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16. November 2025
Die Home-Office-Illusion: Warum wir uns die Freiheit schönreden

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Die Home-Office-Illusion: Warum wir uns die Freiheit schönreden

Die Home-Office-Illusion: Warum wir uns die Freiheit schönreden

Die Zukunft: Hybrid, aber richtig

Die Lösung liegt nicht im Entweder-oder, sondern im Sowohl-als-auch. Aber bitte mit Verstand! Präsenztage sollten nicht einfach „Bürotage“ sein, an denen jeder vor sich hinarbeitet, nur eben im Firmengebäude. Sie sollten für das genutzt werden, wofür Präsenz unschlagbar ist: Teambuilding, Kreativsessions, Onboarding neuer Kollegen, schwierige Gespräche, gemeinsames Lernen. Es geht um Kooperation und Zusammen­arbeit, nicht um das Büro als Räumlichkeit!

Für Maklerunternehmen könnte das etwa heißen: Dienstag und Donnerstag sind Teamtage. Da wird gemeinsam an Projekten gearbeitet, da finden Schulungen statt, da trifft man sich mit Kunden oder im Team im Restaurant zu Mittag oder man nimmt sich eine kleine gemeinsame Auszeit bei einem Walk-the-talk-Meeting im Park. Montags, mittwochs, freitags kann jeder selbst entscheiden, wo er am produktivsten ist. Aber – und das ist entscheidend – mit klaren Erwartungen und Zielen.

Was bleibt?

Die große Home-Office-Debatte ist ein Stellvertreterkrieg. Was wir wirklich suchen, ist nicht ein Ort zum Arbeiten, sondern Autonomie, Selbstbestimmung und die Möglichkeit, unsere Kompetenzen ungestört zur Entfaltung zu bringen.

Gerade in der Versicherungsbranche, die sich oft zwischen Tradition und Moderne, zwischen persönlicher Beratung und digitaler Effizienz bewegt, ist diese Balance entscheidend. Wir brauchen beides: Die Konzentration des Home-Office und die Energie des Teams. Die Flexibilität für moderne Lebensentwürfe und die Verbindlichkeit für gemeinsame Ziele.

Freude ist kein Kuschelfaktor, sondern ein Ergebnis kluger Arbeitsgestaltung. Sie entsteht, wenn Menschen kompetent gefordert sind, wissen, wozu sie beitragen, und ungestört arbeiten können. In der Versicherungsbranche heißt das konkret: wenn der Makler weiß, dass er Familien absichert, nicht nur Courtagen kassiert; wenn die Sachbearbeiterin versteht, dass ihre Genauigkeit Menschen in Krisensituationen hilft; wenn das Team spürt, dass es gemeinsam mehr erreicht als die Summe seiner Teile.

Die Herausforderungen unserer Zeit verlangen nach mehr Kooperation, nicht nach mehr Isolation. Digitalisierung, neue Regulatorik, veränderte Kundenbedürfnisse – all das meistert man nicht im Alleingang am Küchentisch.

Wenn sich alle nur im Home-Office frei fühlen, entsteht nichts Großes. Und das wäre die eigentliche Tragödie der neuen Arbeitswelt. Denn am Ende des Tages geht es in der Versicherungsbranche um eines: Vertrauen. Und Vertrauen entsteht durch Menschen, die miteinander arbeiten, nicht nebeneinanderher.

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Ein Artikel von
Prof. Dr. Ingo Hamm