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29. Juni 2023
„Bedeutend ist die Zeitspanne, die hinter einem Jubiläum steht“

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„Bedeutend ist die Zeitspanne, die hinter einem Jubiläum steht“

AssCompact feiert die 25 und fragt anlässlich des Jubiläums bei Branchenvertretern nach, die AssCompact schon lange begleiten oder auch erst neu für sich entdecken. Diesmal ist das Wiltrud Pekarek, Vorstandsmitglied der ALH Gruppe.

Frau Pekarek, wenn wir 25 Jahre zurückblicken, da waren Sie schon fast 15 Jahre bei der Hallesche Krankenversicherung. Wie sind Sie denn zu dem Versicherer gekommen?

Ich habe in Stuttgart Mathematik studiert und begann danach als Mitarbeiterin in der mathematischen Abteilung der Hallesche. Das war 1984. Vier Jahre später leitete ich den Bereich Produktentwicklung und Wettbewerb und wieder vier Jahre später den Zentralbereich Mathematik.

Im Vorstand der Hallesche bzw. der ALH Gruppe sind Sie seit 2004. Im nächsten Jahr macht das 20 Jahre. Bedeuten Ihnen Jubiläen etwas?

Wirklich bedeutend ist die Zeitspanne, die hinter einem Jubiläum steht, und das, was sich in dieser Zeit entwickelt hat. Und darauf blicke ich gerne. Ich habe mein ganzes Berufsleben der Hallesche gewidmet. Es ist mir eine Freude und Ehre, die Geschicke des Unternehmens mitgestalten zu dürfen, mit tollen Menschen zusammenzuarbeiten, und das über viele Jahre hinweg.

Sie waren schon lange Vorständin, da waren die Diskussionen um Frauenquoten, Diversität und Gendern noch leise. Darf man Sie als Pionierin bezeichnen?

Als eine von ganz wenigen Frauen in einer Vorstandsebene war ich automatisch Pionierin. Dabei habe ich nicht darüber nachgedacht, was ich in einer von Männern dominierten Führungswelt anders oder besonders machen müsste. Stattdessen orientiere ich mich schon immer daran, zu einem ganz natürlichen Miteinander beizutragen, das an den unternehmerischen Zielsetzungen ausgerichtet ist. Außerdem lege ich Wert darauf, die mir wichtigen Themen einzubringen und Akzente zu setzen. Eine gewisse Robustheit und Hartnäckigkeit sollte man dabei schon haben.

Die Diskussion um die Abschaffung der PKV bzw. die Einführung einer Bürgerversicherung dürfte Sie fast Ihre ganze Karriere begleitet haben. Wie sehr hat Sie das Thema beschäftigt und wie sehr beschäftigt Sie es im Vergleich dazu heute?

SPD, Grüne und Linke hatten das Konzept der Bürgerversicherung auch im letzten Wahlkampf in ihre Wahlprogramme geschrieben. Die Forderungen sind nach wie vor ernst zu nehmen und angesichts der Schieflage, in der sich die GKV befindet, kann der Ruf nach einer Einheitskasse immer wieder laut werden. Ich wünsche mir, dass die Parteien begreifen, dass das Umlageverfahren nicht nachhaltig ist und es zukünftige Generationen belastet, wenn das System auf noch mehr Menschen ausgeweitet wird.

In der Pflegeversicherung erleben wir derzeit den Anfang eines Bewusstseinswandels. Der Expertenrat des grün geführten Ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz empfiehlt dringend, die Kapitaldeckung in die Pflegeversicherung aufzunehmen, um sie zukunftssicher zu gestalten. Es bestätigt sich immer mehr: Eine nachhaltige Finanzierung unseres Gesundheitssystems ohne Kapitaldeckung geht nicht. Und hierfür wird die PKV mit ihrem Geschäftsmodell mehr denn je gebraucht.

Was waren in den vergangenen Jahren darüber hinaus die größten Veränderungen in der PKV?

Die Jahrtausendwende begann mit der Einführung des 10%-igen gesetzlichen Zuschlags und der Überzinsregelung. Der Neugeschäftsbeitrag verteuerte sich quasi über Nacht um 10%, heute können wir sagen, dass sich diese Vorsorge zur Beitragsentlastung im Alter nachweislich positiv auf die Bei­träge älterer Versicherter auswirkt.

Zum 01.01.2003 wurden die Beitragsbemessungsgrenze und die Jahresarbeitsentgeltgrenze voneinander getrennt. Für Arbeitnehmer war es ab sofort schwerer, in die PKV zu wechseln.

2012 wurden die Provisionen auf neun Monatsbeiträge gedeckelt und die Stornohaftungszeit von zwei auf fünf Jahre ausgeweitet. Damit wurde ein Überbietungswettbewerb bei den Provisionen gestoppt, was aus heutiger Sicht für das Image der PKV gut war.

Einschneidend war außerdem die Einführung der Unisex-Tarife für Verträge ab dem 21.12.2012. Die gesetzliche Vorgabe hat unsere Tarifkalkulation grundlegend verändert, weil in den Beiträgen keine Differenzierung mehr zwischen Männern und Frauen vorgenommen werden durfte. In der Konsequenz ist der Versicherungsschutz für alle etwas teurer geworden.

Es ist sehr erfreulich zu sehen, wie sich die private Krankenversicherung den vielen Herausforderungen immer wieder gestellt und diese mitgestaltet hat.

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Ein Interview mit
Wiltrud Pekarek