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6. Juni 2022
Versicherungswirtschaft: Beruf für unterschiedlichste Menschen

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Junge gruppe team mit menschen verschiedenen alters business in casual sportlicher kleidung isoliert vor weißem hintergrund

Versicherungswirtschaft: Beruf für unterschiedlichste Menschen

Die Sachkundeprüfung und Weiterbildung für Vermittler wird häufig kritisiert: nicht tief genug, zu produktorientiert. Wie stehen Sie dazu?

Die Sachkundeprüfung ist eine Mindestqualifikation. Sie sichert ein Niveau, das nicht unterschritten werden darf. Die Branche hat diese Hürde für den Einstieg in den Vertrieb vor 30 Jahren selbst eingeführt. Dabei ist das Niveau für eine Mindestqualifikation als hoch anzusehen.

Als der Gesetzgeber die EU-Richtlinie IMD in deutsches Recht umsetzen musste, gab es aus der Politik zunächst Bedenken gegen eine so umfangreiche Prüfung – schriftlich und praktisch über zwei Tage. Schließlich besteht ein Recht auf freie Berufsausübung, das durch Zulassungsregeln eingeschränkt werden kann, wenn es um ein besonderes Interesse der Allgemeinheit geht. Die Mindestqualifikation dient einem Mindestmaß an Schutz der Kundinnen und Kunden vor Falschberatung; sie ist keine ausreichende Qualifikation für Menschen, die sich als professionelle Vermittlerinnen und Vermittler einen Berufsweg im Versicherungsvertrieb vorstellen. So ist die Sachkundeprüfung nicht angelegt.

Daher schließt sich eine Verpflichtung zur Weiterbildung an, und dazu steht eine enorme Bandbreite an Angeboten zur Verfügung.

Gibt es praktische Tipps, wie Aus- und Weiterbildung in großen und kleineren Betrieben organisiert und forciert werden kann?

Junge Menschen auszubilden, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die sich lohnt, um den eigenen Nachwuchs zu schaffen. Große Betriebe haben eigenes Ausbildungspersonal. In den größeren Unternehmen kümmern sich die Ausbilderinnen und Ausbilder mit Hingabe um die Azubis, die Bestehensquote bei den IHK-Prüfungen liegt bei starken 95%. In kleineren Betrieben ist es wichtig, dass mindestens eine Person sich fachlich und persönlich gut um die Auszubildenden kümmert. Die Teilnahme an der Berufsschule und an überbetrieblichen Bildungsangeboten, zum Beispiel bei den regionalen BWV, sollte sicher­gestellt sein.

Ähnliches kann für die Weiterbildung gesagt werden: Hauptamtliche Personalentwicklerinnen und -entwickler leisten hervorragende Arbeit in großen Unternehmen. Auch kleinere Betriebe können ihren Mitarbeitenden gute Weiterbildungsmöglichkeiten bieten, indem sie Fortbildungen fördern, zum Beispiel durch Freistellung oder Kostenbeteiligungen. Ergänzend steht eine große Zahl an Online-Bildungsangeboten zur Auswahl. Hier können sich Mitarbeitende in kleinen Sequenzen orts- und zeitunabhängig genau die Inputs holen, die sie für ihre Tätigkeit benötigen. Der Trend geht zu mehr Eigenverantwortung bei der Arbeit und auch bei der Weiterbildung. Dies können auch kleinere Betriebe sehr gut nutzen.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 05/2022, s. 104 ff., und in unserem ePaper.

Lesen Sie auch: Beruf: Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen

Bild: © juniart – stock.adobe.com

Grafik: Neues Berufsbild: Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzanlagen, Strukturmodell zur neuen Ausbildungsordnung, Quelle: Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV) e.V.

 
Ein Interview mit
Dr. Katharina Höhn