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Honorarbasierter Ansatz: „Glauben, dass Anleger davon profitieren“

Im aktuellen Marktumfeld gilt es als Anleger, kreativ zu werden und somit auch außergewöhnlichere Methoden zu finden. Thomas Meinke von Dimensional Fund Advisors erklärt eine finanzwissenschaftliche Herangehensweise und äußert sich auch zu Provision und Fondspolicen.

Interview mit Thomas Meinke, Investment Strategist und Vice President bei Dimensional Fund Advisors Deutschland
Herr Meinke, Dimensional Fund Advisors bestreitet seit über 40 Jahren das Investmentgeschäft. Wie schlägt man sich im aktuellen Marktumfeld?

Die vergangenen Jahre waren für Investoren schwierig, weil es viele wirtschaftliche und gesellschaftliche Unsicherheiten gab. So haben die Aktienmärkte in den letzten drei Kalenderjahren zwei Schritte nach vorn und einen zurück gemacht. Der Gesamttrend war aber gut für Anleger, die Disziplin bewahren und damit die Aktienprämie abschöpfen konnten. Unser deutsches Geschäft läuft ebenfalls sehr gut. Wir hatten im vergangenen Jahr Rekordzuflüsse, was wir der erfolgreichen Zusammenarbeit mit den von uns betreuten Beratern und deren ausgezeichneten Kundenbeziehungen zurechnen.

Ihr Unternehmen zeichnet sich durch einen wissenschaftlich orientierten Investmentansatz aus. Was sind die tragenden Säulen dieses Ansatzes?

Die Finanzwissenschaft lehrt uns, dass liquide Kapitalmärkte effiziente Informationsverarbeitungsmaschinen sind und aktuelle Marktpreise deshalb eine faire, realistische Bewertung darstellen. Beispielsweise lässt sich dies aus verschiedensten Studien der letzten Jahrzehnte ableiten, die den Erfolg traditioneller Fonds analysiert haben. Die meisten aktiven Fondsmanager konnten ihre Benchmark über längere Zeiträume nicht übertreffen. Und die wenigen erfolgreichen Manager konnten dies in den Folgejahren nicht zuverlässig fortsetzen, was es sehr schwierig macht, diese Manager im Voraus zu erkennen.

Unserer Meinung nach können Anleger auch ohne eine Kristallkugel erfolgreich investieren. Wir denken, dass aktuelle Marktpreise zuverlässige Informationen über erwartete Renditen enthalten. Deshalb verwenden wir Preise in Verbindung mit fundamentalen Unternehmensdaten, um sogenannte „Faktorprämien“ zu identifizieren. Diese Prämien erklären im Großen und Ganzen die historischen Renditeunterschiede in den Aktien- und Anleihemärkten. Manche der empirischen Nachweise reichen sogar ein knappes Jahrhundert zurück.

Braucht man dafür nicht ein speziell geschultes Personal mit einer besonderen Vor-/Ausbildung?

In bestimmten Bereichen ja. Unser Forschungsteam besteht zum Beispiel aus einer Vielzahl von Doktoranden aus den Disziplinen Finanzen, Wirtschaft und Physik. Die Arbeit meiner Kollegen ähnelt dabei der universitärer Wissenschaftler. Wir profitieren auch von der Erfahrung und der wissenschaftlichen Akribie mehrerer Akademiker wie z. B. der beiden Nobelpreisträger Eugene Fama und Robert Merton sowie der renommierten Finanzmarktforscher Ken French und Robert Novy-Marx, die uns allesamt beratend unterstützen.

Wie gelangen Sie an die relevanten Daten, die Sie für diesen Investmentansatz brauchen?

Wir verwenden verschiedene externe Datenanbieter sowie eigenständig gesammelte Daten in unserem Anlageprozess, also zu Forschungszwecken, bei der Portfoliostrukturierung und -verwaltung sowie beim Wertpapierhandel. Allein unsere interne Handelsdatenbank sammelt täglich Marktdaten von ungefähr 90 Millionen Transaktionen für rund 19.000 Wertpapiere aus 47 Ländern. Daneben verwenden wir auch frei zugängliche Datenquellen für die Forschung. Beispielsweise veröffentlicht das Center for Research in Security Prices in Zusammenarbeit mit Ken French Faktordaten, unter anderem die sogenannten Fama-French-Indizes. Unserer Meinung nach ist das der Goldstandard, um zu verstehen, welchen Mehrwert Faktorprämien bieten.

Zu welchen Kriterien führt die wissenschaftliche Herangehensweise bei der Anlageauswahl? Sind es andere als sonst?

In der Forschung schauen wir insbesondere darauf, ob eine neu gewonnene Erkenntnis robusten Tests standhält und verlässlich unseren bestehenden Anlageprozess verbessern kann. Wir setzen uns dabei eine hohe Messlatte, da in den letzten Jahrzehnten ein wahrer „Faktorenzoo“ entstanden ist und mehr als 450 Merkmale beschrieben wurden, die auf dem Papier historische Renditen erklären konnten. Unsere Forschungsergebnisse werden von einigen der Besten in der Finanzwissenschaft auf Verlässlichkeit und Umsetzbarkeit geprüft, bevor wir Änderungen an unserem Anlageansatz in Betracht ziehen. Eine theoretische Grundlage zu haben, ist noch nicht viel wert, die eigentliche Umsetzung ist am Ende des Tages das Entscheidende.

Bei Aktien setzen wir bei all unseren Strategien beispielsweise auf die Size-, Value- und die Profitabilitätsprämie: Kleinere Unternehmen, auch Small Caps genannt, haben in der Vergangenheit im Durchschnitt höhere Renditen abgeworfen als größere Unternehmen. Unternehmen mit einem niedrigeren relativen Preis, also günstiger bewertete Value-Titel, haben sich langfristig ebenfalls besser entwickelt. Und wir schauen auf die operative Profitabilität, wobei profitablere Unternehmen andere auf lange Sicht übertreffen konnten. Neben diesen langfristigen Treibern setzen wir auch auf kurzfristigere Effekte wie die Momentumprämie. Obwohl wir wissen, dass diese Faktoren die Wertentwicklung treiben, sind die Prämien durchaus auch mal negativ. Deshalb ist auch Anlagedisziplin ein wichtiger Bestandteil unserer Investmentphilosophie, insbesondere in volatilen Zeiten.

Was ist das Ergebnis? Worin wird am Ende tatsächlich investiert?

Unsere Strategien sind breit diversifizierte Multifaktor-Lösungen. Je nach Anlageziel richten wir eine Strategie unterschiedlich stark auf die Marktbereiche aus, die eine höhere Rendite versprechen. Beispielsweise hält unsere weltweit investierte Gesamtmarktlösung physisch mehr als 10.000 Aktien und peilt dabei ein moderates Prämien-Exposure an. Solch eine Strategie investiert marktweit und setzt dabei systematisch auf kleinere, günstiger bewertete und profitablere Unternehmen, indem diese im Vergleich zur Marktgewichtung verstärkt gehalten werden. Im Gegensatz dazu investieren unsere Value- bzw. Small-Cap-Strategien hauptsächlich nur in die Value- oder Small-Cap-Aktien unseres Anlageuniversums, die anderen Prämien werden dann innerhalb dieser Anlageklassen ebenfalls umgesetzt.

Landen diese Investments in traditionelleren Ansätzen nicht im Portfolio? Und warum nicht?

