AssCompact suche
Home
Steuern & Recht
21. Juli 2023
Verbot von Payment for Order Flow – Zäsur für Fintechbranche

2 / 2

Secure Cross-border Payments Concept - Secure International Payments and Transactions with Mobile Device and Credit Card on World Map - 3D Illustration

Verbot von Payment for Order Flow – Zäsur für Fintechbranche

Ende der Günstig-Manie?

Das Verbot ist noch umzusetzen. Es wird erwartet, dass dies über eine Anpassung der europäischen Finanzmarktrichtlinie MiFID II geschieht. Gerade das Geschäftsmodell der Neobroker wird sich neu erfinden müssen. Abzuwarten bleibt, ob zukünftig weitere Praktiken wie beispielsweise Bestandsprovisionen für ETFs in den Fokus geraten. Dann wären auch die bei den traditionellen Brokern beliebten, kostenlosen ETF-Sparpläne betroffen.

Man muss derzeit davon ausgehen, dass Gebührenmodelle wie im Jahr 2023 kaum mehr zu halten sein werden. Gerade in den letzten Monaten ist es den Neobrokern gelungen, zu einem essentiellen Treiber der Finanzbranche zu werden. Nicht mehr nur bei den Gebühren, sondern darüber hinaus bei der Verzinsung von Einlagen.

Verlieren die Platzhirsche unter den Discountanbietern mit den Einschnitten in ihr Geschäftsmodell nun auch ihren Kostenvorteil? Mittel- und langfristig lässt sich sagen, dass den Neobrokern eine der Haupteinnahmequellen wegbrechen wird. Da viele Neobroker als Nischenanbieter jedoch Kostenführerschaft anstreben, sollte es ihnen weiterhin möglich sein, ihren Kunden wettbewerbsfähige Angebote zu unterbreiten und den Preisdruck hochzuhalten. Den außerbörslichen Handelspartnern hingegen fällt eine Komponente weg, um sich für das Gewinnen von Orders attraktiv zu machen, sodass sie tendenziell einen Wettbewerbsnachteil zu traditionellen Börsen erleiden.

Es ist letztlich davon auszugehen, dass sich die Preismodelle im Retailbereich weiterentwickeln werden. Platzhirsche wie Scalable Capital etwa waren mit der Einführung von Flatrates bislang schon kreativ und sie werden dies weiter bleiben. Als schlanke Nischenanbieter werden sie weiterhin kompetitiv agieren und damit auch unter veränderten Wettbewerbsbedingungen preisattraktiv bleiben. Nicht zu vergessen ist ferner ihr oft überlegenes Nutzererlebnis. So werden Neobroker weiterhin versuchen, sich durch die User Experience positiv von den tradierten Anbietern zu differenzieren. Die Branche als solches wird mit dem Wegfall der Einnahmen aus PFOF technologische Investitionen vornehmen müssen, um dauerhaft wettbewerbsfähig im Bereich der Abwicklung zu bleiben. Dies wird es erlauben, im Bereich der Kleinanleger auch zukünftig mit günstigen Preisstrukturen zu operieren.

Bild: © ArtemisDiana – stock.adobe.com