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11. November 2025
Baufinanzierung: Ist neue Realität strenger und selektiver?

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Baufinanzierung: Ist neue Realität strenger und selektiver?

Baufinanzierung: Ist neue Realität strenger und selektiver?

Haben sich auch die Anforderungen an das Eigenkapital verändert? Gibt es inzwischen Mindestschwellen?

Offizielle Mindestschwellen beim Eigenkapital gibt es nicht. Entscheidend bleibt zunächst die Tragbarkeit der monatlichen Rate. Wir sehen aber eine klare Tendenz, dass Eigenkapital von Banken zunehmend als Vertrauenssignal gewertet wird. Selbst wenn die Haushaltsrechnung rechnerisch passt, kann fehlendes Eigenkapital zu einer Ablehnung führen.

Aus Bankensicht ist Eigenkapital aus drei Hauptgründen wichtig. Erstens: Je höher der Eigenkapitalanteil, desto niedriger die monatliche Rate – und desto positiver die Haushaltsrechnung. Zweitens: Eine niedrigere Finanzierungssumme verringert das Risiko, dass die Summe nicht mehr zum Beleihungswert der Bank passt. Und drittens: Ein höherer Eigenkapitalanteil wirkt sich meist günstig auf den Zinssatz aus. Für die Finanzierungsberatung bedeutet das, schon früh kreative Formen von Eigenkapital zu prüfen – etwa Schenkungen, zweckgebundene Darlehen oder Zusatzsicherheiten.

Haben Banken in Ihrer Wahrnehmung ihre internen Risikomodelle zuletzt nachgeschärft?

Ja, das sehen wir. Banken lassen heute weniger individuelle Gestaltungsmöglichkeiten zu und treffen bei identischen Fällen teilweise andere Entscheidungen als noch vor ein oder zwei Jahren. Das liegt weniger an der Bonität der Kunden, sondern vielmehr an internen Bewertungsparametern – etwa einer strengeren Wertermittlung der Immobilie oder an der Umsetzung von ESG-Kriterien. So fließen inzwischen auch Fragestellungen zu CO₂-Emissionen oder der Nutzung erneuerbarer Energien in die Kreditprüfung ein.

Bedeutet das auch, dass Banken selektiver werden, welche Finanzierungen sie überhaupt begleiten?

Genau. Wir sehen eine wachsende Selektivität – manche Banken fokussieren sich auf bestimmte Segmente oder Regionen. Umso wichtiger ist die Rolle des Finanzierungsberaters als Übersetzer zwischen Kunde, Bank und Makler. Er kennt die Logik der einzelnen Institute und kann Finanzierungsanträge so aufbereiten, dass sie in diese standardisierten Entscheidungsprozesse hineinpassen.

Wie hat sich in diesem Umfeld Ihre Beratung verändert?

Finanzierungsberatung bedeutet heute deutlich mehr als reine Kreditvermittlung. Wir begleiten Interessenten oft schon Monate vor der konkreten Immobilie. Das schafft Vertrauen, beschleunigt die Abläufe und sorgt dafür, dass Immobilienmakler mit wirklich finanzierungsbereiten Käufern zusammenarbeiten können.

Müssen Sie heute auch häufiger Erwartungen justieren?

Absolut. Das gehört inzwischen auch dazu. Wir nehmen uns mehr Zeit, um Hintergründe zu erklären, Optionen aufzuzeigen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die auch bankseitig tragfähig sind.