Einige davon schon. Wir halten jedoch normalerweise fast alle Aktien des Anlageuniversums einer jeweiligen Strategie, was unsere Value-Strategien beispielsweise von einem traditionellen Value-Ansatz unterscheidet. Ein klassischer Manager investiert vielleicht in eine zweistellige Anzahl von Unternehmen aufgrund von Prognosen oder einer Timing-Strategie. Wir wollen nicht auf eine konzentrierte Teilmenge von Aktien wetten oder darauf, ob heute ein günstiger Kaufzeitpunkt ist. Man kann nach aktuellem Wissensstand nicht klar ermitteln, welche Unternehmen wann die Prämien liefern werden. Jedoch lassen sich Prämien umso verlässlicher abschöpfen, je mehr Unternehmen man in der relevanten Anlageklasse konsequent hält, tagein tagaus.

Und wie sieht es mit dem Thema Nachhaltigkeit aus?

Wir bieten spezielle Nachhaltigkeitsstrategien an, die in erster Linie auf einen geringeren CO2-Fußabdruck ausgerichtet sind und Anlegern die Möglichkeit geben, ihre persönlichen Werte in ihrem Portfolio abzubilden. Gleichzeitig folgen unsere Strategien weiterhin soliden Anlageprinzipien wie dem Fokus auf Prämien, breite Diversifikation und niedrige Kosten. So halten unsere nachhaltigen Aktienstrategien immer noch Tausende Titel, und das bei einer Verwaltungsgebühr wie bei einer vergleichbaren Nicht-ESG-Strategie. Für uns ist wichtig, bei Nachhaltigkeitslösungen die gleichen wissenschaftlichen Standards anzuwenden wie bei allen anderen Strategien. Unter anderem deshalb haben wir uns gegen subjektivere Kriterien wie beispielsweise ESG-Ratings entschieden. Stattdessen setzen wir auf objektivere und konsistentere Kennzahlen wie Treibhausgasemissionen.

Der Vertrieb erfolgt über Honorarberater und über Fondspolicen. Wieso die Einschränkung?

Seit wir vor mehr als 30 Jahren die Zusammenarbeit mit Finanzberatern begonnen haben, schätzen wir den Service, den ein Berater seinen Kunden bietet, sei es die Erstellung eines Finanzplans oder bei der laufenden Unterstützung, sich daran zu halten. Außerdem ist die Beziehung zwischen einem Kunden und seinem Berater unserer Meinung nach stärker, wenn der Kunde weiß, dass der Berater für ihn arbeitet und ihn direkt bezahlt.

Sie verfügen mit Dimensional 360 über ein eigenes Programm, das sich dezidiert an Finanzberater richtet. Was beinhaltet dieses?

Dimensional 360 ist unser Serviceangebot für Finanzberater und beschreibt unser Unterstützungsprogramm für Kunden rund um Investmentlösungen, Unternehmensstrategie und Kundenkommunikation. Unser Grundsatz ist, dass wir von dem Erfolg unserer Kunden ebenfalls profitieren können. Deshalb helfen wir Unternehmen entlang ihres Wachstumspfads so gut wie möglich, damit sie ihre Geschäftsziele schneller erreichen können.

Wie entwickelt sich das Geschäft in Deutschland mit Fondspolicen?

Das Geschäft mit Fondspolicen ist für uns in Deutschland ein wichtiger Wachstumstreiber. Wir sehen, dass Berater unsere Fonds aus verschiedenen Gründen im Versicherungsmantel einsetzen, von Nachlassplanung und Steuer­optimierung bis hin zu Sparplänen für den Ruhestand. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit, nämlich einen langfristigen und disziplinierten Anlageansatz, der sehr gut mit unserer eigenen Investmentphilosophie übereinstimmt.

ETFs sind ebenfalls beliebte Investmentvehikel – auch in Fondspolicen. Wie sehr unterscheiden sich ETFs von Ihrem Angebot?

ETFs sind üblicherweise indexnachbildende Anlagestrategien. Sie sind ein guter Ausgangspunkt für Anleger, da sie einen diversifizierten und kostengünstigen Zugang zu den Märkten bieten. Wir sehen unseren Anlageansatz als logische Weiterentwicklung reiner Indexfonds.

Einerseits wurden Indexfonds erfunden, bevor die Finanzwissenschaft Faktorprämien nachweisen konnte und damit ein echter Wissenssprung gelang. Wir wollen mit unseren Strategien die Vorteile eines Indexfonds beibehalten und gleichzeitig höhere erwartete Renditen auf Grundlage neuester Forschungsergebnisse bieten.

Andererseits passen wir die Positionen in unseren Strategien tagtäglich nuanciert an, um „Style Drift“ zu vermeiden, einen durch seltenes Rebalancing entstehenden Effekt, der die Faktorprämien verwässert. Das sieht man häufig bei klassischen ETFs oder Smart-Beta-ETFs, die unserer Meinung nach nur oberflächlich smart aussehen. Unser Anlageprozess ist also deutlich flexibler, was gleichzeitig hilft, die versteckten Transaktionskosten von Indexfonds zu vermeiden, wenn diese zu festgelegten Terminen rebalancieren müssen.

Wie unterstützen Sie die Berater im Rahmen der neuen ESG-Abfragepflicht?

Wir haben unseren Kunden proaktiv geholfen, die drei verschiedenen Nachhaltigkeitspräferenzen der Regulierung besser zu verstehen. Beispielsweise haben wir Vorträge gehalten und dabei die Methoden, Datenverfügbarkeit und weitere Feinheiten jeder Kategorie näher beleuchtet. Wir haben auch Workshops organisiert, um gemeinsam die Herausforderungen zu diskutieren, denen unsere Kunden mit den neuen regulatorischen Anforderungen gegenüberstehen. Da sich die Regulierung noch im Anfangsstadium befindet, werden wir unsere Kunden auch in Zukunft weiter unterstützen, und zwar aus dem gleichen wissenschaftlichen Blickwinkel wie bei allen anderen Bereichen unseres Anlageprozesses.

Die Europäische Kommission hat kürzlich auf ihre Pläne zur Durchsetzung eines strikten Provisionsverbots verzichtet. Können Sie nachvollziehen, warum man nicht einfach dem Kunden die Wahl lässt?

Wir haben uns nicht aktiv für ein Provisionsverbot eingesetzt, aber wir haben weltweit die Vorzüge eines transparenten honorarbasierten Ansatzes gesehen, bei dem die Anreize für Berater und Kunde im Einklang stehen. Unserer Erfahrung nach schaffen Berater ihren Kunden durch ihre Dienstleistungen einen klaren Mehrwert, und Kunden sind mehr als bereit, für diese Dienstleistungen zu bezahlen, wenn sie die Vorteile verstehen. Aus diesem Grund verbringen wir viel Zeit damit, Berater bei der Formulierung und Feinabstimmung ihres Leistungsversprechens und Serviceangebots zu unterstützen.

Sie selbst zahlen keine Provisionen. Spielt das Thema insofern für Sie überhaupt keine Rolle?

Seit der Gründung unseres Unternehmens haben wir niemals herkömmliche Verkaufsprovisionen gezahlt. Wir glauben, dass Anleger von einem transparenten honorarbasierten Ansatz profitieren. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, nur mit Beratern zusammenzuarbeiten, die von ihren Kunden bezahlt werden. Dieses Modell hat für uns, die mit uns kooperierenden Finanzberater und deren Kunden bis heute sehr gut funktioniert.

Über Dimensional Fund Advisors

Dimensional Fund Advisors ist ein 1981 gegründetes Investmentunternehmen mit Sitz im US-Bundesstaat Texas.

