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24. Dezember 2020
Digitaler Wandel der Branche: Wer sind die Gewinner?

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Digitaler Wandel der Branche: Wer sind die Gewinner?

Steigt statt der Versicherer ein Anbieter von Maklersoftware oder ein Pool zur Megaplattform auf?

Makler hätten so alle relevanten Daten und Tools an einem Ort – an der Schnittstelle zwischen Versicherer und Vertrieb hätten sie mit ihrem Pool Maklerverwaltungsprogramm (MVP), Vergleichsrechner, Beratungs- und Kundentool in einem. Bereits heute geht der Trend klar zur Konsolidierung der Landschaft für Maklerdienstleistungen, sowohl bei den Pools als auch bei den MVPs und Vergleichern. Viele Anbieter versuchen hier, ihre Marktmacht zu vergrößern. Gerade die große Konkurrenz macht es aber unwahrscheinlich, dass sich ein Anbieter gegen alle Mitbewerber durchsetzt. Dazu kommt die fehlende Datenstandardisierung. Mehr als 30 Jahre nach dem Start der GDV-Branchenstandards ist man immer noch weit entfernt von einer Normierung der Datenströme. Gerade diese Standardisierung braucht jedoch jede Megaplattform. Entsprechend bleibt die Landschaft für Maklerdienstleistungen weiterhin zersplittert. 50 MVPs werden in Deutschland aktiv genutzt. Dazu kommen 18 Pools, die jeweils mehr als 10 Mio. Euro Jahresprovisionen verwalten.

Startet Bancassurance durch oder gibt es ein Comeback der Kleinmakler?

Mit einer „Finanz-Megaplattform“ könnte der Kunde sämtliche finanziellen Aspekte seines Lebens steuern: Konto, Depot, Kredit – und eben auch Versicherungen. Der Traum der Bancassurance scheint also längst nicht ausgeträumt. Im Gegenteil, viele Kooperationen von Banken und InsurTechs loten hier die Potenziale aus (z. B. Comdirect/JDC oder Deutsche Bank/Friendsurance). Können also Banken den Ver­sicherungsmarkt der Zukunft beherrschen?

Statt von Maklern und Versicherern eigene Online-Zugänge zur Verfügung gestellt zu bekommen, findet der Kunde alle Informationen zu seinen Versicherungen in seinem Banking-Portal – inklusive perfekt auf ihn zugeschnittener Angebote. So weit die Theorie. Die Regulierung besteht allerdings weiter darauf, dass Bank und Versicherer zwar zu einem Konzern gehören dürfen, rechtlich aber voneinander unabhängige Unternehmen bleiben müssen. Dies wird den Aufbau einer Allfinanz-Plattform auch in Zukunft erheblich erschweren. Eine Prognose des Autors: Dieser Traum wird sich damit wohl in näherer Zukunft nicht erfüllen.

Ohne Frage wird die eigentliche Marktmacht künftig bei demjenigen liegen, der die Kundenschnittstelle besetzt. Dies muss nicht die Plattform sein, auch wenn alle Protagonisten des Wandels derzeit auf diese Strategie setzen. Wenn diese nur die Technologie bereitstellt, vom Kunden aber gar nicht wahr­genommen wird, könnte sich die Marktmacht in Grenzen halten. Eher muss man angesichts der Tatsache, dass so viel in Plattformen investiert wird, damit rechnen, dass verschiedene Plattformen und ihre Angebote damit zur „commodity“ werden. In diesem Fall gäbe es einen harten Konkurrenzkampf, Makler könnten das ausnutzen und die Margen drücken.