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5. August 2025
bAV am Scheideweg: Warum ein Umdenken nötig ist

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bAV am Scheideweg: Warum ein Umdenken nötig ist

bAV am Scheideweg: Warum ein Umdenken nötig ist

In den vergangenen Jahren hat die Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge stagniert. Das liegt nicht daran, dass sie ein gescheitertes Modell ist – sie wurde nur lange falsch gespielt. Warum Versicherer, Gesetzgeber und KMUs endlich gemeinsam umdenken müssen.

Ein Artikel von Alexander Siegmund, Geschäftsführer der KPM Pensions & Benefits GmbH

Die betriebliche Altersversorgung (bAV) gilt als zweite Säule der Altersvorsorge in Deutschland, und doch stagniert ihre Verbreitung seit Jahren. Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bleibt sie weit hinter ihrem Potenzial zurück. Nur rund ein Viertel der Mitarbeitenden in Kleinstbetrieben hat Zugang zu einer bAV. Der Grund? Nicht ein Mangel an Produkten, sondern ein Mangel an Struktur, Vertrauen und Verständlichkeit. Während die Politik auf kosmetische Symbolpolitik setzt, bleibt die bAV ein sperriges System, das Arbeitgeber:innen überfordert und Arbeitnehmer:innen verunsichert.

Dabei könnte die bAV zur Lösung vieler Probleme werden – wenn man sie denn endlich richtig einsetzt.

Systemfehler, alte Rechenmodelle und falschen Anreize

Wer die Ursachen der geringen bAV-Verbreitung verstehen will, muss bei drei Akteuren ansetzen: Gesetzgeber, Versicherungswirtschaft und Unternehmenspraxis.

1. Die Politik: Gute Absicht, falsche Ausführung

Die Bundesregierung und auch Arbeitsministerin Bärbel Bas versprechen die Stärkung der Betriebsrente – mit Digitalisierung, Entbürokratisierung und besserer Portabilität. Doch konkrete Maßnahmen bleiben aus. Vieles wirkt wie Symbolpolitik: Die geplante Anhebung der Geringverdienergrenze ist richtig, aber reicht nicht. Denn nach wie vor fehlen:

  • ein echtes Auto-Enrolment mit Opt-out-Option statt Opt-in, unabhängig von Tarifbindung,
  • der Wegfall der Schriftformerfordernis,
  • die rechtssichere Klärung der Mindestbeitragsgarantie bei der BOLZ,
  • die Abschaffung der Doppelverbeitragung bei Kranken- und Pflegeversicherung,
  • eine fairere Geringverdienerförderung, auch jenseits von klassischen Versicherungsprodukten.
2. Die Versicherungswirtschaft und die Kalkulation der Lebenserwartung

Viele der klassischen bAV-Produkte rechnen mit einer Lebenserwartung bis zum 130. Lebensjahr. Dabei legt die durchschnittliche Lebenserwartung aktuell bei 83 Jahren. Das Resultat: unnötig hohe Beitragssummen und sinkendes Vertrauen. Bei einer Zielrente von 1.000 Euro sind bei klassischen Versicherern bis zu 450.000 Euro Kapital nötig. Im Modell smart pension hingegen reichen rund 240.000 Euro, aufgrund einer realitätsnahen Kalkulation bis 94 Jahren. Der Unterschied kommt direkt Unternehmen und Beschäftigten zugute.

3. Der Mittelstand: Kein Produktproblem, sondern ein Umsetzungsdefizit

Besonders in KMUs fehlt es an personellen, fachlichen und zeitlichen Ressourcen, um sich durch das Dickicht der bAV-Regelungen zu kämpfen. Viele Arbeitgeber:innen vermeiden das Thema aus Unsicherheit, fehlender Transparenz und Übersichtlichkeit, oder weil sie ausschließlich Produktverkauf erleben. Beratung wird zum Verkauf und die bAV damit zur Blackbox.

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