Weltweit werden 566 Mrd. Euro an Vermögen verwaltet (per 31.03.2023). Die Investmentphilosophie basiert auf der Verarbeitung wissenschaftlicher Forschungsergeb­nisse in praktische Anlagelösungen. Auf Beraterseite arbeitet Dimensional viel mit Honorarberatern zusammen.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 06/2023, S. 60 ff., und in unserem ePaper.

Bild: © Thomas Meinke, Dimensional Fund Advisors Deutschland

 
Ein Interview mit
Thomas Meinke

KI weiter an der Spitze der Themen-ETFs

Im Monthly Thematic Update des Vermögensverwalters Rize ETF zeigt sich einmal mehr: Die Anleger sind weiter hochinteressiert an Künstlicher Intelligenz. Beim Thema Umwelt gehen die Investoren mehr in die Breite.

<p>Rize ETF, der auf Themen-ETFs spezialisierte Vermögensverwalter aus Großbritannien, veröffentlicht monatlich ein Update zu den Entwicklungen, Abflüssen und Zuflüssen im Bereich der Themen-ETFs. Im Mai zeigt sich erneut, dass die Anleger, wie schon seit Anfang des Jahres, auf Künstliche Intelligenz (KI) setzen. Der Bereich Robotik, Automatisierung und KI vereinnahmte seit Jahresbeginn 311 Mio. US-Dollar an Nettozuflüssen – stattliche 25% der Gesamtkapitalzuflüsse in thematische ETFs in diesem Jahr (1,2 Mrd. US-Dollar).</p><p>Angesichts der weit verbreiteten Adoption von ChatGPT und der zunehmenden Bedeutung der Weiterentwicklung der KI-Technologie suchen die Anleger seit Jahresbeginn intensiv nach Möglichkeiten, von den potenziellen Vorteilen der KI zu profitieren, so Rize ETF. Dazu gehören Investitionen in Unternehmen, die von KI-Fortschritten profitieren können, und in Unternehmen, die KI zur Steigerung der Produktivität und zur Erzielung von Kosteneinsparungen in ihrem gesamten Betrieb einsetzen.</p><h5>Breiteres Investment beim Thema Umwelt</h5><p>Bei Umweltinvestitionen gehen die Anleger laut Rize ETF derzeit einen breiter ausgelegten Weg, jenseits des Investmentthemas „Saubere Energie“. Die Anlaysten machen dies an den anhaltenden Investitionen in Themen wie Kreislaufwirtschaft (185 Mio. US-Dollar), neue Energien (54 Mio. US-Dollar), Elektrofahrzeuge und Batterien (37 Mio. US-Dollar), Wasserstoffwirtschaft (35 Mio. US-Dollar), Klima und Umwelt (22 Mio. US-Dollar) und Solarenergie (12 Mio. US-Dollar) fest.</p><p>Die erheblichen Abflüsse aus dem Bereich Saubere Energie seit Jahresstart würden diese Entwicklung bestätigen und seien für Rize ETF ein weiterer Beweis dafür, dass die Anleger alternative Sektoren innerhalb der sogenannten „Green Transition“ der Wirtschaft erkunden, anstatt sich allein auf das Thema der sauberen Energie zu konzentrieren.</p><h5>Die Entwicklung der thematischen ETFs im Mai</h5><p>Beim Blick auf den Mai 2023 fallen neben dem von Anlegern nach wie vor favorisierten Umweltthema vor allem zwei Themengebiete auf, die Teile der Anlegerschaft neuerdings zu begeistern scheinen, nämlich die Themen Alternde Bevölkerung und das dem Islam zuzuordnende religiöse Thema der Scharia-Konformität, die 117 Mio. US-Dollar bzw. 49 Mio. US-Dollar neues Kapital einsammeln konnten. Erwähnenswert in Bezug auf das scherlich gesellschaftlich brisante Thema der alternden Bevölkerung ist laut Rize ETF die Tatsache, dass es sich hierbei um einen einzelnen Trade mit einem ETF handelte und nicht um einen breit zu beobachtenden Anlagetrend. Auf den Plätzen 3 bis 5 liegen die Bereiche Kreislaufwirtschaft (25 Mio. US-Dollar), Wasser (23 Mio. US-Dollar) und E-Mobilität und Batterien (17 Mio. US-Dollar).</p><p>Die Kapitalabflüsse im Mai von insgesamt 299 Mio. US-Dollar betrafen in erster Linie thematische ETFs der Agrarwirtschaft (-41 Mio. US-Dollar) und der Cybersicherheit (-38 Mio. US-Dollar). Und auch das auf Jahressicht beherrschende Thema Robotics, Automation und KI notierte mit –36 Mio. US-Dollar mit die meisten Abflüsse. Rize ETF zufolge könnte dies an den Anlegern liegen, die erst zu Jahresbeginn in diese Fonds eingestiegen waren und nun Gewinne mitnehmen wollten. (mki)</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Igor Kapustin – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/A3FF6C2C-9F95-4FC8-9B3A-7D95C70D5376"></div>

 

Viele Privatanleger erachten Beratung als unnötig

In einer Umfrage unter 8.550 Privatanlegern aus 23 Ländern zum Thema Geldanlage wollte das französische Investmenthaus Natixis Investment Managers herausfinden, wie die Anleger das aktuelle Marktumfeld einschätzen und sich dieses auf ihr Anlageverhalten auswirkt. Die Anleger zeigten sich optimistisch.

Im „Individual Investor Survey“ befragte Natixis Investment Managers weltweit 8.550 private Geldanleger nach ihren Erwartungen und ihrem Anlageverhalten im derzeitigen Marktumfeld. Vielleicht etwas überraschend blickte die Mehrheit der Befragten positiv auf ihre Geldanlage. Ebenfalls überraschend, oder in mancher Hinsicht auch ernüchternd: Gerade bei der Frage, welchen Einfluss die gestiegenen Zinsen auf Anleihen haben, hielten sich die Kenntnisse der Anleger wohl in Grenzen.

Hohe Erwartungen vom derzeitigen Marktumfeld

Insgesamt ist die Stimmung bei den Befragten positiv. 68% blicken optimistisch auf ihr Portfolio, während sich 22% gestresst fühlen würden. Lediglich 3% denken, sie hätten bei ihren Entscheidungen versagt. Bei der Frage der Rendite sind die Anleger optimistisch. Im Schnitt erwarten sie für 2023 Renditen von 8,6% über der Inflationsrate – langfristig von 13%. Die deutschen Befragten rechnen mit 10,1%.

Inflation als größte Sorge

Besonders anzumerken sind auch die Sorgen der befragten Anleger im veränderten Marktumfeld. 58%, also mehr als die Hälfte, und 70,5% der der deutschen Befragten gaben die Inflation als ihre größte Sorge an. Für zwei Drittel (66%) wirke sie sich sehr auf die Fähigkeit aus, für das Alter vorzusorgen. 76% sagen, dass ihnen aufgrund der steigenden Kosten klar wurde, dass sie mehr Geld sparen müssten, was jedoch nur 32% tun würden, so der Report von Natixis IM.

Die Inflation ist auch im Rest der Welt spürbar und somit eine große Sorge. Mit den oben genannten 70,5% sorgen sich die Deutschen am zweithäufigsten um die Teuerung – auf Platz 1 liegen Argentinien und Uruguay mit 84%.

Mangel an Kenntnissen bei Anleihen

47% gaben an, dass Anleihen im Jahr 2023 besser abschneiden dürften als Aktien. 46% hätten laut Natixis außerdem ihre Allokation in Anleihen erhöht – anscheinend aber ohne fundierten Grund. Denn 59% der Befragten sagten, dass sie die Rolle von Anleihen in den Portfolios und die Auswirkungen steigender Zinsen (57) auf Anleihen verstehen würden. Doch bei dem beiliegenden Quiz zu Anleihen beantworteten nur 171 der Anleger (2%) die richtige Antwort auf die Frage, was mit Anleihen in einem Umfeld steigender Zinsen passiert, nämlich dass der Gegenwartswert sinkt und das zukünftige Ertragspotenzial steigt.

