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29. Juni 2021
Die Kluft zwischen Industrie und Industrieversicherer

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Die Kluft zwischen Industrie und Industrieversicherer

Von Schnittstellen und Ökosystemen

Doch warum klappt das nicht? Eine ehrliche Antwort hat Lukas Herrmanns, CEO von Marsh Deutschland & Zentral- und Osteuropa, zur Hand. Viele Unternehmen, auch Makler, seien durch Akquisitionen gewachsen, da gebe es natürlich einen Krautsalat, was die IT angehe. Auch als Makler erhalte man von Versicherern (zu) viele Passwörter zugeschickt, um deren Kundenportale zu bedienen.

Einigkeit herrschte in dieser Diskussionsrunde, dass eine Lösung hier nur gemeinsam möglich sei. Tegtmeier von der VGH bringt zum Thema Schnittstelle die BiPRO ins Gespräch und verweist auf die gemeinsamen Anstrengungen.

Technologie-Experte Harrassowitz überzeugt BiPRO dagegen nicht in Gänze. Er malt aus, dass es im Industriegeschäft künftig zwei oder drei Satelliten geben werde. Die anderen Versicherer werden sich dort als Teilnehmer an diese Plattformen einklinken. Auf internationalen Märkten sähe man das schon. Seine Lösung heißt: Ökosysteme. Allerdings weiß auch er, dass nur wenige Versicherer radikal umdenken und eine komplette neue Plattform aufbauen. Mit radikal meint er auch, nicht immer zuerst an die Integration der Altbestände zu denken. Die Bereitschaft, alte Zöpfe abzuschneiden, sei sehr selten. Was nütze da die Digitalisierung, fragt Harrassowitz.

Versicherungsmakler Herrmanns entgegnet, dass man mittlerweile durchaus auch einfach mal ausprobieren würde. Allerdings hole man sich dabei auch schon mal eine blutige Nase. Wichtig sei die Flexibilität, zu sagen „einstampfen und einen neuen Weg gehen“.

Bewährtes und Neues

Den Kundenaspekt bringt Tegtmeier in die Diskussion ein. Kunden würden von einer Versicherung Stabilität verlangen. Und da kann man immer nur vom Status Quo ausgehen. Beispielsweise könne die neue Technik für die bestehenden Produkte nicht verwendet werden. Und zudem ließe sich auch rechtlich nachvollziehen, warum Veränderungen nicht so einfach sind – allein, wenn man an die Rückversicherungsverträge denke. Da werde erst deutlich, wie komplex der Prozess zu betrachten ist.

Die Entwicklung wird demnach wohl nur Schritt für Schritt weitergehen. Doch Moderator Dr. Dirk Schilling, Head of Guidance and Captive Services bei der HDI Global SE, der den MCC-Kongress moderierte, schließt die Diskussion zur Digitalisierung optimistisch mit den Worten ab, dass die Technik die Entwicklung in der Assekuranz weitertreiben werde. Zudem käme in den Fachabteilungen die junge Generation nach, die ein digitales Umfeld fordern und fördern würde.