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15. Dezember 2022
D&O – Wer nur auf den Preis schielt, springt zu kurz

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D&O – Wer nur auf den Preis schielt, springt zu kurz

Der Markt für D&O-Versicherungen hat erhebliche Preissteigerungen erfahren. Zuletzt gab es zwar Anzeichen für einen Stopp des Aufwärtstrends – doch das war wohl nur eine Atempause. Der Anstieg der Inflation und die Folgen der Rezession werden die Erhöhung der Prämien wahrscheinlich bereits bald befeuern.

Ein Artikel von Marcel Braun, CEO der hendricks GmbH

Aktuell gibt es in Deutschland rund 30 Anbieter von Manager-Haftpflichtpolicen – im Branchenjargon Director’s and Officer’s Liability Insurance (D&O) genannt. Getrieben durch teils besorgniserregende Schadenquoten einzelner Anbieter kam es in den Jahren 2020 und 2021 in Einzelfällen zu Prämienanhebungen von bis zu 1.000%. Damit einher gingen Deckungsausschlüsse in der D&O-Versicherung – unter anderem in den Bereichen Nachhaftung, Kontinuität und Insolvenz. Seit Jahren schon kommt es zu immer größeren D&O-Inanspruchnahmen.

Jüngstes öffentliches Beispiel ist Arcandor: Kürzlich urteilte ein Gericht 13 Jahre nach der Insolvenz des Handelskonzerns, dass Ansprüche des Insolvenzverwalters in Höhe von über 54 Mio. Euro gegen ehemalige Aufsichtsratsmitglieder gerechtfertigt sind. Und das ist bei Weitem kein Einzelfall – gerade bei Insolvenzen scheint es mittlerweile die Regel zu sein, dass Führungskräfte im Nachhinein in Haftung genommen werden. Bei der zahlungsunfähigen Fluggesellschaft Germania etwa fordert der Insolvenzverwalter insgesamt 381 Mio. Euro von mehreren Managern.

Doch auch abseits öffentlich bekannter Namen und Insolvenz­situationen kommt es in Unternehmen immer häufiger zu umfang­reicheren Forderungen gegen das (ehemalige) Management. Erst kürzlich hatte hendricks mit den Folgen einer wenig erfolgreichen Unternehmensakquisition (M&A) zu tun. Im Rahmen der Due Diligence war es zu Fehlern gekommen, die der Geschäftsführer der Käufergesellschaft nicht erkannt hatte. Der Deal wurde realisiert, gilt mittlerweile aber als „Flop“. Die Folge: Die Eigentümer der Gesellschaft forderten 110 Mio. Euro vom betreffenden Geschäftsführer. Nach jahrelangem Rechtsstreit einigte man sich zuletzt auf einen Vergleich in Höhe von 11 Mio. Euro. Auch wenn dieser Betrag sicherlich weit von der ursprünglich dreistelligen Ausgangsforderung entfernt ist, ist er doch nach wie vor ein erheblicher Aufwand für den involvierten Ver­sicherungsträger.

Entwicklung von Preisen und Deckungssummen

Als Marktführer für D&O-Ver­sicherungen in Deutschland verfügt hendricks über eine extrem umfangreiche und tiefe Kenntnis des Marktes und eine eigene Schadendatenbank. Man geht davon aus, dass die D&O-Preise in den vergangenen zwei Jahren segmentübergreifend durchschnittlich um rund 30 bis 40% erhöht wurden. Parallel dazu wurden die Deckungssummen sukzessive reduziert. hendricks schätzt, dass sich die weltweit verfügbare D&O-Kapazität mittler­weile auf weniger als 500 Mio. Euro halbiert hat.

Insbesondere für große Konzernunternehmen oder überdurchschnittlich komplexe und hohe Risiken gibt es bereits im aktuellen Marktumfeld nicht ausreichend Kapazitäten zu annehmbaren Preisen. Konnte man beispielsweise vor wenigen Jahren noch Deckungssummen über 700 Mio. Euro weltweit einkaufen, so kommt man heute häufig schon bei 350 Mio. Euro an Grenzen. Viele Versicherer haben ihre Deckungssumme massiv reduziert und erhöhen diese nicht oder nur sehr langsam wieder.

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Ein Artikel von
Marcel Braun