So stehen die Befragten zu Beratung

Natixis findet, dass die Anleger das Gesamtbild aus den Augen verloren hätten. Denn 26% der Befragten empfinden es als Risiko, ihr Vermögen der Volatilität auszusetzen, 23% wiederum, ihr Vermögen zu verlieren. Doch nur 11% definieren Risiko im Sinne von Verfehlung ihrer langfristigen finanziellen Ziele. Für 68% unterstreiche die Inflation die Bedeutung einer fachkundigen Beratung, aber nur 51% von ihnen würden glauben, dass sie eine professionelle Beratung bei der Geldanlage benötigen.

Auf die Frage, welche Beratungsleistungen sie am meisten interessieren, stehen Finanzplanung und Altersvorsorge mit 46% bzw. 43% an erster Stelle. Bei der Frage nach der Anlageberatung wünschen sich 43% der Anleger, dass ihr Berater ihnen nachhaltige Anlagen sowie Anlagemöglichkeiten auf den Privatmärkten (34% und steuereffiziente Anlagestrategien (32%) anbietet. (mki)

Bild: © Jesus From Baku – stock.adobe.com

 

Neuer Schwung für den ELTIF

Der ELTIF geht in die zweite Runde. Die Nachfrage wächst. Nicht zuletzt aufgrund einer modifizierten EU-Regulierung stehen die Signale jetzt auf Grün. Charles Neus von Schroders erläutert, warum auch Finanzanlagenvermittler einen Blick auf das neue Vehikel werfen sollten.

Ein Artikel von Charles Neus, Head of Insurance Business Development bei Schroders

Private Assets sind Vermögenswerte, die nicht öffentlich an den Börsen gehandelt werden. Ihre Anzahl übersteigt die der börsennotierten Anlagen bei Weitem. Vor allem bei der Wachstumsfinanzierung von kleinen und mittelständischen Unternehmen spielen sie eine wichtige Rolle. Aber auch für Anlegerinnen und Anleger sind Private Assets interessant. Sie bieten die Möglichkeit zur unkorrelierten Portfoliodiversifikation und eröffnen die Chance auf langfristig attraktive Renditen bei geringerer Volatilität. Gerade aus diesem Grund ist diese Anlageklasse bei institutionellen Investoren wie Pensionskassen, Versicherungen oder Banken beliebt.

Lange Zeit jedoch blieb der Markt für Private Assets vornehmlich den Großinvestoren vorbehalten. Privatanleger hingegen hatten das Nachsehen. Das änderte sich im Jahr 2015, dem Geburtsjahr des European Long-Term Investment Fund (ELTIF). Vor acht Jahren nämlich schuf die Europäische Union die rechtlichen Grundlagen für das neuartige Investmentvehikel mit dem Ziel, die Investorenbasis für den nachhaltigen Infrastrukturausbau in Europa zu verbreitern. Fortan sollten auch Privatanleger unter bestimmten Bedingungen in entsprechende geschlossene Fonds investieren können. Der Schutz der Kleinanleger stand dabei im Vordergrund. Hierzu wurde die Auflage eines ELTIF an verschiedene Bedingungen geknüpft: transparente Kosten, ein begrenzter Fremdkapitaleinsatz, Depotfähigkeit und hohe Anforderungen an die Fondsmanagerinnen und Fondsmanager in Bezug auf Diversifikation und Art der Investments. Der erhoffte Erfolg allerdings blieb weitgehend aus. In den ersten Jahren nach seiner Einführung fristete das neue Produkt eher ein Schattendasein, wie erst unlängst eine aktuelle Studie des Fondsanalysehauses Scope zum Thema ELTIF konstatierte.

Ende des Dornröschenschlafs

Erst im vergangenen Jahr nahm der Markt spürbar Fahrt auf. Auf Basis einer repräsentativen Umfrage unter Asset-Managern in seiner „Europäischen ELTIF-Studie – Marktentwicklung und Perspektiven“ vom 24.03.2023 beziffert Scope das Marktvolumen per Ende 2022 auf rund 11,3 Mrd. Euro. Das entspricht einem Plus gegenüber 2021 von etwas mehr als 50%. Insgesamt 77 ELTIFs standen Anlegern europaweit zur Verfügung, 23 Produkte mehr als 2021. Für weiteren Schub dürfte die erst kürzlich durch das EU-Parlament abgesegnete Neufassung des ELTIF-Regelwerks sorgen. Zu Beginn des kommenden Jahres soll die überarbeitete ELTIF-Verordnung in Kraft treten. Verschiedene Vorschriften wurden darin dahin­gehend geändert, dass Privatanleger noch einfacher Zugang zu entsprechenden Fonds haben können. Besonders relevant: Bislang mussten sie mindestens 10.000 Euro mitbringen, um in einen ELTIF zu investieren – diese Hürde entfällt künftig. Gleiches gilt für die Vermögensuntergrenze von 100.000 Euro. Zukünftig können Anleger auch dann in einen ELTIF investieren, wenn ihr Gesamtvermögen unterhalb dieser Summe liegt. Auf der Investmentseite wurden ebenfalls verschiedene Regeln gelockert. So wird es den Anbietern von ELTIFs ab dem kommenden Jahr unter anderem möglich sein, in ein breiteres Spektrum an Vermögenswerten zu investieren. Und: Für den Vertrieb von ELTIFs sollen dann ähn­liche Regeln gelten wie für gewöhnliche Publikumsfonds.

Bei der EFAMA, dem europäischen Fonds- und Asset-Management Verband, geht man davon aus, dass die Novellierung des Rechtsrahmens das Produkt ELTIF sowohl für Investmenthäuser als auch für Privatanleger in ganz Europa deutlich attraktiver machen dürfte. „Die Änderungen werden dem ELTIF dabei helfen, eine ergänzende Finanzierungsquelle für die europäische Wirtschaft zu werden und den Privatkundenmarkt für längerfristige Sachwertinvestitionen zu erschließen“, heißt es dort. Auch hierzulande kann in den kommenden Monaten also mit einem gesteigerten Anlegerinteresse gerechnet werden.

 

Neuer Schwung für den ELTIF

 

Langfristig, illiquide und renditestark

Private Assets, in die ein ELTIF investiert, eignen sich nicht für jeden. Dies liegt vor allem daran, dass Investoren mit ihnen ein langfristiges Engagement eingehen, das sich unter anderem durch eine eingeschränkte Liquidität auszeichnet. Anders als bei Börsengeschäften ist es in der Regel also nicht möglich, schnell aus dem Investment auszusteigen. Private-Debt-Produkte haben in der Regel eine vergleichsweise kurze Laufzeit von fünf bis acht Jahren. Private-Equity-Strategien verfügen typischerweise über eine Laufzeit zwischen acht und elf Jahren. ELTIFs, die in Immobilien und Infrastruktur investieren, laufen am längsten – einige über Jahrzehnte, so die jüngste Analyse von Scope.

