Ein Artikel von Nico Auel, Vorstand bei Munich Private Equity
Private Equity ist seit jeher ein wichtiger Baustein in Portfolios institutioneller Investoren. Was viele nicht wissen: Für Privatanleger gab es über spezialisierte Anbieter schon seit Jahren einen Zugang. Allerdings ist das Thema erst durch ELTIF 2.0 auch in der breiten Masse angekommen. Die Neuregulierung des European Long-Term Investment Fund (ELTIF) bringt neue Anbieter und Produkte auf den Markt. Das öffnet nicht nur neue Anlagechancen, sondern bringt auch Bewegung in die Beratungslandschaft.
Denn mit wachsender Produktauswahl steigt zugleich der Anspruch an Beraterinnen und Berater: Welche Private-Equity-Strategie steckt hinter dem ELTIF? Welche Struktur passt zum jeweiligen Kundenprofil? Und wie lassen sich Laufzeit, Illiquidität und Rückgabeoptionen realistisch und verständlich erklären?
Was wirklich im Fonds steckt – und warum das entscheidend ist
Private Equity ist eine Anlageform mit langfristigem Charakter, aber eben keine homogene. Hinter dem Begriff verbergen sich unterschiedliche Strategien, Märkte und Risikoprofile. Für die Beratung bedeutet das: Wer Private Equity empfehlen möchte, sollte genau schauen, welche Strategie zum Risiko-Rendite-Profil und zum Investmentziel des Kunden passt.
Für ein stabiles Basisinvestment etwa können sich Investitionen in den Mittelstand anbieten – genauer: den Lower Mid-Market (LMM). Dabei handelt es sich um etablierte, profitable Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind, aber noch erhebliche Entwicklungspotenziale besitzen. Anders als bei Start-ups steht das Geschäftsmodell hier auf solider Grundlage. Gleichzeitig bestehen zahlreiche Möglichkeiten zur Wertsteigerung – etwa durch Internationalisierung, Digitalisierung oder Nachfolgekonzepte.
Für Privatanleger bietet dieses Segment eine attraktive Balance: weniger Risiko als im Venture-Bereich, aber mehr Wachstumspotenzial als bei großen, bereits internationalen Konzernen. Private-Equity-Fonds, die in diesem Marktsegment aktiv sind, agieren in der Regel sehr operativ, mit starker Einbindung in die Unternehmensführung. Damit ist der Wertzuwachs nicht nur eine Frage von Marktbewegungen, sondern auch von gezieltem Management – ein Vorteil, der sich langfristig in der Performance niederschlagen kann. In der Praxis bedeutet das: Der LMM ist kein Nischenmarkt, sondern ein wirtschaftlich tragfähiges Segment mit hoher Relevanz, gerade für Anleger, die Stabilität mit Entwicklungschancen verbinden möchten.
Für Berater ist wichtig, zu prüfen, ob ein ELTIF eine Strategie verfolgt, die zum jeweiligen Kunden passt. Je nach Sicherheitsbedürfnis spielt daher auch die Streuung eine wichtige Rolle. Wer nach einem Satelliten-Investment sucht, setzt vielleicht gezielt auf wenige Beteiligungen aus einer Branche. Das kann zu einer hohen Rendite führen, erhöht allerdings auch das Verlustrisiko. Ein stabilisierender Baustein hingegen streut mehrdimensional über eine Vielzahl von Investitionsobjekten über verschiedene Branchen, Länder, Investitionszeitpunkte und Manager hinweg.
Illiquidität als Merkmal, nicht als Mangel
Eine der häufigsten Hürden in der Beratung ist die lange Kapitalbindung. Private Equity ist keine täglich handelbare Anlageform. Das investierte Kapital ist über Jahre gebunden – Rückgaben während der Laufzeit sind in geschlossenen Fondsstrukturen ausgeschlossen. Für viele Berater stellt dies eine kommunikative Herausforderung dar.
Doch gerade hier liegt auch eine Stärke. Denn die Illiquidität ist kein Nachteil, sondern Ausdruck des unternehmerischen Charakters von Private Equity. Nur wer langfristig Kapital zur Verfügung hat, kann Unternehmen entwickeln – ohne Exit-Druck oder Marktzwang. Genau das schafft den Raum für gezielte Wertsteigerung und antizyklische Investitionen.
Wir empfehlen, dies im Beratungsgespräch offen anzusprechen – nicht als Einschränkung, sondern als bewusste Entscheidung für eine andere Logik. Weg vom Tageskurs hin zur langfristigen Beteiligung. Anleger, die dies verstehen, werden nicht nur geduldiger und vor Panikverkäufen geschützt, sie erreichen am Ende dadurch auch die Marktrenditen der Anlageklasse. Bei offenen Aktienfonds ist das nur wenigen sehr geduldigen und disziplinierten Privatanlegern vorbehalten.
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