Herr Schrögenauer, die Versicherer sind bisher relativ gut durch die Krise gekommen. Das Neugeschäft in der Lebensversicherung fällt jedoch zurück. Wie schätzen Sie hier den Markt und die Menschen ein?
Tatsächlich wirkt sich die Corona-Pandemie positiv auf unsere Sparprodukte und Absicherungskonzepte aus. Sie gibt dem Gedanken an Absicherung eine prominente Bühne. Auch junge Menschen spüren, dass das Leben verletzbar ist. Die finanzielle Vorsorge rückt mehr in den Fokus – die Menschen wollen für künftige Situationen abgesichert sein. Das sieht man an der Sparquote, die sich letztes Jahr verdoppelt hat. Und das merken wir an unseren Zahlen: Im Jahr 2020 konnten wir unser Rekordjahr 2019 sogar toppen und mit einem Wachstum im Neugeschäft von rund 15% gegenüber dem Markt deutlich outperformen.
Können Sie uns noch Näheres zu Ihren Geschäftszahlen 2020 sagen?
Wir haben 2020 trotz Corona starke Ergebnisse erzielt: Mit einem steigenden Neugeschäftsvolumen, hoher Bestandsfestigkeit und einem Biometrieanteil von rund 50% stehen wir sehr gesund da. Mit unserer hohen Solvenzquote bleiben wir einer der finanzstärksten Anbieter im Versicherungsmarkt. Das wiederholt hervorragende Fitch-Finanzstärkerating rundet das Ergebnis ab. So konnten wir das Jahr krisensicher und zukunftsfähig abschließen und ebenso gut in das neue Jahr starten.
Das Hauptproblem der Lebensversicherer ist nicht die Pandemie, sondern die Niedrigzinsen. Der Ruf der privaten Rentenversicherung leidet immer mehr. Wo sind da noch die Argumente?
Das Niedrigzinsumfeld, der demografische Wandel und die enormen Rettungspakete der Regierungen führen jedem vor Augen, dass private Vorsorge das Gebot der Stunde ist. Die gesetzliche Rente wird nicht ausreichen und die neuerliche Staatsverschuldung lässt die Chance auf eine auskömmliche staatliche Rente weiter schwinden. Das liefert perfekte Argumente für die private Altersvorsorge, denn Versicherungsnehmer können auf ihr Geld zugreifen, es breit streuen und sinnvoll auf die Bedürfnisse ausgerichtet anlegen. Viele Gesellschaften können die Garantien nicht mehr halten. Das ebnet den Weg für die Modernisierung der Altersversorgung. Deutschland braucht mehr Aktionäre. Die private Altersvorsorge und insbesondere die fondsgebundene Lebensversicherung werden dadurch in den Köpfen der Bevölkerung eine Renaissance erleben, da mit dem vernünftigen Vermögensaufbau auch das Langlebigkeitsrisiko in den Griff zu bekommen ist.
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Seite 2 Wie Sie sagen, sieht es in der Arbeitskraftabsicherung positiv aus. Wie sehen hier Ihre Erwartungen aus?
Seite 3 Viele Ihrer Maßnahmen zielen eben darauf ab, Versicherungsmaklern das Bestehen im Internet zu ermöglichen. Ist es tatsächlich Aufgabe eines Versicherers, sich um diese Themen zu kümmern?

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