Gerade die eingeschränkte Handelbarkeit sorgt auf der anderen Seite jedoch für Illiquiditätsprämien, mit denen sich attraktive Renditen erzielen lassen. Die Idee der Illiquiditätsprämie impliziert, dass Anleger sich nicht engagieren würden, wenn man sie nicht dafür entschädigte, dass sie die mit diesen Anlagen einhergehende Illiquidität in Kauf nehmen. Die erwartete Outperformance ist jedoch nicht der einzige Vorteil, den Investments in Private Assets bieten. Hinzu kommen eine geringere Volatilität, Diversifikationschancen und die Möglichkeit, ESG-Wirkungsziele besser zu erreichen. Es lohnt sich also, die weitere Entwicklung der ELTIFs gut im Auge zu behalten, um neue Chancen auch für Privatanleger zu erschließen.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 06/2023, S. 58 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Nuthawut – stock.adobe.com; Grafik: © EU, EFAMA, Schroders, 2022

 
Ein Artikel von
Charles Neus

Gerd Kommer bringt eigenen ETF auf den Markt

Der Investmentbanker und Bestsellerautor Gerd Kommer geht mit seinem eigenen ETF an den Start. Seit dem 21.06.2023 ist er auf dem Markt. Es handelt sich um einen Aktien-ETF mit „All-Cap-All-Market“-Strategie.

Vor einigen Jahren hat Bestsellerautor Dr. Gerd Kommer bereits seinen eigenen Robo-Advisor gestartet, nun bringt er auch einen eigenen ETF auf den Markt. Der „L&G Gerd Kommer Multifactor Equity UCITS ETF“, kurz „Gerd-Kommer-ETF“ genannt, ist seit dem 21.06.2023 auf Xetra, dem Handelsplatz der Deutsche Börse AG, gelistet und laut der Website von Gerd Kommer bei „allen gängigen Banken und Brokern in Deutschland, Österreich und der Schweiz“ verfügbar.

All-Cap-All-Market ETF von Gerd Kommer

Der Gerd-Kommer-ETF ist als reiner, physischer Aktien-ETF angesetzt und wird vom ETF-Anbieter Legal & General Investment Management (LGIM) verwaltet. LGIM ist ein Teil des britischen Legal & General-Konzerns (L&G), einer der größten Versicherungsgesellschaften in Europa, so die Mitteilung auf der Gerd-Kommer-Website. Zugrunde liegt dem ETF der Index „Solactive Gerd Kommer Multifactor Equity Index NTR“, der zum „Solactive GBS Global Markets Investable Universe USD Index NTR“ gehört.

Der Referenzindex des Gerd-Kommer-ETFs wurde in den Jahren 2022 und 2023 von Kommer und seinem Team in Zusammenarbeit mit der Solactive AG und LGIM entwickelt. Er bildet den globalen Aktienmarkt ab, die „Welt-AG“. So beinhaltet der ETF Industrieländer- und Schwellenländeraktien und Large, Mid und Small Caps aus knapp 50 Ländern. Die Gewichtung eines einzelnen Landes wird zu 50% von seiner Marktkapitalisierung und zu 50% vom Anteil des Landes am globalen Bruttoinlandsprodukt, also der globalen Wirtschaftsleistung, bestimmt. So soll bspw. das Klumpenrisiko der USA abgemildert werden. Außerdem gibt es eine ausschüttende und eine thesaurierende Anteilsklasse.

Factor Investing

Der Gerd-Kommer-ETF beinhaltet als „Multifactor-ETF“ mehrere Faktorprämien, also von der Wissenschaft identifizierte Merkmale von Aktien, die einen systematischen, statistischen Zusammenhang mit Rendite und Risiko haben und deren Übergewichtung in einem Aktienportfolio auf lange Sicht eine Mehrrendite gegenüber einem marktneutralen Portfolio erzeugen sollen. U. a. werden im Gerd-Kommer-ETF als Basis die Faktoren Size, Value und Quality abgebildet. Hinzu kommen Investment, Momentum und Quality Risk.

Nachhaltigkeit und Optimized Sampling

Auch beinhaltet der Solactive-Index einen ESG-Filter mit Fokus auf Verringerung von CO2-Emissionen. Die obersten 3% der Unternehmen in elf „Superbranchen“ mit den höchsten CO2-Emissionen werden ausgeschlossen. Auch werden Unternehmen ausgeschlossen, die gegen das Regelwerk der Vereinten Nationen verstoßen, die „Severe ESG Controversies“ aufweisen oder kontroverse Waffen produzieren. Kohlehersteller werden ebenfalls herausgefiltert.

Ferner geht der Gerd-Kommer-ETF nach dem „Optimized-Sampling-Verfahren“ vor, bei dem aus den rund 5.000 Einzelaktien über eine optimierte Stichprobe anfänglich über 2.000 Einzeltitel ausgewählt werden (diese Zahl kann mit steigendem Volumen ebenfalls mit der Zeit ansteigen). Das maximale Gewicht einer einzelnen Aktie im Index wird in der Regel auf einen Höchstwert von 1% begrenzt.

Die TER des Gerd-Kommer-ETFs liegt bei 0,5% p. a. Einen Mindestanlagebetrag gibt es nicht. Auch wird der ETF bei mehreren Anbietern sparplanfähig sein. (mki)

Bild: © NicoElNino – stock.adobe.com

 

Schroders führt Anteilsklassen mit Kohlenstoffkompensation ein

Der britische Vermögensverwalter Schroders kündigt die Einführung von Anteilsklassen mit Kohlenstoffkompensation an. Diese soll den Kunden die Möglichkeit bieten, die mit ihren Fondsbeteiligungen verbundenen Kohlenstoffemissionen zu kompensieren.

<p>Schroders erweitert seinen Schroder International Selection Fund Global Climate Leaders um mehrere Anteilsklassen mit Kohlenstoffkompensation. Der Fonds konzentriert sich auf Investitionen in Unternehmen, die eine Vorreiterrolle in Sachen Klimawandel einnehmen, und wird von Simon Webber und Isabella Hervey-Bathurst verwaltet.</p><p>Über jene Anteilsklassen mit Kohlenstoffkompensation soll den Kunden die Möglichkeit gegeben werden, die Kohlenstoffemissionen, die die Fondsbeteiligungen mit sich bringen, zu kompensieren.</p><h5>Transparenz für Anleger</h5><p>Schroders ist bestrebt, so heißt es in der Unternehmensmitteilung, sicherzustellen, dass die erworbenen Kompensationen den Scope-1– und Scope-2-Emissionen der Portfoliounternehmen entsprechen, die der Anteilsklasse zuzuordnen sind. Wenn die Anteilsklasse beispielsweise 1% eines Unternehmens hält, berechnet Schroders ein Hundertstel der Scope-1– und 2-Emissionen dieses Unternehmens. Scope-1-Emissionen sind dabei direkte Emissionen aus Quellen, die dem Unternehmen gehören oder von ihm kontrolliert werden, während Scope-2-Emissionen indirekte Emissionen aus dem Verbrauch von eingekauftem Strom, Wärme oder Dampf sind. Die Summe aller äquivalenten Engagements in Bezug auf Kohlenstoffemissionen ergibt eine Schätzung der gesamten Kohlenstoffemissionen, die der Anteilsklasse zuzurechnen sind.</p><p>Alle Kompensationen sind mit hochwertigen Kompensationsprojekten verknüpft, zu denen Investoren detaillierte Angaben auf der Website von Schroders einsehen können, bekräftigt der Vermögensverwalter. Den Anlegern werde so volle Transparenz über die Kompensationskosten angeboten.</p><p>„Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, muss die Emissionsreduzierung weltweit massiv beschleunigt werden. Dieser Fonds zielt darauf ab, in jene Unternehmen zu investieren, die bei der notwendigen Emissionsreduzierung an vorderster Front stehen. Es war daher eine naheliegende Konsequenz für uns, diesen Fokus durch diese zukunftsweisenden Anteilsklassen direkt auf unsere Investor:innen in der Strategie auszuweiten“, erläutert Portfoliomanager Simon Webber die Einführung der neuen Anteilsklassen. (mki)</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Andrii Yalanskyi – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/C7FAFD39-D9AF-495E-A1A3-9FFEA2809473"></div>

 

AllianzGI legt breit diversifizierten SDG-Aktienfonds auf

Allianz Global Investors bringt einen neuen nachhaltigen Aktienfonds auf den Markt. Der Allianz SDG Global Equity Fonds investiert breit diversifiziert in globale Aktien mit dem Fokus auf Unternehmen, die eines oder mehrere der UN-Nachhaltigkeitsziele unterstützen.

