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29. Juni 2021
Die Kluft zwischen Industrie und Industrieversicherer

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Die Kluft zwischen Industrie und Industrieversicherer

Die Missstimmung zwischen Industrie und Industrieversicherer ist noch nicht behoben. Manchen geht auch die Digitalisierung in dem Segment nicht schnell genug voran. Versicherungsmakler fordern mehr Kontinuität.

In der vergangenen Woche hat MCC zum digitalen Kongress Industrierisiken eingeladen. Den Themenkreis hat der Veranstalter etwas erweitert, um nicht nur auf die Industrieversicherung zu fokussieren, sondern auch auf neue Risikolandschaften der Wirtschaft aufmerksam zu machen. Ein Beispiel war etwa die Vorstellung des Bereichs Wasserstoff als mögliche Alternative in der Energieversorgung.

Neben den fachspezifischen Themen waren es aber vor allem zwei Themen, die die Teilnehmer des Kongresses bewegten: die Digitalisierung und das teils ramponierte Verhältnis zwischen Industrie und Assekuranz aufgrund der harten Verhandlungspositionen der Versicherer in den letztjährigen Renewals.

Digitalisierung: Speed oder Schneckentempo?

Zunächst zur Digitalisierung: Unumstritten ist, dass sich die Versicherer in der digitalen Transformation befinden. Doch während sich die Assekuranz auf gutem Weg sieht, geht diese Digitalpartnern und Industriekunden zu langsam voran. So sieht das beispielsweise Mathias Harrassowitz, Regional Director DACH der sum.como Sapiens GmbH, einem Technologieunternehmen, das unter anderem Ökosysteme in der Versicherungswirtschaft aufbauen will. Seiner Meinung nach sind die technischen Voraussetzungen alle geschaffen, aber die Versicherer würden nicht die Geschwindigkeit an den Tag legen, die sie könnten.

Das will Ralph Tegtmeier, Abteilungsleiter SFI Sach-Firmenkunden Industrie bei den VGH Versicherungen, in einer der Kongress-Diskussionen allerdings nicht so stehen lassen. Die Versicherer unterlägen einem Kostendruck und hätten allein deshalb ein großes Interesse daran, auch in einem Segment wie der Industrieversicherung zu digitalisieren. Die große Aufgabe bestehe aber darin, die Prozessbetrachtung – wie kann man aus fünf Arbeitsschritten zwei machen – und die Systemerneuerung parallel laufen zu lassen.

In der Industrieversicherung müssen viele Informationen fließen, damit ein Risiko letztlich gezeichnet werden kann. Wozu das führen kann, schilderte von Kundenseite Lars Müller, Head of Risk Management der Nordzucker AG. Je mehr Risikoinformationen verlangt werden, umso mehr Daten müssen übermittelt werden. Als Beispiel nennt er eine Zahl von 250 MB, die an Risikoinformationen hochgeladen werden müssen – und das häufig an eine Vielzahl an Versicherer. So viele Versicherer-IT-Systeme zu bedienen, sei nicht hinzubekommen, erklärt Müller sinngemäß und fordert vonseiten der Assekuranz vernünftige Schnittstellen.