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6. Juni 2022
Versicherungswirtschaft: Beruf für unterschiedlichste Menschen

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Junge gruppe team mit menschen verschiedenen alters business in casual sportlicher kleidung isoliert vor weißem hintergrund

Versicherungswirtschaft: Beruf für unterschiedlichste Menschen

Können auch vermehrt junge Frauen für Berufe in der Versicherungswirtschaft gewonnen werden?

Wir sehen – Stand 2020 – 43,3% weibliche Auszubildende in unserer Branche. Der Anteil von Frauen und Männern in der Versicherungswirtschaft insgesamt liegt in den letzten zehn Jahren stabil bei etwa 50:50 – 47,6% Frauen. Im Vertrieb sieht das anders aus: Mit 23,6% im Jahr 2020 sind im Außendienst deutlich weniger Frauen beschäftigt. Es wäre absolut wünschenswert, viel mehr junge Frauen für eine vertriebliche Tätigkeit zu gewinnen. (Quelle: agv-vers.de/projekte/women-in-leadership-culture/kennzahlen/frauenanteile-in-den-unternehmen.html)

Bei Versicherern und in Maklerhäusern werden auch andere Kompetenzen benötigt. Zum Beispiel Büromanagement oder auch Mathematiker und IT-Spezialisten. Wie sieht es denn hier mit Fachkräften aus?

IT-Spezialistinnen und -Spezialisten sind auch in der Versicherungswirtschaft dringend gesucht. Die IT ist für das Geschäft der Versicherer essenziell – nicht erst seit der Corona-Krise, in der noch mobiles Arbeiten mit Web-Konferenzen und Co. als IT-Herausforderungen hinzukamen. Zukünftig kann das neue Ausbildungs­berufsbild Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen genutzt werden, um – von der versicherungsfachlichen Seite kommend – IT-affine Auszubildende für eine Tätigkeit an der Schnittstelle zur IT selbst auszubilden. Hierfür gibt es die neue Wahlqualifikationseinheit „Digitalisierungsprozesse initiieren und begleiten“. Auch der Bedarf an Mathematikerinnen und Mathematikern ist hoch. In der Versicherungswirtschaft macht diese Gruppe 13% unter den Akademikerinnen und Akademikern aus. Die Stellen im Bereich des Büromanagements haben sich in den letzten zehn Jahren rückläufig entwickelt, von 3,6% (2010) auf 1,9% (2020). Um den Bedarf an Akademiker­innen und Akademikern zu decken, kooperiert ein Großteil der Versicherungsunternehmen direkt mit Hochschulen, stiftet zum Beispiel Lehrstühle, entsendet Lehrbeauftragte oder positioniert sich in Veranstaltungen. Was das Büromanagement angeht, bildet die Branche auch in diesem Berufsfeld aus, nicht nur im Beruf Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen. Hier hat die Branche sicher gute Chancen, mit attraktiven Arbeits­bedingungen geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für sich zu gewinnen.

Für im Vertrieb Tätige gibt es Regeln für die Weiterbildung. Wie sieht es denn insgesamt mit der Weiterbildung in der Branche aus?

Das Weiterbildungsengagement unserer Branche ist im Vergleich zu anderen Branchen vorbildlich. Um die Weiterbildung von Versicherungsvermittlerinnen und -vermittlern hatte sich die Branche schon vor der IDD gekümmert, ab 2014 mit der freiwilligen Brancheninitiative „gut beraten“. Ab 2018 wurden die gesetzlichen Vorgaben – 15 Stunden Weiterbildung pro Jahr – dann in die Initiative integriert. Die 149.000 Kontoinhaberinnen und -inhaber haben im Durchschnitt 18 Stunden anrechenbarer Weiterbildung auf ihren Konten dokumentiert. 21.726 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben 30 Stunden auf ihren Konten nachgewiesen – ein Anspruch, den wir weiter verfolgen wollen.

Die Weiterbildungsbeteiligung der Innendienstmitarbeitenden ist traditionell hoch. Unsere letzte Sondererhebung mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gemeinsam mit dem AGV zeigte 2017 das überdurchschnittliche Engagement der Versicherungswirtschaft: Unsere letzte Weiterbildungsumfrage (2020) belegt einen erneuten Anstieg um drei Prozentpunkte auf 76% von Mitarbeitenden, die mindestens eine Maßnahme besucht haben, mit durchschnittlich 2,1 Tagen Weiterbildung im Jahr.

Für erfreulich halten wir die hohe Bedeutung der Fachwirt-Fortbildung. Letztes Jahr haben wir das 50-jährige Bestehen unseres „Meisters der Branche“ gefeiert und wollen nach der Neuordnung des Ausbildungsberufs diese staatlich geregelte und BAföG-geförderte Fortbildung ebenfalls neu ordnen. Denn wir benötigen insbesondere im Vertrieb ein sehr hohes Qualifikationsniveau. Diese Fortbildung schafft ein solides Fundament für alle Funktionen, es gibt auch den Schwerpunkt Vertriebsmanagement. Daran anknüpfend steht dann ein immenses Spektrum an spezialisierenden Weiterbildungen zur Verfügung.

 
Ein Interview mit
Dr. Katharina Höhn