<p>Allianz Global Investors (AllianzGI) hat den Allianz SDG Global Equity Fonds an den Start gebracht und ergänzt damit sein Angebot an nachhaltigen Produkten um einen weiteren Aktienfonds. Der SDG Global Equity verfolgt laut einer Unternehmensmitteilung eine breit diversifizerte Anlagestrategie in globale Aktien (etwa 150 bis 250 Titel), wobei der Schwerpunkt auf Unternehmen liegt, die eines oder mehrere der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) der Vereinten Nationen unterstützen.</p><p>Die SDGs wurden 2015 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen aufgestellt und von allen 193 Mitgliedsstaaten angenommen. Sie umfassen 17 globale Ziele, mit denen die dringendsten sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der Welt angegangen werden sollen.</p><h5>Neuer Nachhaltigkeitsfonds von AllianzGI</h5><p>Der neue Fonds wird gemanagt von Patrick Voßkamp, Yusong Huang und Jennifer Nerlich, dem Team für nachhaltige Anlagen im Bereich Systematic Equity von AllianzGI. Das Team nutzt die Expertise des Sustainable & Impact Investing Teams des Unternehmens, um ein breit diversifiziertes globales Portfolio von Unternehmen zusammenzustellen, die zur Erreichung der SDGs beitragen. Darüber hinaus werden weitere Nachhaltigkeitsaspekte ebenso wie finanzielle Charakteristika berücksichtigt und ein Risikomanagement implementiert.</p><p>Der Allianz SDG Global Equity Fonds gesellt sich zu den weiteren nachhaltigen Lösungen des Systematic Equity Teams von AllianzGI, darunter auch die 2019 aufgelegte Best-Styles SRI-Fondsfamilie, die Praktiken des nachhaltigen und verantwortungsvollen Investierens in die 1999 aufgelegte Best-Styles-Multifaktorstrategie integriert (mki)</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © metamorworks – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/5735EFE0-6BCC-4F9A-A2F7-CD7241A7BABC"></div>

 

EU will ESG-Rating-Unternehmen regulieren

ESG-Kriterien sind für viele entscheidungsrelevante Faktoren bei der Frage, bei welcher Geldanlage man am Ende landen möchte. Doch sehr durchsichtig sind die Bewertungen von ESG oft nicht. Die EU-Kommission hat nun vorgeschlagen, bei ESG-Rating-Unternehmen etwas genauer hinzuschauen.

Nachhaltigkeit ist derzeit auch im Fokus der Europäischen Kommission. So hat diese am Dienstag, 13.06.2023, ein Maßnahmenpaket vorgelegt, das auf dem EU-Rahmen für ein nachhaltiges Finanzwesen aufbaut und diesen stärken soll.

Ein Thema dieses Maßnahmenpakets sind auch Unternehmen, die ESG-Ratings (Ethics-, Social- und Governance-Ratings) erstellen. Nach Ansicht der EU sind die Methoden und schließlich auch die Ergebnisse dieser nicht transparent genug und bieten daher keine ausreichende Entscheidungsgrundlage für nachhaltige Geldanlage. Mit dem Paket soll es neue Vorschriften für Anbieter von ESG-Ratings geben, die jene Transparenz erhöhen würden, so teilt die EU-Kommission mit.

ESG-Ratings verbessern

Auf dem EU-Markt spielen ESG-Ratings für nachhaltige Finanzierungen eine wichtige Rolle, da sie Anlegern und Finanzinstituten bspw. Aufschluss darüber geben, wie sich Anlagestrategie und Risikomanagement mit Blick auf ESG-Faktoren gestalten. Mit neuen „organisatorischen Grundsätzen und klaren Regeln zur Vermeidung von Interessenkonflikten“ soll für mehr Integrität hinsichtlich der Tätigkeiten von ESG-Ratinganbietern gesorgt werden.

U. a. ist geplant, dass Anbieter von ESG-Ratings, die Anlegern und Unternehmen in der EU Dienstleistungen anbieten, von der ESMA, der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde, zugelassen und beaufsichtigt werden müssten, wodurch auch die Qualität und Verlässlichkeit ihrer Dienstleistungen gewährleistet würden.

Das ist für ESG-Rating-Anbieter geplant

Konkret sollen ESG-Rating-Anbieter dazu angehalten sein, Methodologien für ihre Untersuchungen zu benutzen, die gründlich, objektiv, systematisch sind und einer Validierung unterliegen. Außerdem sollten solche Unternehmen ihre Methodologien regelmäßig, mindestens aber jährlich, einer Neubewertung unterziehen. Weiterhin sollen Anbieter von ESG-Ratings Informationen über ihre Methoden und Modelle mitteilen sowie grundlegende Annahmen offenlegen, die sie bei ihren ESG-Ratings verwenden.

Der Kommissionsvorschlag sieht auch eine Reihe von Maßnahmen vor, die speziell für kleinere ESG-Ratinganbieter gelten, um sicherzustellen, dass die Vorschriften verhältnismäßig sind. Z. B. könne die ESMA kleinere ESG-Ratinganbieter von einer Reihe organisatorischer Anforderungen befreien, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen. Außerdem solle für die ersten Monate nach der Anwendung dieser Verordnung eine Übergangsregelung eingeführt werden, um kleineren ESG-Ratinganbietern die Anfangsphase der Anwendung zu erleichtern. Schließlich sollen die Aufsichtsgebühren in einem angemessenen Verhältnis zum jährlichen Nettoumsatz des betreffenden Unternehmens stehen.

Die Kommission werde nun Gespräche mit dem Europäischen Parlament und dem Rat zum Vorschlag für eine Verordnung über Anbieter von ESG-Ratings aufnehmen.

Versicherer begrüßen Vorschlag der Kommission

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) hat sich bereits zu dem Vorhaben der EU-Kommission geäußert und begrüßt die Vorlage der Regulierungsstandards für auf Nachhaltigkeit spezialisierte Ratingagenturen. „Es ist richtig, den ESG-Bereich zu regulieren. ESG-Agenturen sind mit ihren Produkten und Dienstleistungen ein wichtiges Bindeglied zwischen der Finanz- und der Realwirtschaft auf dem Weg zur Transformation“, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Die Vorschläge zur Verbesserung der Transparenz bei den Prozessen und Kosten der Agenturen bewerte der GDV klar positiv, um das Vertrauen in die Bewertungen der ESG-Ratingagenturen zu stärken. Versicherer seien als Investoren jedoch auf aussagekräftige und vergleichbare ESG-Rohdaten angewiesen, um eigene Bewertungen vorzunehmen und Berufspflichten zu erfüllen. „Eine Regulierung sollte daher neben ESG-Ratings unbedingt auch ESG-Rohdaten umfassen“, sagt Asmussen. (mki)

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ETFs in Europa im Mai 2023: Anleihen weiter im Aufschwung

Der Finanzdienstleister Refinitiv Lipper hat seinen regelmäßigen Report zur Entwicklung des ETF-Markts in Europa veröffentlicht. Auch im Mai 2023 ging es für die Indexfonds nach oben – in erster Linie bei den Anleihen-ETFs.

