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29. Juni 2020
Stimmung der Immobilienfinanzierer auf neuem Tiefpunkt

Stimmung der Immobilienfinanzierer auf neuem Tiefpunkt

Nachdem der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (DIFI) von JLL und ZEW im ersten Quartal 2020 bereits gesunken war, fällt er nun infolge der Corona-Krise auf einen neuen Tiefstand. Das Stimmungsbarometer für gewerbliche Immobilienfinanzierungen in Deutschland ist um 37,8 Punkte zurückgegangen.

Der Deutsche Immobilienfinanzierungsindex (DIFI) von JLL und dem ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung zeigt vierteljährlich die Stimmung gewerblicher Immobilienfinanzierer in Deutschland. Nachdem sich die Stimmung im ersten Quartal 2020 bereits weiter eingetrübt hatte (AssCompact berichtete), ist das Barometer nun infolge der Corona-Krise mit –56,7 Punkten auf den tiefsten Stand seit Beginn der Umfrage im Jahr 2011 gefallen. Um 37,8 Punkte ist der Stimmungsindikator im zweiten Quartal gegenüber dem Jahresbeginn gesunken.

„Corona und die damit verbundenen vielfältigen gesamtwirtschaftlichen Folgen haben den DIFI ungebremst fallen lassen. Dabei stehen die Teilsalden aller Nutzungsarten im Minus. Insgesamt ergibt sich das pessimistischste Gesamtbild der letzten zehn Jahren”, erklärt Anke Herz, Team Leader Debt Advisory JLL Germany. Allerdings gebe es keine Liquiditätskrise, Finanzierungen seien verfügbar. „Solides Produkt ist bei den Banken immer noch begehrt und wird, wenn auch zu einem niedrigeren Auslauf zu höheren Preisen finanziert“, so Herz weiter.

 

 Stimmung infolge von Corona auf neuem Tiefpunkt

 

Verschlechterung für kommendes Halbjahr erwartet

Die meisten der befragten Experten, Investoren, Kreditinstitute und Beratungshäuser rechnen sowohl für die Finanzierungssituation der vergangenen sechs Monate als auch in Sachen Finanzierungserwartung für das kommende Halbjahr mit deutlichen Verschlechterungen – und zwar für alle Assetklassen. „Fast alle Wirtschaftsbereiche mussten und müssen drastische Einschnitte verkraften. Die Prognosen zur Wirtschaftsentwicklung 2020 in Deutschland schwanken stark, reichen aktuell bis zu einem Minus von 9%”, sagt Dr. Carolin Schmidt, Department International Finance and Financial Management am ZEW, und sie ergänzt: „Man kann derzeit noch gar nicht absehen, wie sich die vielfältigen Konjunkturpakete der Bundesregierung, der EZB und der EU-Kommission mittel- und langfristig auswirken werden. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Experten mehr als deutlich von einer optimistischen Sicht entfernt sind.“

Logistikimmobilien kommen noch am besten weg

Keine der benannten Nutzungsarten konnten sich nach Auffassung der befragten Fachleute der Corona-Krise in den vergangenen Wochen entziehen. Noch am besten weg kämen die Logistikimmobilien. Mit einem Rückgang um 30,8 Punkte erzielt diese Nutzungsart beim Blick auf die Finanzierungssituation einen Stand von –26,5 Punkten. Perspektivisch rechnen die Befragten sogar mit einem leichten Aufwärtstrend um 2,6 Punkte auf –15,3 Punkte.

Stimmung im Hinblick auf den Einzelhandel stark eingetrübt

Am schlechtesten fällt die Einschätzung der Befragten für die Finanzierungssituation des Einzelhandels aus. Über 80% geben eine negative Prognose ab und sehen auch keine Chance auf Verbesserungen. „Bereits vor der Corona-Krise waren im Einzelhandel die Einschätzungen auf einem niedrigen Niveau. Alle weiteren Rückgänge fallen damit relativ betrachtet weniger ins Gewicht”, erläutert Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany.

Steigende Nutzung von Home-Office setzt Büroimmobilien zu

Hart hat es auch die Büro- und vor allem die Hotelimmobilien getroffen. Bei Büros ist eine rückläufige Nachfrage zu verzeichnen und die Erwartung vermehrter Homeoffice-Nutzung macht sich bemerkbar. Die Hotels leiden unter abgesagten Reisen und großer Messen. Hier zeigt sich eine Verschlechterung der Finanzierungssituation anhand der Wert von –65,4 bzw. –84,0 Punkten. Dies entspricht Einbrüchen gegenüber dem Vorquartal von –61,2 und –79,4 Punkten.

Refinanzierung: Hoffnung für Pfandbriefe

Auch die Stimmung auf den Refinanzierungsmärkten hat sich verschlechtert. Insbesondere unbesicherte Schuldverschreibungen, Mortgage Backed Securities und Immobilienaktien werden sich nach Einschätzung der Experten negativ entwickeln. Hoffnung besteht nur für Pfandbriefe. Hier rechnen Experten für die kommenden sechs Monate mit einer leichten Lageverbesserung.

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