index praktisch ohne Rücksetzer zu. Historisch betrachtet war die Volatilität niemals zuvor so tief wie in jener Phase. Damit trat das genaue Gegenteil des erwarteten Chaos ein.

Sorge vor Wahlergebnissen oft übertrieben

Matthew Benkendorf, CIO von Vontobel Quality Growth, rät ebenfalls zur Gelassenheit. „Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Marktreaktionen schwer vorherzusagen sind und dass Wahlergebnisse nicht derart dramatische Auswirkungen auf die Märkte haben, wie man vielleicht glauben mag. Die Sorge vor Wahlergebnissen ist daher oft übertrieben“, so Benkendorf. Wie die Märkte auf Wahlen reagieren, hänge von mehr ab als davon, wer gewählt wird. Wichtige Faktoren seien beispielsweise das Bewertungsniveau der Märkte, das wirtschaftliche Umfeld, die Konjunkturaussichten und, wohl am entscheidendsten, die Prognosen für die Unternehmensgewinne. Die grundlegende Gesundheit der Wirtschaft und das Wachstum der Unternehmensgewinne sind laut Benkendorf am Ende die Faktoren, welche die Aktienkurse beeinflussen werden.

Verschiedene Parteien, gleiche Ziele

Unabhängig davon, wer in weniger die US-Präsidentschaftswahlen gewinnen wird, geht Vontobel davon aus, dass die Beziehungen zwischen den USA und China hinsichtlich Diebstahl geistigen Eigentums, Handel und damit verbundenen ESG-Themen weiterhin im Zentrum des Interesses stehen werden. Die außenpolitische Haltung der USA gegenüber China dürfte unabhängig vom Wahlausgang recht ähnlich sein, wenngleich sich der Verhandlungsstil Joe Bidens gegenüber China von dem des derzeitigen Amtsinhabers Donald Trump unterscheiden würde. Insgesamt hätten Präsidenten oder Regierungen aber nur einen bestimmten Spielraum und können nur einige wenige Schlüsselpunkte auf ihrer Agenda angehen. Unabhängig vom Wahlausgang könnte zudem die Politisierung des Umgangs mit der Covid-19-Pandemie bei beiden Parteien zu einem Ende kommen.