AssCompact suche
Home
Assekuranz
18. Januar 2024
Wo steht die private Haftpflichtversicherung?

1 / 2

A magnifying glass held by a businessman highlights the target goal icon, signifying the vital role of strategy, sustainable goals, and effective business management for success.

Wo steht die private Haftpflichtversicherung?

Die Privathaftpflichtversicherung gilt als eine der wichtigsten, wenn nicht als die wichtigste Schadenversicherung überhaupt. Denn wer anderen einen Schaden zufügt, haftet dafür meistens unbegrenzt. Wie ist es um die PHV-Tarife derzeit bestellt und welche Trends sind erkennbar? Antworten gibt Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH.

Ein Artikel von Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH

Eine Privathaftpflichtversicherung (PHV) nimmt der Haftung den Schrecken. Sie zahlt berechtigte Schadenersatzansprüche Dritter und wehrt unberechtigte Forderungen ab. Das Konzept überzeugt: Mehr als 47 Millionen Menschen in Deutschland haben einen PHV-Vertrag oder leben in einem Haushalt mit PHV-Schutz. Auch nach fast 150 Jahren zeigt sich die PHV flexibel und innovationsfreudig. Das muss sie auch, denn sie schützt vor Alltagsrisiken. Und die ändern sich schneller, als manchen lieb ist.

Produktentwickler stehen vor der Aufgabe, Trends frühzeitig zu identifizieren und in neue PHV-Leistungsauslöser zu übertragen. Ein anschauliches Beispiel liefert die Digitalisierung. Sie reicht heute weit in unseren Alltag hinein. Und birgt neben Chancen und Convenience einige Gefahren. Ein falscher Klick, und Notebook, USB-Stick oder Mobiltelefon sind mit Schadsoftware infiziert und damit eine Gefahr für uns und unsere Kontakte. Eine gute PHV antwortet darauf mit Leistungen bei Schäden an Computern Dritter. Auch technische Neuerungen und Hobbys wie Flugdrohnen oder Balkonkraftwerke erfordern neue Leistungsauslöser.

Qualität oder Preis – was entscheidet den Wettbewerb?

Franke und Bornberg untersucht PHV-Tarife seit fast 20 Jahren. Mittlerweile findet der Wettbewerb nicht nur über den Preis, sondern vor allem über die Qualität statt. Weil sie auf beiden Feldern bestehen wollen, gehen die meisten Versicherer mit einem dreigeteilten Tarifwerk an den Start, das je nach Leistung unterschiedliche Preise aufruft. Basisprodukte der günstigsten Variante kommen in unseren Ratings in der Regel über ein F+ (ausreichend) oder FF (befriedigend) nicht hinaus. Schwächen zeigen diese Produkte häufig bei Auslandsschäden, zu niedrigen Deckungssummen und fehlendem Schadenersatzrechtsschutz. Wenig kundenfreundliche Regelungen bei Flugmodellen und Drohnen, Gefälligkeitshandlungen und nebenberuflichen Tätigkeiten sind ebenfalls Showstopper für eine bessere Note.

Weil die familiäre Situation den Bedarf bestimmt, unterscheidet unser PHV-Rating zwischen Singles und Familien. Single-Tarife schützen ausschließlich Versicherungsnehmer bzw. Versicherungsnehmerin, während Familientarife auch Ehe-/Lebenspartner sowie eigene Kinder versichern. Bis auf den Personenkreis sind die Ratingkriterien für beide Gruppen gleich.

PHV-Trends: Schutz für die Komfortzone

In den vergangenen Jahren haben gute PHV-Tarife ihre Leistungen auf die Komfortzone ausgedehnt. Statt nur zu zahlen, wenn ein Rechtsanspruch auf Schadensersatz besteht, leisten sie auch in einigen anderen Situationen. Das betrifft etwa Schäden durch deliktunfähige Kinder. Der Trend zum Teilen statt Kaufen (Share Economy) hinterlässt ebenfalls Spuren in den Bedingungswerken. So sind Schäden an gemieteten oder geliehenen Sachen in guten Bedingungen mittlerweile ebenfalls versichert. Das erhält Freundschaften und den Nachbarschaftsfrieden. Für beschädigte Gegenstände den Neuwert zu erhalten, lässt den Ärger über ein Missgeschick ebenfalls schneller schwinden.

Erste Anbieter setzen auf nachhaltige Features wie Reparatur statt Ersatz und Mehrleistung für die Wiederbeschaffung mit einer besseren Effizienzklasse. Diese Lösungen erfordern aber Akzeptanz bei allen Beteiligten. Ansonsten können Versicherer insbesondere bei ihrer Kapitalanlage auf Nachhaltigkeit setzen. Ein Prämienrabatt für Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel oder von Fahrzeugen mit Elektroantrieb ist nicht immer grün und sollte hinterfragt werden. Vielleicht ist der vermeintliche Rabatt ja bereits eingepreist.

Seite 1 Wo steht die private Haftpflichtversicherung?

Seite 2 PHV-Rating 2023

 
Ein Artikel von
Michael Franke

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Erwin Daffner … am 19. Januar 2024 - 11:48

"Der Trend zum Teilen statt Kaufen (Share Economy) hinterlässt ebenfalls Spuren in den Bedingungswerken."

Warum ist jemand besser gestellt, wenn er fremde, geliehene Sachen nutzt (und beschädigt) als wenn er eigene, käuflich erworbene Sachen nutzt (und beschädigt)?