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24. Februar 2015
Versicherer sind Vorreiter in Sachen Compliance

Versicherer sind Vorreiter in Sachen Compliance

Mittlerweile haben fast alle Versicherer ein Compliance-Management-System eingerichtet. Damit ist die Versicherungsbranche Vorbild für die Gesamtwirtschaft. Nachholbedarf besteht unter den Versicherern allerdings beim Umgang mit Kartellabsprachen, Geldwäsche und Diebstahl vertraulicher Daten. Dies hat eine PwC-Studie ergeben.

Die Versicherungsbranche hat sich in den vergangenen Jahren zum Vorreiter in Sachen Compliance entwickelt. So sind Compliance-Management-Systeme in der Versicherungsbranche sehr viel weiter verbreitet als in der Gesamtwirtschaft. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Sonderauswertung zu Wirtschaftskriminalität und Compliance in der Versicherungsbranche im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers AG (PwC) sowie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, durchgeführt von TNS Emnid.

Der Umfrage zufolge haben mit über 90% mittlerweile fast alle Versicherer ein Compliance-Management-System eingerichtet. Dies liegt deutlich über dem Durchschnitt aller befragten Unternehmen (74%). Auch gut aufgestellt ist die Versicherungsbranche bei der Bekämpfung von Korruption: Knapp zwei Drittel der Befragten haben als Teil der Compliance ein Antikorruptionsprogramm eingeführt. Die Erfolge zeigen sich in einem kontinuierlichen Rückgang von Korruptionsdelikten Die Wirtschaftskriminalität insgesamt befindet sich in der Versicherungsbranche seit 2007 im Rückgang.

Handlungsbedarf bei Kartellabsprachen, Diebstahl vertraulicher Daten und Geldwäsche

Handlungsbedarf besteht allerdings im Bereich der wettbewerbswidrigen Absprachen. Wie die Umfrage zeigt, sind spezielle kartellrechtliche Compliance-Programme bei Versicherern kaum verbreitet. Nur ein Drittel aller Befragten verfügt hierüber, obwohl das Bundeskartellamt im Jahr 2005 wegen Kartellabsprachen hohe Bußgelder gegen Industrieversicherer verhängt hatte.

Überdies dominieren im Bereich Wirtschaftskriminalität weiterhin Fälle von Vermögensdelikten. Auch die hiermit einhergehenden Reputationsschäden, die gerade die Versicherungsbranche besonders empfindlich treffen, haben seit der letzten Befragung 2011 erheblich zugenommen. Deutlich häufiger als die Unternehmen aller Branchen berichteten die Versicherer außerdem über den Diebstahl vertraulicher Kunden- und Unternehmensdaten. Sie verzeichnen zudem einen signifikanten Anstieg der bekannt gewordenen Fälle im Bereich der Geldwäsche. „Um diesen Gefahren vorzubeugen, müssen die Unternehmen ihre Compliance-Management-Systeme insbesondere auch auf diese spezifischen Risiken gezielt ausrichten. Die Versicherungsbranche hat bereits erkannt, dass Hinweisgebersysteme ein hoch effektives Instrument zur Aufdeckung von Delikten sind. Doch damit diese richtig greifen, empfiehlt es sich, sie nicht nur für die eigenen Mitarbeiter, sondern auch für Geschäftspartner und Kunden zu öffnen“, sagt Gunter Lescher, Partner für Forensic Services bei PwC.

Compliance-Lösungen auf dem Prüfstand

Nicht zuletzt hat die Studie ergeben, dass nun, da viele Versicherungsunternehmen ihre Compliance-Organisation aufgebaut haben, die Qualität der gewählten Lösungen auf dem Prüfstand steht. Der Prüfungsstandard 980 des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) ist daher mittlerweile jedem zweiten Versicherer bekannt und jeder dritte hat seine Compliance bereits von unabhängigen Prüfern beurteilen lassen. Hintergrund hierfür ist der vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) überarbeitete Verhaltenskodex, der nun eine Prüfung der Angemessenheit oder Wirksamkeit des Compliance-Management-Systems für den Teilbereich Vertrieb durch einen Wirtschaftsprüfer vorsieht. (ad)