Das Marktumfeld ist aktuell weiterhin instabil, doch ETFs verzeichnen weiterhin Zuflüsse, wie der Überblick von Refinitiv Lipper über den europäischen ETF-Markt im Mai 2023 zeigt. Die Marktstimmung wurde nach wie vor von der Hoffnung getragen, dass die Zentralbanken, insbesondere die US-Notenbank, die letzte Phase ihres Kampfes gegen die hohen und weiter steigenden Inflationsraten erreicht haben könnten. Demnach hoffe man darauf, dass die Zentralbanken ihre Zinsen schon bald stabil halten oder aber sogar senken könnten.

Die Performance der zugrundeliegenden Märkte führte in Verbindung mit den geschätzten Nettozuflüssen zu einem Anstieg des verwalteten Vermögens (von etwa 1,345 Bio. Euro am 30.04.2023 auf 1,370 Bio. Euro Ende Mai). Bei näherer Betrachtung ist der Anstieg des verwalteten Vermögens von 25,1 Mrd. Euro im Mai auf die Entwicklung der zugrundeliegenden Märkte zurückzuführen (+17,3 Mrd. Euro), während die geschätzten Nettomittelzuflüsse zum Anstieg des verwalteten Vermögens beitrugen (+7,7 Mrd. Euro), so Refinitiv Lipper.

 

ETFs in Europa im Mai 2023: Anleihen weiter im Aufschwung

 

Was die Gesamtstruktur der europäischen ETF-Branche anbelangt, so sei es nicht überraschend gewesen, dass Aktienfonds (978,3 Mrd. Euro) den Großteil des Vermögens hielten, gefolgt von Rentenfonds (334,2 Mrd. Euro), Rohstoffprodukten (32,7 Mrd. Euro), Geldmarktprodukten (15,7 Mrd. Euro), alternativen OGAW-Produkten (5,6 Mrd. Euro), gemischten Fonds (3,5 Mrd. Euro) und „sonstigen“ Fonds (0,1 Mrd. Euro).

Mittelzuflüsse nach Vermögensart

Die geschätzten Nettozuflüsse in der europäischen ETF-Branche lagen im Mai bei 7,7 Mrd. Euro, was weit über dem gleitenden Zwölfmonatsdurchschnitt von 6,9 Mrd. Euro liegt. Bemerkenswert ist, dass die meisten Zuflüsse eindeutig bei Anleihen-ETFs zu verzeichnen sind (+4,3 Mrd. Euro). Auf Platz zwei folgen Aktien-ETFs (+2,7 Mrd. Euro), anschließend Geldmarkt-ETFs (+0,8 Mrd. Euro) und ETFs auf gemischte Vermögenswerte (+0,1 Mrd. Euro). Auf der anderen Seite verzeichneten alternative OGAW-ETFs (-0,002 Mrd. Euro), „sonstige“ ETFs (-0,01 Mrd. Euro) und Rohstoff-ETFs (-0,2 Mrd. Euro) im Mai 2023 Abflüsse.

Verwaltetes Vermögen der ETF-Anbieter

Ein genauerer Blick auf das von den Anbietern in der europäischen ETF-Branche verwaltete Vermögen zeigt eine hohe Konzentration. Nur 24 der 49 ETF-Anbieter in Europa halten ein Vermögen von 1,0 Mrd. Euro oder mehr. 46,01% des gesamten verwalteten Vermögens liegen bei iShares (630,4 Mrd. Euro). Auf Platz 2 folgt Amundi ETF mit 179,6 Mrd. Euro, auf Platz 3 Xtrackers mit 137,1 Mrd. Euro.

Dementsprechend stammen auch sieben der zehn größten börsengehandelten Fonds nach verwaltetem Vermögen von iShares, allen voran auf Platz 1 der iShares Core S&P 500 UCITS ETF USD (Acc). An zweiter Stelle rangiert der iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) und der Vanguard S&P 500 UCITS ETF USD Dis. (mki)

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„Multi-Asset-Fonds scheinen eine zeitgemäße Antwort zu sein“

Die DJE Kapital AG stützt sich auf rund 50 Jahre Erfahrung in der Vermögensverwaltung. Mit Solidvest bietet sie seit einigen Jahren auch eine Online-Vermögensverwaltung an, zudem managt sie über 25 Fonds. Für dieses Jahr rechnet DJE wieder mit einem positiven Mittelzufluss.

Ein Interview mit Thorsten Schrieber, Vorstand der DJE Kapital AG
Herr Schrieber, darf man die DJE als mittelständisches Unternehmen bezeichnen und welche Wirkung hat das für die Zusammenarbeit mit Ihren Vertriebs- und Kooperationspartnern?

Mittelständische Unternehmen in Deutschland sind zu über 90% Familienunternehmen. So wie DJE: Die DJE Kapital AG wird im kommenden Jahr das 50. Jahr ihres Bestehens feiern. In der Zusammenarbeit mit unseren Vertriebs- und Kooperationspartnern bedeutet es eine entsprechende Nähe zum Kunden, und die Problemstellungen sind auf beiden Seiten häufig deckungsgleich, sei es in regulatorischer Hinsicht oder der Performance-Erwartung, die sich aus der Zusammenarbeit ableitet.

Die DJE ist für den sogenannten FMM-Ansatz bekannt. Was bedeutet das und welche Rolle spielt er in einem Umfeld der Zinswende?

Der FMM-Fonds (ISIN DE0008478116), der seit 36 Jahren von demselben Manager gemanagt wird, hat als Benchmark den MSCI-World-Index (EUR), folgt aber in seiner Allokationsentscheidung der Maxime, für die Kunden ein optimales Risk-Reward-Ergebnis zu erzielen. Das geht nur dann, wenn man Renten und Cash als taktische Komponente einsetzt.

Dadurch konnte Dr. Jens Ehrhardt unter Berücksichtigung fundamentaler, monetärer und markttechnischer Komponenten über mehr als drei Jahrzehnte mit diesem aktiven Investmentansatz den „passiven“ Index MSCI-World (EUR) nachhaltig ausperformen. In einer Zinswende kann der Fonds selektiv Chancen auf der Rentenseite wahrnehmen, zum Beispiel bei Corporate Bonds, die wir aus der Aktienanalyse der Unternehmen sehr gut kennen und die mittlerweile attraktive Renditen abwerfen.

Welche Anlagethemen stehen demnach im laufenden Jahr im Fokus?

Dass auch Kapital einen Preis hat, ist fast in Vergessenheit geraten. Zum Glück nicht so bei uns: Wir haben bereits im Jahr 2011 den DJE – Zins & Dividende aufgelegt, der immer zu mindestens 50% auf der Rentenseite investiert. Bis Ende 2021 kam der wesentliche Return aus der Aktienselektion, mittlerweile verdient die Rentenseite über die Coupons fast 5% bei kurzer Duration. Die Aktienkomponente sollte ebenso einen Beitrag leisten, da die im Portfolio enthaltenen Titel rund 3,5% Dividendenrendite beisteuern und über eine Free-Cashflow-Rendite von rund 7,6% abgesichert sind.

Fazit: Multi-Asset-Fonds, ausgewogen wie der DJE – Zins & Dividende oder mit etwas mehr Esprit wie der dynamische DJE – Multi Asset & Trends, scheinen eine zeitgemäße Antwort für den Anleger zu sein.

