Es wird viel diskutiert über die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). In gewisser Weise ist sie selbst ein Patient: Jahr für Jahr muss sie finanzielle Defizite hinnehmen, belastet durch den regulären Bundeszuschuss von 14,5 Mrd. Euro außerdem den Bundeshaushalt, die Reserven der einzelnen Kassen wurden in den letzten Jahren aufgebraucht – und bei der Bevölkerung hat sie es auch nicht leicht. Denn der in der GKV versicherte „Normalbürger“ fragt sich lediglich: Warum zahle ich eigentlich jedes Jahr mehr, aber die Leistungen bleiben gleich oder werden gar schlechter?
Und aufgrund all dieser Umstände (und natürlich auch wegen der Alterung der Gesellschaft) wird es wohl nicht besser werden – eher schlimmer. Einige Krankenkassen haben auch unter dem Jahr ihre Beiträge erhöht und medial aktive GKV-Chefs oder Verbandsvorsitzende warnten dieses Jahr mehrfach, dass die Beitragssteigerungen im nächsten Jahr nicht aufhören würden.
GKV-Schätzerkreis hat getagt
Wenn man die Entwicklungen der GKV aufmerksam verfolgt, ist ein Stichtag im Jahr das Treffen des GKV-Schätzerkreises des Bundesamts für Soziale Sicherung (BAS), der jährlich die finanziellen Rahmenbedingungen der GKV für das aktuelle und das kommende Jahr schätzt. Dabei wird auch der zu erwartende, rechnerische durchschnittliche Zusatzbeitragssatz beziffert. Für 2026 liegt dieser bei 2,9%, was einem Plus von 0,4 Prozentpunkten entspricht. Den tatsächlichen Zusatzbeitrag, den eine Krankenkasse von ihren Versicherten „zusätzlich“ zum gesetzlichen Beitragssatz von 14,6% verlangt, legt jede Krankenkasse selbst fest.
Der finanzgeneigte Bürger dürfte bei dieser Zahl, 2,9%, aufhorchen. Vor allem, wenn er die Beitragsentwicklung im Lauf des Jahres 2025 verfolgt hat. Man erinnert sich: Für 2025 prognostizierte der GKV-Schätzerkreis einen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz von 2,5%. In der Realität sieht die Sache jedoch anders aus. Denn wie Oliver Blatt, der Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, in einer Pressemitteilung zum Thema meldet, liegen die tatsächlich erhobenen Zusatzbeitragssätze der Krankenkassen „bereits heute bei durchschnittlich 2,94%“, also 0,44 Prozentpunkte höher als vom GKV-Schätzerkreis im Oktober 2024 errechnet.
Woher kommt diese Differenz? Und fast noch wichtiger: Warum liegt die neue Schätzung für nächstes Jahr bei „nur“ 2,9%, was dem aktuellen, reellen Wert entspricht, wenn alle mit steigenden Beitragssätzen im Jahr 2026 rechnen?
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