Die Wohngebäudeversicherer konnten auch im Jahr 2024 ihre Einnahmen deutlich steigern. Bei den 50 größten deutschen Wohngebäudeversicherern – die gemeinsam rund 95% des Marktes abdecken – stieg das gebuchte Bruttobeitragsvolumen um durchschnittlich ganze 12,5% und kletterte damit von durchschnittlich 223,92 Mio. Euro im Vorjahr auf 251,81 Mio. Euro im Schnitt. Das sind Zahlen aus dem kürzlich veröffentlichten „Branchenmonitor 2025 Wohngebäudeversicherung“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH.
Die höheren Einnahmen beruhen insbesondere – oftmals zum Missfallen von Versicherten – auf überdurchschnittlichen Prämienerhöhungen, die in den letzten Jahren neben der Kfz-Versicherung auch in der Wohngebäudeversicherung notwendig waren. Im Jahr 2024 stieg die Durchschnittsprämie um 13,4% gegenüber dem Vorjahr an, von 623,98 Euro auf 717,65 Euro, so der Branchenmonitor.
22 Unternehmen weiterhin im Defizit
Auch die Schadenaufwendungen der Versicherer verzeichneten 2024 wieder einen deutlichen Anstieg von 8,4% auf durchschnittlich 175,35 Mio. Euro – der Negativrekord aus dem Jahr 2021, der vor allem mit der verheerenden Ahrtalflut zu tun hatte, wurde allerdings nicht erreicht. Auch die Betriebsaufwendungen der Versicherer waren 2024 erneut höher.
Allerdings konnten die gestiegenen Beiträge die Zunahme der Schaden- und Betriebsaufwendungen weitestgehend kompensieren. Aus diesem Grund sank die Schaden-Kosten-Quote, oder Combined Ratio, im Vergleich zum Vorjahr weiter und liegt nun unter den 50 analysierten Versicherern bei 96,5%. Trotzdem befinden sich 22 der Unternehmen unter der kritischen 100%-Marke und konnten damit auch im Jahr 2024 nicht profitabel arbeiten.
Diese Versicherer haben die höchsten und niedrigsten Combined Ratios
Eine laut dem Branchenmonitor „sehr gute“ Combined Ratio von unter 75% konnten nur wenige Versicherer erzielen. Insgesamt sechs Unternehmen lagen unter der 80%-Marke für 2024. Es sind die VGH Landschaftliche Brandkasse (76,05%), HUK-COBURG Allgemeine (76,50%), HUK24 (76,81%), Debeka Allgemeine (76,97%), BGV-Versicherung (77,52%) sowie Helvetia Deutschland (79,17%).
Am anderen Ende der Skala sind ebenfalls sechs Versicherer mit einer Combined Ratio von 110% und darüber zu finden. Die höchste Combined Ratio weist ADLER mit einem Wert von 123,94% auf, doch auch SIGNAL IDUNA (117,67%), Rhion Versicherung (116,16%), Mannheimer (115,78%), der Bayerische Versicherungsverband (114,18%) und die Barmenia Allgemeine (113,25%) mussten dunkelrote Zahlen schreiben. Die NÜRNBERGER, deren Konzernergebnis von -77 Mio. Euro im Jahr 2024 insbesondere auf die schlechten Zahlen im Schaden- und Unfallgeschäft zurückgeführt werden kann, lag laut der Auswertung des Branchenmonitors mit einer Combined Ration von 105,40% auf Rang 39.
Kommen mehr Bestandssanierungen?
Einige Versicherer haben dieses Jahr bereits Konsequenzen aus der schwierigen Situation in der Wohngebäudeversicherung gezogen. So hat die Continentale im August angekündigt, das Neugeschäft in der Wohngebäudeversicherung ab Oktober 2025 für den Maklervertrieb aufzugeben. Als Grund hatte der Versicherer die Profitabilität sowie die geringe Bedeutung des Vertriebswegs Makler in der Wohngebäudeversicherung genannt. Weitere Medien berichteten zudem, dass auch die BarmeniaGothaer sich von einem Teil ihres Wohngebäudebestands trennen möchte.
Künftig könnten sich auch noch weitere Versicherer für eine Sanierung oder gar eine Aufgabe ihres Wohngebäudegeschäfts entscheiden. Eine Umfrage aus der AssCompact Studie „Privates Schaden-/Unfallgeschäft 2025“ zeigt, dass die große Mehrheit der befragten Makler eine solche Entwicklung erwartet. Fast neun von zehn der befragten Vermittler (87,6%) stimmen der Aussage „Versicherer werden sich verstärkt aus unrentablen Wohngebäudeverträgen zurückziehen“ zu.
Prämien steigen deutlich an
Für Kunden dürfte eine solche Entwicklung bedeuten, dass die Prämien weiter ansteigen. Bereits in den letzten Jahren ist der Anstieg kaum aufzuhalten gewesen. Im betrachteten Zeitraum des Branchenmonitors von 2019 bis 2024 stieg die Durchschnittsprämie der untersuchten Unternehmen von 438,43 Euro auf 717,65 Euro, das entspricht einem Anstieg von 63,69%.
Die höchsten Durchschnittsprämien pro Vertrag hatten im Jahr 2024 die Mannheimer, mit durchschnittlich 1715,16 Euro, die NÜRNBERGER mit 1259,10 Euro sowie SIGNAL IDUNA mit 1214, 84 Euro. Die niedrigsten Prämien zahlten im Durchschnitt Kunden der Bayerischen Landesbrandversicherung mit 134,34 Euro, InterRisk mit 297,08 Euro sowie HUK24 mit 378,43 Euro. (js)
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