In anderen Märkten, beispielsweise den USA oder Großbritannien, ist die Marktkonzentration im Maklermarkt bereits wesentlich weiter fortgeschritten als hierzulande. Ist das Ihrer Ansicht nach eine Blaupause auch für den deutschen Markt?
Spätestens mit dem Eintreten ausländischer Investoren in den deutschen Maklermarkt werden angloamerikanische Konsolidierungsstrategien hierher transferiert. Insoweit verfolgen wir die Entwicklungen im Ausland, um Trends in Deutschland besser antizipieren zu können. Eine Eins-zuEins-Übertragung wird jedoch nicht möglich sein, da die deutsche Maklerschaft stärker mittelständisch und inhabergeprägt ist.
Welche Erkenntnisse zieht Allianz Commercial aus diesen beiden Beispielen für den deutschen Markt? Wo sind die Stellschrauben?
Mit der Konsolidierung entstehen maklerseits stärkere Bemühungen, das Geschäft bis in den Bereich von mittleren und größeren Unternehmen stärker zu standardisieren. Die Bedeutung der technologischen Integration und der Anpassung unserer Dienstleistungen an die Bedürfnisse der Makler steigt damit. Als Versicherer sind wir an der Stelle also ebenfalls gefragt: Wir müssen sicherstellen, dass unsere technischen Tools den Anforderungen der großen Maklergruppen gerecht werden und gleichzeitig unseren gemeinsamen Kunden Mehrwerte bieten.
Mit unserer Plattform myAllianzCommercial.com sind wir für Unternehmen mit internationalen Programmen in dieser Hinsicht bereits sehr gut aufgestellt und konnten in der Region Deutschland-Schweiz den Großteil von ihnen onboarden. Eine Schnittstelle zu Kunden- und Maklerplattformen ist der nächste Schritt.
Wo sehen Sie die Zukunft des Maklermarkts in der Industrieversicherung? Werden sich die Kräfteverhältnisse zwischen Versicherern, Maklerhäusern und Kunden weiter verschieben?
Eine Konsolidierung geht immer mit einer Machtkonzentrierung einher. Ich bin bei der Allianz im Heimatmarkt optimistisch, da wir auf allen Ebenen sehr gute Beziehungen in die Maklerschaft unterhalten und dies auch die Konsolidierungswelle überdauern wird. Wir erwarten jedoch, dass der Wettbewerb unter den Maklern weitergehen wird und wir von einer Art Makler-Oligopol weit entfernt sind.
Noch etwas anderes: Klimawandelrisiken und digitale Bedrohungen nehmen auch in der Absicherung von Industrierisiken eine immer größere Rolle ein. Erwarten Sie, dass es in Zukunft Risiken gibt, die nicht versicherbar sind?
Der Klimawandel ist das zentrale Risiko der nächsten Jahrzehnte. Denken Sie etwa an die Auswirkungen von Naturkatastrophen im Sachbereich, von Schäden an Anlagen bis zur Betriebsunterbrechung. Wir erwarten jedoch deutlich weitergehende Entwicklungen. Die Unbewohnbarkeit von Gebieten wird weiter zunehmen, und das bei einer zunehmend steigenden Weltbevölkerung.
Damit es gar nicht erst zu einem Szenario der Unversicherbarkeit kommt, müssen wir Versicherer unser Underwriting und das Portfolio-Management auf die neue Risikolandschaft einstellen. Zugleich sind Kunden und Broker gefragt: Gute Risikomanagementstrategien bis hin zur genauen Auswahl des Risikoortes beim (Wieder-)Aufbau, präzise Exposure-Informationen und auch die Frage nach einem angemessenen Eigenanteil am Risiko sind gefragt.
Bei der Prävention sollten wir wiederum Hand in Hand arbeiten, um die Risiken weitmöglichst zu minimieren – dafür stehen wir als Allianz Commercial immer bereit.
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Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 07/2025 und in unserem ePaper.
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