Im April geht es drunter und drüber beim Thema Provision. Die Uni Regensburg behauptet, dass die Renditen in Ländern mit Provisionsverbot in der Finanzberatung höher sind als in denen ohne, das ifa Ulm erteilt der EU-Kleinanlegerstudie, die für weite Teile der Provisionsdebatte auf politischer Ebene wegweisend war, einen deutlichen Laufpass und auch der potenzielle Entscheidungstermin der Debatte wurde um drei Wochen auf Ende Mai verschoben (AssCompact berichtete hier, hier und hier).
Doch EU-Kommissarin Mairead McGuinness verkündete am Donnerstag, 27.04.2023, beim Eurofi Highlevel Seminar in Stockholm eine für viele Finanzberater wohl erfreuliche Nachricht. Nämlich, dass – zumindest vorerst – auf ein EU-weites Provisionsverbot in der Finanzberatung verzichtet wird. Das meldete das Handelsblatt in der Nacht auf Freitag.
McGuinness verkündet: vorerst kein Provisionsverbot
„Wir haben denen zugehört, die uns sagen, dass ein vollständiges Provisionsverbot zu diesem Zeitpunkt disruptiv sein könnte“, wird McGuinness beim Handelsblatt zitiert. Stattdessen erwäge man nun andere Maßnahmen wie mehr Transparenzpflichten. Auch aus Deutschland gab es mehrere Stimmen, die ein EU-weites Provisionsverbot für eine stark problematische Regelung hielten – sowohl für die Berater als auch für die Kundschaft.
In der oben genannten ifa-Studie beispielsweise befürchten die Autoren, dass insbesondere Menschen mit geringerem Einkommen benachteiligt würden, wenn Honorarberatung das exklusive Geschäftsmodell der Finanzberatung wäre, weswegen sie für eine Koexistenz von Honorar- und Provisionsberatung plädieren. Die Verbraucherverbände sehen in der Provisionsberatung dagegen ein zu hohes Potenzial für Interessenkonflikte und sind überzeugt, dass Kunden dadurch schwer benachteiligt werden.
Thema Provisionsverbot noch nicht vom Tisch
Bislang war der Tenor von EU-Finanzkommissarin McGuinness durchgehend ein anderer. Laut Handelsblatt habe sie auch deutlich gemacht, dass das Thema Provisionsverbot noch nicht zu Ende diskutiert ist. Ihrer Meinung nach sei ein Berater, der auf Provision arbeitet, eigentlich ein Verkäufer und der habe daher ein eigenes finanzielles Interesse daran, dem Kunden ein möglichst teures Produkt zu verkaufen: „Kleinanlegern werden selten die günstigsten Produkte angeboten, obwohl diese häufig genauso gut sind wie die teuren“, sagte sie auf der Konferenz in der schwedischen Hauptstadt.
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