In seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause hat der Bundesrat der sogenannten Grundrente zugestimmt. Dabei handelt es sich um eine Garantierente, mit der die Altersbezüge von rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland aufgewertet werden sollen. Das Gesetz soll noch im Sommer verkündet werden und am 01.01.2021 in Kraft treten.
Beitragsjahre, Pflegezeiten und Kindererziehung
Rentner mit geringen Bezügen müssen für den Zuschlag mindestens 33 Jahre Rentenversicherungsbeiträge eingezahlt haben. Da Pflegetätigkeiten sowie Kindererziehung jedoch ebenfalls angerechnet werden, wird das Gesetz besonders die Bezüge von zahlreichen Rentnerinnen erhöhen. Ab 35 Jahren Grundrentenzeit erhalten Rentner dann den vollen Zuschlag.
Kostendeckung aus Bundeshaushalt
Das Vorhaben sollte nach dem Willen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz mit der geplanten Finanztransaktionssteuer gegenfinanziert werden. Da deren Einführung jedoch noch nicht absehbar ist, werden die voraussichtlichen Kosten in Höhe von bis zu 1,6 Mrd. Euro nun vorerst aus dem Bundeshaushalt gedeckt. Die Union hatte ihren Widerstand wegen Finanzierungsbedenken im Vorfeld aufgegeben.
Kritik an Finanzierung und Zeitplan
An den Finanzierungsplänen hagelte es Kritik, unter anderem vom Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA). Das Institut stößt sich jedoch nicht nur an der Finanzierung, sondern bemängelt auch den vorgegebenen Zeitplan. Eine Einführung bis Anfang nächsten Jahres sieht das Institut als illusorisch an. Des Weiteren bezweifelt das DIA, dass die Anrechnung von Kapitaleinkünften – die als Einkommensprüfung light angesehen wird – sowie der Informationsaustausch mit den Finanzämtern funktionieren werden.
Gestaffelte Einführung der Grundrente
Auch die Deutsche Rentenversicherung selbst gibt zu bedenken, dass ein flächendeckender Leistungsbeginn zum Anfang nächsten Jahres nicht gewährleistet werden kann. Die Große Koalition strebt mittlerweile nur noch eine gestaffelte Einführung der Grundrente an. Davon ausgehend würden anspruchsberechtigte Neurentner wohl zuerst die Grundrente erhalten. Diejenigen, die bereits im Ruhestand sind, würden jedoch bis Ende 2022 warten müssen. An sie würde die Grundrente rückwirkend ausgezahlt.
Grundlegende Probleme bleiben ungelöst
An diesem Vorgehen gibt es auch Kritik von Sozialverbänden wie dem VdK – wenngleich auch aus einer anderen Richtung als beim DIA. Der Verband zeigt sich zwar erleichtert, dass die Grundrente überhaupt kommt, merkt aber an, dass Erwerbsminderungsrentner außen vor bleiben. Besser als eine bloße Grundrente fände der Verband einen Mindestlohn von 13 Euro, der am Ende eines Erwerbslebens automatisch zu Renten oberhalb des Existenzminimums führen würde.
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