Im Fondsvertrieb gab es in der Vergangenheit einige Veränderungen, vor allem getrieben durch regulatorische Eingriffe. Haben diese – zum Beispiel MiFID und ESG – zu einer besseren Beratung geführt?

MiFID, aber auch die ESG-Umsetzung haben zu einem Bürokratie-Aufbau bei Produzenten, Vertrieben und Kunden geführt. Sicher haben wir heute ein Höchstmaß an Vergleichbarkeit, zum Beispiel bei Kostenquoten, und es hat auch zu leicht sinkenden Gebührenmodellen bei Fonds im Retail-Geschäft geführt. Aber der Aufwand aufseiten der Produzenten und Anbieter von Wertpapierdienstleistungen, egal ob eben 34f-ler oder Vermögensverwalter, ist unverhältnismäßig.

Der Endkunde muss heute Fragen, gerade in Bezug auf ESG, beantworten, die er sich noch nie gestellt hat. Und seien wir mal ehrlich: Am Ende des Tages gehen Anlegergelder dort verloren, wo die Kontrolle auch heute nicht greift, wie uns etwa Container-Leasing-Modelle gezeigt haben oder eben Exzesse wie bei Wirecard.

Neben der Regulierung verändert auch die Digitalisierung die Branche: Wie sieht die Zukunft für den Vertrieb im Asset-Management aus?

Wir gehen davon aus, dass auch in Zukunft der Vertrieb hybrid sein wird. Dort, wo es sinnvoll ist, werden sich digitale Prozesse breitmachen, aber da, wo es die menschliche Komponente benötigt – und Kapitalanlage ist eine Vertrauenssache –, wird es auch weiterhin den persönlichen und direkten Kundenkontakt geben, sei es B2B2C oder eben B2C.

Auch wir sind aktuell dabei, unsere Fonds-Vermögensverwaltung, die wir schon seit über 20 Jahren mit einem entsprechenden Track Record unseren B2B-Partnern anbieten, bis zum Jahresende komplett zu digitalisieren, um den Convenience-Faktor bei Vertrieb und Kunden maximal zu steigern.

Über Neobroker und Robo-Advisor lassen sich junge Menschen für Aktien und Fonds begeistern. Oder ist der Hype schon wieder vorbei?

Neobroker und Robo-Advisor ermöglichen es Finanzdienstleistern, digital Dienstleistungen anzubieten, wie es bis dato nur Banken und Sparkassen konnten. Hier haben sich auch einige Anbieter Anfangserfolge mit hohen Cash Burn Rates erkauft. Ob dies nachhaltig sein wird, ist aktuell schwer zu sagen.

Der Robo-Advisor-Markt in Deutschland teilt sich auf gut zwei Dutzend Anbieter auf. Man schätzt rund 10 bis 20 Mrd. Assets, das ist bei einem Geldvermögen von rund 7,25 Bio. in Deutschland eine eher bescheidene Größe. Und spätestens wenn der Kunde zum Beispiel Immobilien- oder gewerbliche Finanzierungen benötigt, landet er unweigerlich wieder bei der lokalen Bank oder Sparkasse.

Auch unser Haus hat mit Solidvest einen auf Einzeltitel-Basis ausgerichteten Robo-Advisor – eher eine digitalisierte Vermögensverwaltung. Wir betreiben allerdings die klassische Vermögensverwaltung seit knapp 50 Jahren und die digitale Variante ist dazu eine konsequente und erfolgreiche Ergänzung.

Läuft der Vertrieb in anderen Ländern anders als hierzulande? Was könnte Deutschland davon lernen oder gibt es gar Entwicklungen, die man hier lieber nicht sehen will?

Erstaunlicherweise ist der Vertrieb von Fonds in Europa zwar unterschiedlich organisiert – etwa das Promotori-Netzwerk in Italien oder Wrapped Insurance Products in Frankreich – und auch die Provisionierung ist höchst unterschiedlich. Aber alles in allem ist der europäische Markt von rund zehn Fondsgesellschaften dominiert, mit immer wieder erfolgreichen Boutiquen und Nischenfonds in jedem Teilmarkt.

Insgesamt kann man in Deutschland von Ländern wie den Niederlanden oder auch Skandinavien lernen, wenn es darum geht, investmentbezogen im Rahmen staatlich unterstützter betrieblicher Altersvorsorgesysteme zu sparen. Unsere Systeme, ob nun Riester oder Rürup, sind zu komplex und wenig verbreitet, da machen es uns die USA mit 401K vor, wie es auch einfach gehen kann. Daran sollten wir uns auch in Deutschland orientieren.

Welche Folgen hätte ein weiterer Eingriff in die Provisionsvergütung?

Wie das Beispiel UK gezeigt hat, führten das Provisionsverbot und die ausschließliche Hinwendung zur Honorarberatung dazu, dass großen Teilen der Bevölkerung der Zugang zu Kapitalmarktprodukten strukturell verwehrt blieb. Das wird sicher so nicht bei uns passieren, zumal auch Länder wie Italien, Spanien und auch Frankreich sich gegen das Provisionsverbot ausgesprochen haben.

Wir sind auch heute bereits mit entsprechenden Share-Klassen in der Lage, Honorarberater zu bedienen, und würden uns im Falle eines Provisionsverbots mit unseren Produkten und – digitalen – Dienstleistungen sicher anpassen können. Aber das Problem entsteht auf der Ebene Kunde und Vermittler, und hier sollte sich jeder Einzelne, aber auch Verbände wie AfW und BVI darauf einstellen, dass das Thema Provisionsverbot auf der europäischen Tagesordnung bleibt. Gerade der jüngste, 100 Seiten starke Entwurf der EU-Kommission zur EU-Kleinanlegerstrategie beinhaltet die Gefahr, dass über eine geplante „Ermächtigung“ die EU-Kommission per delegiertem Rechtsakt ein solches Provisionsverbot durch die Hintertür den Mitgliedsstaaten aufzwingen könnte.

Das vergangene Jahr war ein schwieriges Anlagejahr. Wie ist es denn bei DJE gelaufen?

Im vergangenen Jahr waren zum ersten Mal seit 1994 Aktien und Renten negativ. Somit waren insbesondere passive Produkte, aber eben auch die so beliebten Mischfonds entsprechend negativ. Viele Produktanbieter haben sich demzufolge auf festverzinsliche Strukturen und Zertifikate ausgerichtet, sodass sich zum Beispiel der Fondsabsatz bei den Sparkassen 2022 laut DSGV halbierte. DJE konnte in diesem anspruchsvollen Umfeld ein durchaus gutes Jahr in Bezug auf das Bruttomittelaufkommen der Fonds von 1,69 Mrd. Euro erzielen.

Und was erwarten Sie für die Mittelzuflüsse für 2023?

Der Eindruck des letzten Jahres ist auch Maßstab in diesem Jahr. Die veränderte Zinslandschaft führte zu einem Absatz-Boom alternativer Anlagen, meistens in Zertifikatsstrukturen. Gegen dieses Momentum versuchen wir mit unseren Klassikern wie FMM-Fonds oder auch DJE – Zins & Dividende dagegen zu halten. Insgesamt gehe ich von einem positiven Zufluss in diesem Jahr aus, aber die enormen Zuwächse aus 2021 und 2022 werden wohl nicht zu erreichen sein, zumal ja der Zinserhöhungszyklus auf der konjunkturellen Seite noch zu Problemen führen kann und auch geostrategische Aspekte sich im Jahresverlauf weiter negativ auswirken könnten.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 06/2023, S. 56 f., und in unserem ePaper.

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