Ein Gastbeitrag von Kerstin Kage, Wirtschaftsjuristin (LL.B) und Vorständin der VENTIS Immobilien AG
Klar ist: Die Zeit pauschaler Strategien am Immobilienmarkt ist vorbei. Wer investieren will, braucht zurzeit präzise Analysen, eine flexible Denkweise und die Bereitschaft, sich auf neue Nutzungskonzepte einzulassen. Denn inmitten der Unsicherheit entstehen auch Chancen – wenn man weiß, wo sie liegen.
Wohnen: Langsame Stabilisierung mit Perspektive
Der Wohnimmobilienmarkt beginnt sich nach zwei Jahren der Korrektur zu stabilisieren. Eigentumswohnungen verzeichneten im ersten Quartal 2025 ein leichtes Plus von rund 1,0%, Ein- und Zweifamilienhäuser entwickelten sich im Vergleich zum Vorjahr um rund 3% nach oben. Die befürchtete Abwärtsspirale blieb damit aus. Parallel dazu steigen die Mieten weiter – bundesweit durchschnittlich um 4,3%, in manchen Regionen sogar deutlich darüber.
Besonders gefragt sind Bestandsimmobilien mit Entwicklungspotenzial – etwa durch energetische Sanierung, Umnutzung oder Nachverdichtung. Gleichzeitig gewinnen Neubauprojekte an Bedeutung, die durch nachhaltige Bauweise, effiziente Planung hochwertige Ausstattung und klare Standortvorteile überzeugen. Trotz Herausforderungen wie gestiegenen Baukosten und komplexen Genehmigungsverfahren zeigen innovative Neubaukonzepte ihre Zukunftsfähigkeit.
Hinzu kommt eine zunehmende regionale Spreizung: In den Top-7-Städten wie Hamburg, Berlin oder Stuttgart sind die Preise für Eigentumswohnungen im Bestand im Jahresvergleich überwiegend gestiegen. Hamburg verzeichnet ein Plus von rund 2,7%, Stuttgart liegt bei 2,8%. Andere Metropolen wie Frankfurt am Main hingegen mussten einen leichten Rückgang von 0,5% hinnehmen. Urban allein genügt also nicht mehr – entscheidend ist der Mikrostandort.
Ferienimmobilien: Qualität schlägt Kurzfristrendite
Auch Ferienimmobilien zeigen sich widerstandsfähig. In etablierten Urlaubsregionen bewegen sich Angebotspreise weiter auf hohem Niveau – auf Sylt stiegen sie im ersten Quartal 2025 um 5,3%. Die Preise für Einfamilienhäuser auf Usedom legten hier binnen eines Jahres sogar um 8% zu. Auf Rügen bewegt sich der durchschnittliche Hauskaufpreis mit zurzeit rund 3.020 Euro pro Quadratmeter weiterhin auf einem hohen Niveau. Besonders nachgefragt sind Objekte, die ganzjährig nutzbar sind und sich sowohl zur Eigennutzung als auch zur Vermietung eignen.
Entscheidend für eine nachhaltige Nachfrage sind dabei nicht nur landschaftliche Ziele und kulturelle Angebote, sondern auch Versorgung, Erreichbarkeit und die Möglichkeit, Wohn- und Freizeitfunktionen intelligent zu verbinden. Erfolgreiche Projekte setzen daher zunehmend auf Nutzungsmischungen – etwa durch Kombination mit kleinen Serviceeinheiten, Läden oder medizinischer Infrastruktur.
Solche Konzepte ermöglichen einen höheren Grad an Unabhängigkeit von Saisoneffekten und sprechen Zielgruppen an, die ihren Zweitwohnsitz nicht nur als Rückzugsort, sondern auch als funktionalen Lebensmittelpunkt verstehen.
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